McCaffrey, Anne & Scarborough, Elizabeth - Petaybee 02
die Wurzel von der Höhlendecke sich in einer Schlinge senkte, um sich peitschend um seinen Hals zu legen, während eine andere Schlinge ihn zu Boden riß.
Er schrie nicht sehr lange, als die stechenden, greifenden Schlingpflanzen ihn überwältigten. Als das Geräusch in seiner Kehle erstarb, vermeinte er aus der Höhle ein tiefes, grollendes Summen zu vernehmen. Als die Sauerstoffzufuhr zu seinem Gehirn und zum Sehnerv abgeschnitten wurde, versagte sein Gesichtssinn; das Licht der untergehenden Sonne durchbohrte das Blattwerk und ließ das Grünzeug im Eingang der Höhle aufblitzen wie die wachsamen Augen von tausend hämischen Katzen.
Marmion und ihr Gefolge waren nach Kilcoole zurückgekehrt, wobei sie Luka und eine verwundete Katze mitbrachten, um sie der Obhut der dicken Hexendoktorin von Kilcoole zu überantworten, während Rick O’Shays Vogel nun zur Verfügung stand, um Torkel nach Savoy zu fliegen, wo er sich mit Satok treffen wollte.
Torkel rieb sich zwar nicht die Hände vor Freude, fühlte sich aber ganz danach. O’Shay hatte einen Funkspruch des Inhalts empfangen, daß Matthew Luzon, sein Assistent und ein nicht näher benannter Passagier soeben die Küste bei Harrisons Fjord überflogen hatten.
Torkel betrachtete Luzon als seinen stärksten Verbündeten, und so setzte er schnell eine Nachricht ab, in der er Matthew darum bat, sich mit ihm und dem Shanachie von McGees Paß in Savoy zu treffen.
»Will hoffen, daß die das klar empfangen haben, Hauptmann«, meinte O’Shay kopfschüttelnd. »Furchtbar viel Statik in letzter Zeit.«
Als sie die Siedlung Savoy umflogen, dachte sich Torkel nichts beim Anblick der Schlingpflanzen, die ein Stück außerhalb des Dorfs wuchsen – bis er das Schimmern von Metall darunter erblickte. Selbst dann noch hielt Torkel es für irgendeine stillgelegte Maschine, die einer der Einheimischen nicht davor bewahrt hatte, von den Pflanzen überwuchert zu werden.
Als er sich im Dorf nach dem Shanachie erkundigte, teilte man ihm mit, daß der Mann sich schon seit Tagen mit seinen Kollegen beraten und gemeinsam mit ihnen der Höhle gestern einen Besuch abgestattet hatte, von dem sie noch nicht zurückgekehrt waren.
»Wichtige Herren wie Sie sollten sich lieber hinsetzen, ausruhen, ein Täßchen Tee trinken und sich keine Sorgen wegen der Shanachies machen. Sicher, die haben die Köpfe zusammengesteckt und werden jetzt draußen in der Höhle irgendwelche wichtigen Entscheidungen treffen und Ratsversammlungen abhalten und so. Da möchte ich nicht in der Haut desjenigen stecken, der sie dabei stört.« Dieser Rat kam von einer zerlumpten Frau in mittleren Jahren.
Weshalb wurde Torkel das Gefühl nicht los, daß ihre ländliche Unterwürfigkeit etwas Falsches an sich hatte? Vielleicht lag es daran, daß er in letzter Zeit soviel Gelegenheit gehabt hatte, Petaybeeanern beim Sprechen zuzuhören. Diesen breiten, farbigen Akzent schienen sie immer nur zu benutzen, wenn sie mit Firmenvertretern sprachen.
Also reagierte er untypisch knapp, als er sagte: »Bringen Sie mich sofort zu dieser Höhle. Shanachie Satok hat geschäftlich mit mir zu tun. Ich bin gekommen, mich mit ihm zu treffen.«
»Na ja, mein Herr, ich bin eine zu alte Frau, um Sie auf einem solchen Marsch zu führen, soviel ist sicher. Aber mein Sohn, der hätte bestimmt nichts dagegen, Sie auf dem Weg zu den Schafweiden dorthin zu bringen.«
»Dann soll der uns eben bringen! Aber ein bißchen schnell!« brüllte Torkel.
Da erschien plötzlich ein Junge, eine menschliche Insel in einem weißen, wolligen Meer. Er schüttelte den Kopf, als Torkel den Hubschrauber benutzen wollte, um dorthin zu fliegen. »Den schnappen sich die Coobeeren auch. Kommen Sie!«
Es irritierte Torkel maßlos, daß Rick O’Shay jetzt die Zeit hatte, sich zu entspannen, Tee zu trinken und mit der Frau zu tratschen, während er hinter dem Jungen hertrotten mußte. Ungefähr eine Meile vom Dorfrand entfernt schlug der Junge einen weiten Bogen um das Unkrautmeer.
»Wo liegt denn diese Höhle genau, mein Sohn?« fragte Torkel, der vom Aufstieg ziemlich außer Atem war. Wenn er auf die Station zurückgekehrt war, mußte er unbedingt Sport treiben.
»Dort drüben ist die Höhle. Aber da sollten Sie lieber nicht hingehen, mein Herr. Da gehen nur Shanachies hin.«
»Seid ihr eigentlich alle verrückt? Ich habe deiner Mutter doch schon gesagt, daß ich mit den Shanachies zu tun habe! Also, wie kommen wir durch dieses Unterholz und in die
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