Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)
nicht in Frage.
„Schade!“, meinte ihre Mutter. „Manchmal muss man ein bisschen leiden, wenn man schön aussehen möchte.“
Mayra gab darauf lieber keine Antwort und schlüpfte in Modell Nummer zwei, das aus bunten Schnüren geflochten war. „Ich komm mir darin vor wie ein aufblasbarer Ball!“, entfuhr es ihr, als sie sich im Spiegel betrachtete.
Diesmal waren sich Mutter und Tochter einig. „Nicht sehr vorteilhaft.“
Beim Ausziehen verhedderte sich Mayra in den Schnüren, die Verkäuferin schoss hinzu, um die teure Kreation zu schützen, und während sie noch mit Bayans Meisterwerk kämpften, fragte Mayra ihre Mutter: „Hast du heute Abend Zeit? Ich muss etwas Wichtiges mit dir bereden!“
Nun kniete auch Cassiopeia vor Mayra, und ihrer Übersicht war es zu verdanken, dass Mayra schließlich von dem Kleid freikam. „Ach, Liebes, heute leider nicht. Es wurde eine Sondersitzung zur Anzucht von genetisch neu zusammengesetzten Fischen anberaumt. Da muss ich um 17 Standard los. Spätestens.“
Mayra seufzte. „Und morgen?“
Die Modeberaterin zwängte sie nun in einen gelben Schlauch, der von innen heraus strahlte. „Damit finden Sie ihren Weg auch im Dunkeln!“, pries sie das Werk ihres Meisters an.
Cassiopeia schüttelte den Kopf. „Schwierig.“
„Das Leuchten?“, fragte die Verkäuferin entsetzt.
„Die Terminfindung“, stellte Cassiopeia klar.
„Gut dann eben hier!“ Mayra gab sich einen Ruck. „Ich schreibe mein Schulabschlussprojekt schon jetzt und ich schreibe es über Terrestra. Das gibt die maximale Punktzahl.“
Cassiopeia schüttelte den Kopf. Es war klar, dass sie das Kleid meinte und Mayra schälte sich aus dem Schlauch vorsichtig wieder heraus.
„Doch, Mama. Eine Forschungsarbeit über ein noch nicht veröffentlichtes Thema katapultiert mich sofort an die Spitze der Besten!“
„Mayra, ich habe dafür jetzt keinen Kopf. Dein Kleid, die Fische, ich kann mich nicht um alles kümmern. Nimm, doch das da!“ Cassiopeia zeigte auf ein knielanges himmelblaues Etwas. Mayra griff es sich. Der Senatsgleiter landete vor dem Schaufenster.
Dieses Design hatte einen weit abstehenden Teller aus Stoff in Kniehöhe, dünne Träger und einen tiefen Ausschnitt, der vor allem offenbarte, dass Mayra noch nicht viel zu zeigen hatte. Frustriert gab Mayra auf und sagte: „Ganz toll.“
„Wirklich?“ Ihre Mutter klatschte in die Hände. „Ich finde auch, es steht dir!“
„Wunderbar!“, flötete auch die Verkäuferin.
„Ganz wunderbar!“ Mayra wollte nur noch weg. „Ja, ja, klar, Bayan hat sich selbst übertroffen, können wir jetzt gehen?“
Das Lächeln der Modeberaterin gefror etwas. Aber als die Senatorin mit Instantüberweisung zahlte, taute sie wieder auf. Zweifelnd betrachtete Mayra das Kleid in der vom Meister selbst entworfenen Tüte.
Kapitel 8
Die folgenden Tage arbeitete Mayra jede freie Minute an der Einreichung ihres Schulabschlussprojekts. Sie versuchte auch immer wieder mit ihrer Mutter darüber zu reden, aber es kam nie dazu. Langsam vermutete Mayra, dass ihre Mutter das Thema absichtlich vermied. Dass der Senatsempfang für die Bierbrauer näher rückte, verdrängte Mayra möglichst. Wenn sie daran dachte, wurde ihr nur übel.
Schließlich war es so weit. Sie musste sich fertig machen und die Kreation von Bayan anziehen. Mayra fand den abstehenden Teller des Rocks sofort unpraktisch. Wie sollte man da sich bewegen, ohne ständig jemand anzurempeln? Außerdem war es Mayra in dem trägerlosen Kleid zu kalt. Sie zog eine alte Strickjacke hervor und zog sie drüber. Das wiederum rief wütende Proteste Cassiopeias hervor.
Ein Schultertuch war der Kompromiss, auf den sie sich schließlich einigten. Das Tuch hing eigentlich an der Wand von Mayras Zimmer. Cassiopeia fand es zwar unhygienisch, weil es aus Pflanzenfasern hergestellt war – ein Verfahren zur Stoffgewinnung, das zwar nicht verboten war, aber auch keine Anwendung mehr fand. Aber es war das einzige Stück Stoff im Haus, das farblich zu Mayras Kleid passte und das groß und damit warm genug war, dass Mayra es akzeptierte.
Der Pilot von Cassiopeias Dienstgleiter tauchte in der Wohnung auf. Das tat er immer nur dann, wenn es seine Aufgabe war zu signalisieren, dass die von der Senatorin bestimmte Abholzeit deutlich überschritten war. „Wir sind zu spät!“, zischte Cassiopeia ihre Tochter wütend an. Zum Piloten sagte sie mit eisig souveränem Lächeln: „Wir kommen.“ Mayra war der Ärger der Mutter
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