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Mayday

Mayday

Titel: Mayday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas H. Block , Nelson DeMille
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erteilt.«
    Randolf Hennings starrte den jungen Commander angewidert an. Er befehligt seine Männer nicht. Er gebraucht sie, dachte Hennings. Solche Leute waren als Vorgesetzte ungeeignet; sie konnten einer Besatzung, einem Schiff oder einer Marine nur schaden. »Seien Sie nicht überrascht, wenn Ihre Untergebenen gelegentlich gegen den Wind kreuzen.«
    »Überrascht? Nein, das würde mich verblüffen!« Aber Sloan merkte sofort, daß er mit dieser Antwort den Bogen überspannt hatte. Er bedauerte seine vorschnelle Erwiderung. Dadurch hatte er Hennings nur gegen sich aufgebracht. Sloan versuchte, seinen Fehler wiedergutzumachen. »Sie haben recht, Admiral«, erklärte er Hennings lachend. »Manchmal versuchen sie, gegen den Wind zu kreuzen. Wer hätte das noch nie getan?«
    Hennings nickte wortlos. Er wehrte sich innerlich dagegen, mit Sloan in Verbindung gebracht werden zu können. Der Auftrag geht über alles, ermahnte er sich. Private Antipathien müssen dahinter zurückstehen.
    »Wir versuchen, einen Auftrag auszuführen, nicht Punkte zu machen«, stellte der Admiral a. D. fest. Sloan grunzte eine unverständliche Antwort und konzentrierte sich dann auf Moriartys Schaltpult. Er kannte sich mit den Geräten aus und überprüfte sie jetzt, um sich ihre Funktionsweise ins Gedächtnis zurückzurufen. Hennings beobachtete ihn dabei und seufzte dann. Vielleicht war er zu kritisch gewesen. Vielleicht wurde er allmählich alt. Die Zeiten hatten sich geändert. Dies war Sloans Schau. Niemandem war damit gedient, wenn er das Selbstvertrauen des Commanders untergrub oder seine Methoden mißbilligte – am wenigsten der Marine.
    »Nur noch ein paar Minuten, Admiral.« Sloan spürte, daß Hennings unzufrieden war. Auch diesen Faktor mußte er berücksichtigen. Die erfolgreiche Raketenerprobung stand im Vordergrund, aber ein gutes Verhältnis zu dem pensionierten Admiral war fast ebenso wichtig. Sloan wußte, daß er den Alten vergrämt hatte und daß er sich anstrengen mußte, um ihre Beziehungen auf ebenen Kiel zurückzubringen. Das ließ sich am besten durch Erfolg der Phoenix erreichen. Nichts machte Menschen freundlicher als ein gemeinsamer Erfolg.
    Hennings setzte sich auf den Rand des Schaltpults. Er starrte schweigend seine Schuhspitzen an.
    Sloan räusperte sich. Falls alles klappte, war er den unbequemen Besucher innerhalb einer Stunde los. »Jetzt dauert’s nicht mehr lange«, sagte er, um das Schweigen zu brechen. »Matos müßte unser Ziel bald in Sicht haben.«
    Für Leutnant Matos bot das Ziel zunächst einen gewohnten Anblick: ein schwarzer Punkt, der scheinbar unbeweglich am Himmel hing. Da jeglicher Größenvergleich fehlte, waren seine Abmessungen nicht näher bestimmbar.
    Das Ziel behielt seinen Steuerkurs von 342 Grad bei. Seine Geschwindigkeit war während des Sinkflugs zurückgegangen und betrug jetzt 340 Knoten. Da die F-18 dreimal schneller flog, holte Matos rasch auf. »Navy drei-vier-sieben hat Sichtkontakt«, meldete er über Funk.
    »Verstanden«, bestätigte Sloan. Seine Stimme klang ungeduldig. Matos ließ sich davon nicht beeindrucken. Er hatte aufgehört, sich wegen Sloan Sorgen zu machen, und konzentrierte sich statt dessen ganz auf die vor ihm liegende Aufgabe. Seine linke Hand nahm die beiden Leistungshebel etwas zurück, um die Geschwindigkeit der F-18 der des Zielflugkörpers anzugleichen. Ähnliche Aufgaben hatte er schon oft gelöst, wenn es galt, zum Formationsflug zu seiner Staffel aufzuschließen. Alle seine Kameraden kannten Peter Matos als erstklassigen Piloten.
    Aber heute hatte er Schwierigkeiten. Das Ziel blieb in weiter Entfernung. Matos hatte sich verschätzt und seine Geschwindigkeit zu früh herabgesetzt. Seine instinktiven Reaktionen waren irgendwie von falschen Voraussetzungen ausgegangen. Matos warf einen Blick auf seinen Radarschirm.
    9600 Meter! Um Himmels willen, dachte er, wie kann die Entfernung noch so groß sein? Matos sah wieder nach vorn. Er steigerte seine Geschwindigkeit, und der Abstand verringerte sich. Der schwarze Punkt war offenbar keine Drohne. Er war zu groß. Deshalb hatte der Leutnant sich verschätzt. Er hatte mit einem fünf Meter langen Flugkörper gerechnet und seine Geschwindigkeit entsprechend früh herabgesetzt.
    Je geringer die Entfernung wurde, desto schneller wurde das Ziel größer. Es war riesig. Als erstes waren Rumpf und Tragflächen zu erkennen; dann folgte das Leitwerk. Matos hockte wie vor den Kopf geschlagen in seinem Sitz. Vor ihm

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