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mayday mayday ... eastern wings 610

mayday mayday ... eastern wings 610

Titel: mayday mayday ... eastern wings 610 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ein pickliger, blasser rothaariger Junge dabei, die Gläser zu füllen.
    Er versuchte, sich zu ihm durchzukämpfen. Vor ihm stand eine Frau in einem altmodischen, geradezu lächerlich auffallenden, tief ausgeschnittenen Partykleid aus stahlblauer Atlasseide. Der Kopf schnappte herum.
    »He? Drücken kann jeder. Aber fein ist das nicht.«
    Puder lag fingerdick auf Schultern und Gesicht. Stimme und Kehlkopf waren die eines Mannes. Ein Transvestit.
    »Guck an! Sympathisch, sympathisch. Gibst du einen Schampi aus, Commendatore?«
    Brückner ging weiter. Es hatte noch nicht angefangen, und es wurde ihm schon zuviel. Er hielt einen der vorbeirennenden Kellner am Arm fest.
    »Entschuldigung, wo finde ich Bernier?«
    »Wieso?«
    »Ich hätt' ihn gern gesprochen.«
    »Können Sie nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Der hat zu tun.«
    »Und seine Frau?«
    »Die ist weg.«
    »Aber wo ist er? Im Haus?«
    Der Mann sah ihn nur an, schüttelte Brückners Hand ab und ging weiter. Brückner fühlte den Pulsschlag in der rechten Schläfe schneller werden. Er zwang sich zur Ruhe.
    Der stahlblaue Transvestit hatte inzwischen seinen Platz aufgegeben und sich kichernd zu zwei Männern in eine Ecke gezwängt. Sein Platz war frei.
    »Ein Bier?« fragte der Junge hinter der Theke.
    Brückner schüttelte den Kopf. »Ich möchte Herrn Bernier sprechen.«
    »Das geht jetzt nicht.« Der Junge ließ einen goldhellen Bierstrahl in die Gläser schießen.
    »Das muß aber gehen. Sagen Sie ihm, es ist dringend. Ich komme von Ingenieur Baumann von der Crossair. Und es handelt sich um eine wichtige Sache.«
    Das Bier schäumte über. Der Junge hatte am Hahn einen Fehler gemacht. Er ließ auch den Spatel liegen und schüttete das Bier weg.
    »Baumann von der Crossair?«
    »Ja. Von der Crossair. Wirklich, es ist dringend!«
    »Moment …«
    Der Junge hatte graue, aufmerksame Augen. Er winkte einen der Kellner herbei, damit der seine Arbeit übernahm, kam hinter der Theke hervor und legte Brückner flüchtig die Hand auf den Ärmel. »Ich bring' Sie zu ihm. Wissen Sie, das ist heute ein total verrückter Tag.«
    Nicht nur der Tag, dachte Brückner, auch die Vorstellung, daß sich ein Chefmechaniker einen derartigen Laden als Zweitjob zulegt.
    »Hier. Bitte!«
    Der Junge öffnete eine Tür. Sie führte in einen Korridor. Dort gab es weitere Türen. Er öffnete die zweite von rechts ohne zu klopfen, und sagte: »Da ist einer, den der Baumann von der Crossair schickt.« Er zog die Tür zu.
    Brückner sah sich um. Er sah einen Fernsehschirm, auf dem ein Fußballspiel lief, und davor einen eleganten, sicher sehr, sehr teuren Fernsehsessel aus schwarzem Leder. Darin lag ein Mann. An den Wänden gab's Regale mit Büchern, in den Ecken Gummibäume und neben dem Mann und dem Fernsehsessel einen Glastisch, auf dem eine Flasche Grappa und eine halb ausgetrunkene Flasche Rotwein standen.
    Der Mann im Sessel versuchte sich zu erheben. Er spannte die schmächtigen Schultern, schob das rechte Bein über die Stuhlkante und setzte den rechten Fuß auf, überlegte es sich dann wohl anders, gab die Anstrengung auf, ließ sich in den Stuhl zurücksinken und drehte Brückner lediglich den Kopf zu.
    Brückner grinste. Seit Jahren hatte er mit Schweizern zu tun. Und wenn er etwas an ihnen schätzte, dann war es ihre rationale, penible Nüchternheit. In den letzten Stunden schien er nur noch durchgeknallten Besoffenen zu begegnen. Und dies in der Flugbranche!
    »Baumann?« flüsterte der Mann im Sessel. »Ausgerechnet Baumann …«
    »Wieso ausgerechnet?«
    »Weil ich gerade an Baumann gedacht habe.«
    »Ich denke, Sie sehen Fußball?«
    »Ich? Was? Ach so. Das Spiel läuft doch ohne Ton. Weißt du, wenn du zusehen kannst, wie andere rennen, hat das was unheimlich Beruhigendes.«
    »Stimmt.«
    »Den Baumann hat der Trick immer begeistert. Und er hat's immer gewußt. Das ist sein größtes Talent, andere rennen zu lassen. Darin ist er Weltmeister, das Arschloch. – Und der schickt dich?«
    Brückner nickte. Der Mann in der Fernsehliege nahm einen zweiten Anlauf. Diesmal schaffte er es. Er stand zwar etwas schwankend, aber endlich sah Brückner sein Gesicht. Mit dem spitzen Kinn wirkte es fast dreieckig. Darauf lag ein schlaffes, nicht unfreundliches, aber fast ergebenes Grinsen.
    »Ich glaub', du hast dir den falschen Tag ausgesucht«, sagte er schließlich.
    »Vielleicht«, erwiderte Brückner lächelnd. Es gab keinen Grund, sich überrascht zu zeigen. Wartungsspezialisten, besonders

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