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mayday mayday ... eastern wings 610

mayday mayday ... eastern wings 610

Titel: mayday mayday ... eastern wings 610 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zur Kenntnis. Ihr Gesicht war knallrot, sie wirbelte herum und brüllte in die noch geöffnete Tür: »Das kann ich dir sagen, Achim: Ich laß' mir das nicht länger bieten! Ich laß' mir von der Happkes nicht jeden Nachmittag den Liegestuhl klauen! Und wenn du ein zu großer Schlappschwanz bist, um das abzustellen, übernehm' halt ich das. Und zwar total.«
    »Verzeihung!«
    Er schob sie zur Seite.
    Am Ende des Korridors, nach einem Rechtsknick, gab es noch drei Türen. Die mittlere war die zweihundertfünfunddreißig.
    Er klopfte.
    Nichts.
    Er klopfte energisch.
    Da drinnen blieb es still wie in einer Gruft.
    »Herr Faber!« Während er den Namen rief, versuchte Brückner sich vorzustellen, was Faber veranlaßt haben könnte, sich einzusperren. Sich in andere Leute hineinzuversetzen war bisher nicht gerade sein Job gewesen. Das schien sich zu ändern: Seit Stunden hatte er das bei einem Piloten namens Walter Stutz versucht, nun war der Mann für die Hardware dran, der technische Direktor der Falcon Air. Und der spielte noch immer tote Maus.
    Er versuchte es mit dem dämlichsten Trick, der ihm einfiel: »Herr Faber! Tut mir leid, aber hier ist ein Telegramm für Sie gekommen!«
    Und es klappte. Im Zimmer wurden Geräusche laut. Dann öffnete sich die Tür: Faber. Er trug einen dieser kurzen schwarzen Judomäntel um den Oberkörper. Er war blaß, hatte wilde Haare und starrte ihn aus rotumränderten Augen an.
    »Sie?«
    »Ja, ich.«
    Faber war etwas größer als Brückner, sehr schlank und hatte am Morgen bei der Sitzung auf ihn den Eindruck des typischen karrierebewußten, effizienten Angestellten gemacht. Dies hatte sich geändert. Da war etwas in seinem Blick, das krank wirkte, geradezu ansteckend krank.
    Er schob ihn beiseite und trat ein. Sturzbesoffen! Wie sonst hätte er unter der Wirkung der eher sanften Berührung zu taumeln begonnen? Auf dem Nachttisch neben dem zerwühlten Bett stand eine Flasche Whisky. Anscheinend hatte er doch nicht genug davon abgekriegt, denn plötzlich duckte er sich ab, holte aus, um einen Schwinger in Brückners Richtung sausen zu lassen. Der Schlag ging ins Leere. Brückner schnappte sich Fabers anderes Handgelenk, riß ihn herum und warf ihn aufs Bett.
    Da saß er nun, die Hände in seine dunkelblonde Lockenwirrnis vergraben.
    »Was soll das, Faber?«
    Keine Antwort kam. Nur leise, stöhnende Laute. Dann griff er nach dem Glas. Brückner war schneller. Er entzog es ihm, füllte es im Bad mit Wasser, ging zurück, bog Faber den Kopf zur Seite und schüttete ihm den Inhalt des Glases ins Gesicht.
    Faber versuchte hochzukommen – und sank wieder zusammen. Ein feines Rinnsal rann auf seine nackte Brust. Auf dem schicken Kimono erschienen Wasserflecken.
    »Sie sind ja verrückt …«
    »Und Sie? Sie doch auch.«
    »Hauen Sie ab.«
    »Was ich nicht kapieren kann, Herr Faber: Warum wollten Sie mich mit Prügeln empfangen?«
    »Sie kommen einfach rein …«
    »Ich wollte Sie besuchen.«
    »Ich will niemand sehen. Ich kann, kann niemand sehen. Und was soll der Scheiß mit dem Telegramm?«
    Er sagte nicht ›Scheiß‹, er sagte irgend etwas Schwyzerdütsches wie ›Schiess‹.
    »Geht Ihnen also nicht besonders gut. Ist das der Grund für Ihre Schau?«
    Faber schwieg und starrte vor sich hin. Brückner überlegte. Er brauchte ihn. Und er brauchte ihn nüchtern.
    »Paß auf, Faber, ich kann mir ja vorstellen, daß es nicht einfach ist, den Rest des Lebens mit der Vorstellung zu verbringen, zweihunderteinundsechzig Leute auf dem Gewissen zu haben.«
    Das riß ihm den Kopf zurück. Sein Gesicht hatte sich verändert. Mit dem spitzen Kinn, dem aufgerissenen Mund, den fiebernden Augen wirkte es wie eine Tragödienmaske aus dem Theaterfundus.
    »Das hab' ich nicht! Das, das ist gemein! Ich, ich habe damit nichts zu tun.«
    »Nein? Wirklich nicht? Darüber möchte ich mit Ihnen reden.«
    »Scheren Sie sich zum Teufel!«
    »Das ist nicht nett von Ihnen. Außerdem, ich denke nicht daran, das muß Ihnen doch klar sein.«
    »Nein.«
    »Na, dann muß ich es Ihnen beweisen.«
    Brückner griff zu. Er schob Faber beide Hände unter die Achseln und stellte ihn erst mal auf die Beine. Da war zunächst nichts als Fassungslosigkeit in Fabers Blick, dann versuchte er mit der Stirn nach ihm zu stoßen. Aber Brückner drehte ihm das Kinn mit so viel Kraft schräg nach oben, daß es knackte.
    Gott sei Dank, die Duschkabine war nicht weit!
    Er stieß Faber hinein, stellte das Wasser auf heiß und drehte den

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