Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mayday

Mayday

Titel: Mayday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas H. Block , Nelson DeMille
Vom Netzwerk:
tief durch und schüttelte den Kopf, als könne er seine Benommenheit dadurch abschütteln. Seine Symptome glichen einem gewaltigen Kater, aber sie klangen bereits rasch ab. Offenbar hatte der plötzliche Druckabfall ihm nicht ernstlich geschadet. Das Ganze hatte Ähnlichkeit mit einem schweren Alkoholrausch. Ein Rausch war vermutlich schlimmer. Berry fühlte sich schon fast wieder normal.
    John Berry griff nach der Türklinke. Er erinnerte sich daran, daß die Tür sich vorhin nicht hatte öffnen lassen. Aber die Belüftungsanlage der Straton 797 arbeitete nicht mehr, seitdem die Maschine dichtere Luftschichten erreicht hatte, und aus denDüsen hinter Berry kam keine Luft mehr. Zu seiner Überraschung ließ die Tür sich mühelos öffnen. Er riß sie auf und trat in die Erste Klasse hinaus.
    Er hatte keine bestimmte Vorstellung von dem Anblick, der sich ihm in der Kabine bieten würde. Daran hatte er noch nicht bewußt gedacht; im Unterbewußtsein erwartete er jedoch keine wesentlichen Veränderungen. Der erste Schock war so gewaltig, daß Berry taumelnd gegen die Glasfaserwand zurückwich. Er öffnete den Mund wie zu einem Schrei, ohne aber einen Laut von sich zu geben.
    Ein Bild der Verwüstung! Die schlimmsten Schäden waren im vorderen Teil der Touristenkabine aufgetreten – kaum zehn Meter von Berrys Standort entfernt. Er starrte dieses Bild vor Entsetzen sprachlos an. Der Vorhang zwischen der Ersten und der Touristenklasse war weggerissen, so daß Berry die gesamte Länge des Flugzeugrumpfes überblicken konnte.
    Durch das gezackte Loch in der linken Flanke der 797 sah Berry die Tragfläche und darunter den blauen Pazifik. Um das Loch herum lag ein auf den ersten Blick unidentifizierbarer Trümmerhaufen. Erst als Berry sich darauf konzentrierte, erkannte er einzelne Bestandteile: Sitzschienen, Sitzteile und Handgepäck.
    Während er diese Trümmer absuchte, bemühte er sich, das Gesehene zu begreifen. Im Flugzeugrumpf waren zwei Löcher zu erkennen. Das auf der rechten Seite war erheblich größer und unregelmäßiger als das auf der linken. Die aufgerissene Duraluminbeplankung vibrierte in der Luftströmung und verstärkte das Heulen des Windes durch ihr unheimliches Dröhnen. Nichts wies darauf hin, daß es an Bord gebrannt haben könnte. Aber Berry gelang es nicht, aus dem bisher Gesehenen auf eine Unglücksursache zu schließen. Als Laie besaß er nicht die nötigen Fachkenntnisse, um die einzelnen Stücke dieses Puzzles zu einem Gesamtbild zusammensetzen zu können.
    John Berry erkannte allmählich, daß die Lache unter dem Trümmerhaufen tatsächlich Blut war, und spürte, daß ihm der kalte Schweiß ausbrach. Zwischen den Wrackteilen konnte er jetzt Fleischfetzen und abgerissene Arme und Beine ausmachen. Ein Rumpf ohne Kopf war zwischen einem Sitz und dem gezackten Rand des Loches eingeklemmt.
    Berry wandte sich entsetzt ab. Er spürte einen Brechreiz und begann zu würgen. Sein Herz klopfte wie rasend. Er hatte das Gefühl, das Bewußtsein zu verlieren, schloß die Augen und lehnte sich gegen die Wand neben der Tür.
    Dann blickte er nach vorn. Dort wirkte alles ganz normal, wenn man davon absah, daß sich über allen Sitzen Klappen geöffnet hatten, aus denen Sauerstoffmasken hingen. Aber dann fiel Berry auf, was hier fehlte: Leben! Die Passagiere saßen bewegungslos auf ihren Plätzen – wie Schaufensterpuppen in einem naturgetreu aufgebauten Flugzeugmodell.
    Er ging langsam zu seinem Platz. In der Reihe davor saß ein Mann, mit dem er einige freundliche Worte gewechselt hatte. Pete Brandt aus Denver, wie er sich erinnerte. Berry griff nach Brandts Handgelenk und versuchte, den Puls zu fühlen. Nichts. Er berührte die Lippen des vor ihm Sitzenden mit dem Handrücken, ohne einen Atemzug zu spüren.
    Berry sah sich um und erkannte, daß Brandt und alle Passagiere, die in der Ersten Klasse auf seiner Seite der Maschine saßen, keine Sauerstoffmasken hatten. Aus irgendeinem Grund hatten die Deckenfächer, in denen die Masken lagen, sich dort nicht selbständig geöffnet. Berry starrte seinen Sessel an. Ich wäre auch tot, dachte er.
    Die meisten Fluggäste auf der anderen Seite der Kabine hatten ihre Sauerstoffmasken aufgesetzt. Berry trat auf den nächsten Passagier zu. Der kahlköpfige ältere Mann hatte ihm freundlich zugenickt, als sie an Bord gegangen waren.
    Ein Blick genügte, um Berry zu zeigen, daß der Mann tot war. Sein Gesicht war von Todesangst und Schmerzen gezeichnet. Aber er trug eine

Weitere Kostenlose Bücher