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Mayday

Mayday

Titel: Mayday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas H. Block , Nelson DeMille
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sondern schnell vor, ließ die Minuten verfliegen und machte die Verspätung noch größer. Und brachte einen dazu, sich alles mögliche einzubilden.
    John Berry saß auf dem Platz des Captains der Straton 797 in hellem Sonnenschein. Er hielt das Handmikrophon an die Lippen, drückte erneut den Sprechknopf und sprach laut. »Verstehen Sie mich? Wer versteht mich?« Er hatte dicke Schweißperlen auf der Stirn, und seine Kehle war wie ausgedörrt.
    Mit der rechten Hand schaltete er auf eine andere Frequenz um und wieder zurück. »Mayday. Wer versteht Mayday? An alle: Mayday. Kommen.« Er lehnte sich zurück und horchte angestrengt. Aber er hörte nur das gleichmäßige Summen der Lautsprecher.
    Berry sank in den Sitz zurück. Er wußte nicht mehr weiter. Als Privatpilot kannte er sich mit Funkgeräten aus, und die Geräte der Straton 797 schienen sich nur unwesentlich von denen der Skymaster zu unterscheiden. Trotzdem mußte etwas in ihnen anders sein. Offenbar gehörte irgendein Trick dazu, sie wirklich zum Senden zu bringen. Aber welcher? Und warum? Weshalb sollten diese Funkgeräte anders arbeiten. »Verdammt noch mal!« murmelte Berry vor sich hin.
    Er fragte sich, wie er diese Maschine fliegen können sollte, wenn er nicht einmal mit den Funkgeräten zurechtkam?
    Der Drang, mit irgend jemand zu sprechen, war übermächtig geworden. Berry ging es nicht mehr nur darum, die Katastrophe zu melden und Hilfe anzufordern, sondern er hatte das starke Bedürfnis, eine menschliche Stimme zu hören – nur um ihrer selbst willen. Aber je länger die Funkstille dauerte, desto hoffnungsloser wurde ihre Lage, und Berry schwankte zwischen Hysterie und Verzweiflung hin und her. Seine Hände zitterten so heftig, daß er das Mikrophon nicht mehr halten konnte. Berry lehnte sich zurück, holte tief Luft und bemühte sich, ruhiger zu werden.
    Er betrachtete die Instrumente. Alles sah gut aus, aber da es ihm nicht gelungen war, die Funkgeräte richtig zu bedienen, zweifelte er auch an seiner Fähigkeit, Standardinstrumente abzulesen. Und die Straton 797 war hauptsächlich mit den gewohnten Bordinstrumenten ausgerüstet, die Berry kannte. Aber die angezeigten Werte – Höhe, Geschwindigkeit, Treibstoffvorrat, Betriebstemperaturen waren ausnahmslos vervielfacht. Er bemühte sich, das Problem dadurch in den Griff zu bekommen, daß er sich vorstellte, in der Skymaster zu sitzen.
    Berry kontrollierte die Treibstoffanzeige. Knapp halbvoll. Allerdings konnte er nicht beurteilen, was das in dieser Höhe und bei dieser Geschwindigkeit bedeutete. Aber das würde sich aus der Verbrauchsentwicklung ergeben. Er starrte die Steuerhörner und Ruderpedale an, die kaum wahrnehmbare Ausschläge machten. Die Maschine lag ruhig in der Luft.
    Dann fiel ihm etwas auf: In der Nähe seines linken Knies war die rote Schutzhaube eines Schalters zurückgeklappt. Berry las darauf AUTOPILOT-HAUPTSCHALTER und sah, daß der Schalter auf EIN stand. Er ahnte, was passiert war. Der Captain mußte die Nerven oder das Bewußtsein verloren haben, bevor er diesen letzten Handgriff hatte tun können. Berry nickte. Das war irgendwie logisch. Aber für ihn gab es keinen so einfachen Ausweg. Noch nicht. Er beugte sich nach vorn und ließ die Schutzhaube wieder einrasten.
    Er stellte fest, daß er von einem gesunden Zorn gegen das Schicksal im allgemeinen und den Tod im besonderen beherrscht wurde. Vielleicht nur deshalb, weil er seiner Frau noch erzählen wollte, was er wirklich von ihr dachte. Er wollte nichts unerledigt liegenlassen. Berry griff wieder nach dem Mikrophon. »Mayday! Mayday, ihr Dreckskerle! Antwortet auf Mayday!«
    John Berry wechselte die Frequenzen, auf denen er sprach, und benützte abwechselnd die interne Frequenz der Fluggesellschaft, auf der der Captain zuletzt gesprochen hatte, und die beiden internationalen Notfrequenzen. Er war sich darüber im klaren, daß er sich auf diesen beiden Frequenzen auf den eigentlichen Notruf beschränken mußte. Die eigentlichen Erklärungen hatten Zeit bis später. »Mayday! Mayday! Mayday! Mayday! Mayday!« Aber er hoffte vergebens auf Antwort.
    Aus Verzweiflung begann er schließlich, auf den vier Funkgeräten im Cockpit willkürlich Frequenzen einzustellen. »Mayday, Mayday, Mayday, Mayday.«
    Er schaltete auf die interne Frequenz der Fluggesellschaft zurück. »Hier Trans-United Flug …« Welche Nummer hatten sie? Welchen Unterschied machte das schon? Berry versuchte, sich an die Nummer auf seinem Bordpaß zu

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