McCaffrey, Anne & Scarborough, Elizabeth - Petaybee 02
zu bringen. Während die anderen das Petraseal hineinpumpten, überlegte Satok, wie das Unkraut es geschafft haben mochte, sogar die Höhlendecke selbst zu durchdringen. Ob die letzten Erdstöße ein Loch in die Decke gerissen hatten? Wurzeln und Fangarme der Schlinggewächse baumelten von oben herab.
Als Soyuk, Clancy und Reilly zurückkehrten, schickte Satok die beiden ersten voran, um die Stelle auszumalen, wo sie graben konnten. Reilly bekam den Befehl, weiter hinten in der Höhle zu beginnen. Satok selbst übernahm die dem Eingang am nächsten befindliche Stelle, um auf Fiskes Hubschrauber zu lauschen – er wollte sichergehen, daß der Hauptmann nicht zu viel von der Operation mitbekam.
Er hackte und tünchte und hackte und tünchte. Das Höhleninnere, das nun durch die Schlingpflanzenschicht isoliert war, wirkte heißer denn je. Je länger er arbeitete, um so matter und grünlicher wurde das Licht, beinahe so, als wäre er unter Wasser.
Einmal glaubte Satok ein Scharren zu vernehmen, und die Geräusche der anderen klangen lauter als zuvor, als sie bei der Arbeit schrien und fluchten. Wahrscheinlich sind sie gestochen worden, dachte Satok grinsend. Doch schon bald übertönte sein eigenes beharrliches Hacken und Tünchen auch dieses Geräusch. So vernahm er nur noch seinen heftigen Herzschlag und das Rasseln seines Atems.
In dieser seltsamen rhythmischen Stille arbeitete und schwitzte er.
Das einzige andere Geräusch, das er hörte, während er angestrengt nach Fiskes Hubschrauber lauschte, war das leise Aufklatschen seiner Schweißtropfen am Höhlenboden.
Er bemerkte es nicht, als er das gleitende Geräusch zum erstenmal hörte – ein sanftes Rascheln, gefolgt von einem trockenen, wispernden, knisternden Laut, als wäre Papier oder Laubwerk herabgefallen.
Dann – als er gerade irgend etwas spürte, das über seine Stiefelspitze glitt und kräuselnd sein Hosenbein streifte – wurde ihm bewußt, daß er schon eine ganze Weile überhaupt nichts mehr von den anderen gehört hatte. Augenblicke später bissen Dornen in sein Bein, und der Schlingarm der Pflanze zog sich zu.
»Reilly!« schrie er. »Soyuk!«
Die einzige Antwort war ein weiteres Rascheln, ein weiteres Gleiten. Inzwischen war es dunkler geworden, und als er sich dem Ausgang zuwandte, stellte er fest, daß dort, wo sie kaum eine Stunde zuvor den Weg freigehackt hatten, inzwischen ein dichtes Gewebe aus Grünzeug entstanden war. Und noch beunruhigender: Einiges davon wies weiße Spritzer auf. Er versuchte, die an ihm hängenden Schlingpflanzen mit einem Tritt abzustreifen, doch dadurch gruben die Dornen sich nur noch tiefer in seine Fußfesseln. In einem Anflug von Panik knipste er die mitgebrachte Taschenlampe ein.
Die aber schien die Pflanzen anzuziehen, ganz so, als könnten sie den Unterschied zwischen diesem künstlichen Licht und der Sonne nicht erkennen. Erst waren es Wurzeln, dann weitere Schlingarme, die sich vom Höhlendach herunterließen und dabei die Blätter öffneten.
Das dürfte gar nicht sein! dachte Satok. Das kann gar nicht sein!
Das Petraseal hätte jedes neue Wachstum unterbinden, es zu Staub werden lassen müssen! Aber dort, wo er so emsig getüncht hatte, war das Petraseal nun von Rissen durchzogen, manche sehr fein, andere breiter. Pflanzen sprießten daraus hervor. Selbst das Stück, das Satok gerade erst angestrichen hatte, war aufgesprungen, um Schlingarme hindurchzulassen.
Und ganz plötzlich schienen sie allesamt auf ihn zuzugleiten. Er zog die Machete aus dem Gürtelhalfter und hackte sich den Weg frei, rannte so schnell er konnte, ohne über die Schlingpflanzen zu stürzen, zum hinteren Teil der Höhle.
Reilly war der erste, den er fand – kopfunter an den Fußknöcheln aufgehängt, die am oberen Teil der Wand staken. Die Pflanzen umwanden seine Beine und hatten ihm die Arme fest an die Seite gepreßt. Seine Machete lag nutzlos am Boden. Das Ende der Schlingpflanze – vielleicht sogar der Teil, der ihn als erstes zu packen bekommen hatte – hatte sich fünf oder sechsmal fest um Reillys Hals geschlungen. Aus Mund, Nase und Ohren wuchsen zarte Sprößlinge hervor.
Satok vergeudete keine Zeit mehr darauf, nach Soyuk oder Clancy zu suchen. Er machte sich nicht einmal Gedanken darüber, weshalb das Petraseal keine Wirkung gehabt haben mochte. Er fuhr herum und rannte zum Eingang, wild um sich hackend und hauend.
Dabei lief er so schnell, daß er seine Taschenlampe fallen ließ.
Deshalb sah er nicht, wie
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