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Mayday

Mayday

Titel: Mayday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas H. Block , Nelson DeMille
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wickelte den Gürtel von seiner Hand und steckte ihn in die Hosentasche. »Kommen Sie. Schnell!« Er sah sich über die Schulter nach den drei Männern und zwei Frauen auf der hufeisenförmigen Couch um. Einige von ihnen bewegten sich jetzt. »Beeilen Sie sich!«
    Stein kam in den Salon herauf. »Um Himmels willen, was ist eigentlich …«
    »Später!« unterbrach Berry ihn. »Sie sind nicht zufällig Pilot?«
    »Nein, natürlich nicht. Ich bin Redakteur.«
    John Berry hatte geglaubt, ihn könne nichts mehr erschüttern, aber nach dieser Antwort sank sein Herz noch tiefer. Er warf Stein einen prüfenden Blick zu. Um die vierzig. Muskulös und sportlich. Intelligentes Gesicht. Er konnte ihm bestimmt irgendwie helfen.
    Stein starrte die Cockpittür an. »He, was ist mit dem Piloten, verdammt noch mal?«
    Berry zeigte mit dem Daumen über die Schulter.
    Der andere zuckte zusammen, als er die Uniformierten auf dem Fußboden erkannte. »Großer Gott, was …«
    »Sie sehen selbst, was mit ihnen los ist, Mr. Stein. Die können wir abschreiben. Reden wir lieber davon, wie wir überleben können.«
    »Überleben«, wiederholte Stein tonlos. Er hatte geahnt, daß etwas Schlimmes passiert war, aber er war der Überzeugung gewesen, die Piloten seien noch auf ihren Plätzen. Er starrte die Steuerhörner an, die sich kaum merklich bewegten. »Aber wer …?«
    »Der Autopilot«, antwortete John Berry.
    »Was ist passiert?«
    Berry zuckte mit den Schultern. »Ich tippe auf eine Bombenexplosion.« Aber die beiden Löcher sahen nicht wie das Ergebnis einer solchen Detonation aus, und er hatte auch keine gehört. »Haben Sie etwas gehört oder gesehen?«
    Stein schüttelte den Kopf.
    Die beiden Männer standen verlegen in der Mitte des Salons und wußten nicht recht, was sie als nächstes tun sollten. Ausmaß und Geschwindigkeit der Katastrophe hatten sie aus dem Gleichgewicht gebracht, und sie brauchten diese Pause, um die Orientierung zurückzugewinnen. Stein fragte schließlich: »Nur wir zwei?«
    Berry sah zum Cockpit hinüber. »Du kannst rauskommen!«
    Linda kam aus dem Cockpit und stellte sich neben Berry, der ihr schützend einen Arm um die Schultern legte. Er spürte, daß sie zitterte. »Das hier ist Mr. Stein«, erklärte er ihr. »Er wird uns helfen.«
    Stein lächelte geistesabwesend. Er sah sich noch immer im Salon um.
    »Ich bin John Berry.« Er streckte ihm die Hand entgegen.
    Stein griff wortlos danach.
    Berry sah lächelnd auf das Mädchen herab. »Das hier ist Linda Farley.«
    Es war surreal, aber zugleich beruhigend, auf hergebrachte Formen zu achten. Das war das einzige, was sie noch tun konnten. Normales, zivilisiertes Benehmen würde hoffentlich rationales Denken und Handeln nach sich ziehen. »Ich schlage vor, daß wir uns hinsetzen.« Berry fühlte sich in Salon und Cockpit beinahe als Hausherr. Er zeigte auf eine unbesetzte Couch in der Nähe der Cockpittür. »Brauchen Sie einen Drink, Mr. Stein?«
    »Harold. Ja, bitte.«
    Berry trat an die Bar, fand zwei Canadian Clubs und eine weitere Colabüchse und brachte die Getränke mit zur Couch. Er schraubte seine kleine Flasche auf und trank. Die Szene um ihn herum hatte ihn noch vor zehn Minuten schwer erschüttert, aber inzwischen war sein Überlebenstrieb stärker: Er ignorierte die Verwüstungen, die Toten und die Sterbenden als irrelevant und konzentrierte sich auf die Probleme, die zu lösen waren, wenn sie überleben wollten.
    Harold Stein trank seinen Whisky und beobachtete dabei die anderen. Die beiden Uniformierten, von denen sich nur einer gelegentlich bewegte, lagen neben dem Klavier. Ein dritter, halb zugedeckter Uniformierter lag an der Rückwand des Salons. Die Bar in der entgegengesetzten Ecke war nur mehr ein Trümmerhaufen. Vor sich hatte Stein eine zweite hufeisenförmige Couch mit drei Männern und zwei Frauen, die alle noch angeschnallt waren. Sie bewegten sich von Zeit zu Zeit krampfhaft und präsentierten ihm dabei immer groteskere Tableaus. Stein wandte sich ab und betrachtete die Sesselreihe an der linken Wand. Ein Mann mit schwarzer Brille saß wie erstarrt da, während seine Hände nach der neben ihm hängenden Sauerstoffmaske zu greifen schienen. Auch der alte Mann, der quer über einem der niedrigen Tischchen lag, schien tot zu sein. Eine alte Frau kauerte hinter einem Sessel, sah gelegentlich dahinter hervor und wimmerte leise. Eine junge Stewardess, die ebenfalls bei Bewußtsein war, lag zwischen den Sesseln auf dem Teppichboden

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