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mayday mayday ... eastern wings 610

mayday mayday ... eastern wings 610

Titel: mayday mayday ... eastern wings 610 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nicht?«
    »Nein. Bei uns handelt es sich um persönlich haftende Gesellschafter. Wenn es erforderlich wird, können die jeweils aus ihrem Privatvermögen nachschießen.«
    Faber warf einen sehnsüchtigen Blick zum Zimmer. Brückner verstand: »Dann trinken Sie halt noch einen Schluck, Mann. Haben Sie Mineralwasser im Zimmer?«
    »Ich glaube schon.« Faber versuchte sich zu erheben. Brückner drückte ihn in den Sessel zurück: »Lassen Sie mal. Ich besorg' das schon.«
    Im Zimmer maß er den Whisky ab wie ein Arzt. Kein Tropfen zuviel, aber auch keinen zu wenig. Das Rezept wirkte. Faber bekam wieder Farbe im Gesicht.
    »Stutz war einer der Gesellschafter«, sagte er.
    »Stutz?«
    »Ja. Allerdings hat er, im Gegensatz zu den anderen, so ziemlich alles in den Betrieb gesteckt, was er besaß. Und Stutz war es auch, der mir ständig im Nacken saß. Praktisch spielte er bei der Falcon Air den technischen Direktor. Da hat der Stauder schon recht: Wenn man uns mit den anderen Kleinen vergleicht, haben wir einen extrem hohen Wartungsstand aufzuweisen. Und nicht nur das: Stutz sorgte auch dafür, daß die Maschinen von Grund auf überholt wurden. Neue Triebwerke, Instrumentenaustausch.«
    »Aber das kostet doch ein Heidengeld?«
    »Richtig. Aber er behauptete, es gäbe tausend Möglichkeiten und Tricks, durch Sparen Ausgaben reinzuholen, der technische Standard aber müsse ›first class‹ sein.«
    Brückner sah über die Bäume zum Meer hinaus. Walter Stutz? Nun, eine Philosophie, die ihm verdammt gut gefiel.
    »Wie konnte er sich damit bei den Geldgebern durchsetzen?«
    »Er konnte. Ich weiß nicht, wie. Vielleicht lag's an ihm. Viele Worte machte der nicht. Er war ein fanatischer Techniker. Die anderen verstanden nicht allzuviel von dem Geschäft. Jedenfalls ließen sie ihm in dieser Hinsicht freie Hand.«
    »Die Tricks, von denen Sie zuvor gesprochen haben?«
    »Einen hat er ja angewandt.« Faber griff wieder nach dem Glas. Noch war die Hälfte drin. Als er es absetzte, war es leer, und er hustete. »Wissen Sie, ich bin kein Whiskytrinker. Mich hauen schon ein paar Drinks um. Ich trinke überhaupt nichts. Ein bißchen Rotwein ab und zu zum Essen. Es war einfach zuviel. Verstehen Sie?«
    »Der Trick, Faber?«
    »Der, den er bei diesem Flug angewandt hat, war sein letzter. Er endete tödlich.«
    Faber starrte in sein Glas.
    »Nun reden Sie schon!«
    »Treibstoffersparnis. Sein großes Hobby. Er war verrückt. Irgendwo muß er verrückt gewesen sein. Gibt ein Vermögen an Ersatzteilen und Wartung aus, und dann das … Glaubte, mit ein paar tausend Franken gespartem Flugbenzin hole er alles wieder rein.«
    »Also, reden Sie endlich!«
    »Vor dem Start wurde anhand des Gewichts und der sonstigen Konditionen der voraussichtliche Treibstoffverbrauch errechnet und dann losgeflogen. Geringeres Gewicht gleich geringerer Treibstoffverbrauch gleich geringere Kosten. Sie kennen das doch?«
    »Ja«, sagte Brückner trocken, »aber in dem Ausmaß nur bei der Aeroflot. Unter das gesetzliche Minimum geht doch keiner.«
    Er überlegte. Bei einem Transatlantikflug zum Beispiel bedeutete die Mitnahme von tausend Kilogramm Kerosin zum Zielort beinahe vierhundert Kilo verbrauchten Treibstoff. Außerdem setzten die großen Liniengesellschaften ihre Rechencomputer auch bei Mallorca-Flügen in Marsch. Doch was sich hier langsam herausschälte, hatte mit Kalkulation nichts mehr zu tun. Es war – wie nannte es Faber – schon eher Fanatismus.
    »Und die Sicherheitsreserve?«
    »Auch die wurde so gering wie möglich angesetzt.«
    »Gering? Und was heißt das?«
    Faber richtete sich auf. »Hören Sie mal, Brückner! Was soll das alles, verdammt noch mal? Wollen Sie mich fertigmachen? Sie spielen sich hier auf, als seien Sie der Detektiv. Ich hab' jetzt langsam genug, also wirklich. Schließlich sind Sie LH-Mann.«
    »Und gehören damit zur Konkurrenz, wollten Sie doch sagen? Die Antwort kennen Sie bereits, Herr Faber. Ich will die Wahrheit. Und auch ich habe einen Grund. Und ich will annehmen, daß Sie den begreifen.«
    »Was für einen Grund?«
    »Meine Frau war unter den Toten …«
    Faber riß die Augen weit auf. Sein Gesicht war jetzt weiß wie die Wand, vor der er saß. Unter den Backenknochen erschienen zwei abgezirkelte rote Flecken.
    »Nein.«
    Brückner gab keine Antwort auf dieses ›Nein‹, und Faber brauchte ihm nur in die Augen zu sehen, um zu wissen, warum.
    Wieder, wie in so vielen Augenblicken zuvor, überkam Paul Brückner das

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