McCaffrey, Anne & Scarborough, Elizabeth - Petaybee 02
still.
Schließlich, bei Tagesanbruch, hatte sie ein paar Stunden geschlafen, um sich dann wieder auf den Weg zu machen, obwohl die Fährten inzwischen älter und sehr viel schwieriger zu verfolgen waren. Aber was blieb ihr schon anderes übrig?
Matthew Luzon war beleidigt und wütend über die Haltung des Piloten. Er hatte von Anfang an das Gefühl gehabt, daß dieser Hauptmann Greene ihn und seinen Auftrag nicht ernst genug nahm.
Greene strahlte keine positive Einstellung aus. Außerdem schien er ein ungewöhnlich schlechter Pilot zu sein, denn gleich, in welcher Höhe sie flogen – er ließ kein einziges Luftloch aus, flog mal viel zu dicht an Berggipfeln vorbei, mal in undurchsichtige Wolkenbänke hinein.
Und das war alles geschehen, nachdem sie endlich vom Fleck gekommen waren. Der Mann hatte schier endlos viel Zeit damit vertrödelt, verschiedenste Gegenstände im Frachtnetz hinter den Sitzen zu verstauen. Tatsächlich wäre der Hubschrauber durchaus groß genug gewesen, um sämtliche Assistenten Matthews mitzuführen, hätte der Pilot nicht diese Fracht aufgenommen.
»Sagen Sie mal, können Sie das Zeug nicht hierlassen?« hatte Matthew schließlich gefragt, als er mit der Geduld am Ende gewesen war, doch der Pilot hatte nur gelächelt und geantwortet: »Nein, auf keinen Fall. Die Dorfbewohner am Fjord brauchen das Zeug. Bin gleich bei Ihnen.«
Und dann hatte dieser gräßliche Flug begonnen, und Braddock hatte sich über den ganzen Fußboden erbrochen, so daß sie auf dem ersten Teil der Reise auch noch mit dem Gestank zu kämpfen hatten.
Nach der Landung in Harrisons Fjord, einem hübschen kleinen Ort, war Luzon ausgestiegen, um Braddock Gelegenheit zu geben, seinen Mist wieder zu beseitigen. Er hatte sich einen windgeschützten Felsen gesucht, wo er mit seinen Notizen fortfahren konnte. Der Pilot hatte alle Fenster und Türen geöffnet, um den Rest des Gestanks zu vertreiben.
»Müssen erst noch abladen, Dr. Luzon«, sagte der Mann, obwohl Matthew ein Gebaren an den Tag gelegt hatte, das nur zu deutlich seine Ungeduld zeigte. »Und auftanken. Sie können ruhig was essen gehen.« Dann hatte er etwas leiser gesprochen, damit Braddock ihn nicht hören mußte, der rücklings auf einem Stück Moosboden lag, die Beine an den schmerzenden Bauch gezogen. »Die machen hier guten Bratfisch.« Mit einer wegwerfenden Geste hatte Matthew ein derart fettes Essen abgelehnt. »Und«, fuhr der Pilot fort, auf Braddock zeigend, »man sollte ihm eine Pille gegen Luftkrankheit besorgen. Er hätte eigentlich Bescheid sagen sollen, daß er Probleme hat, bevor wir losgeflogen sind.«
Matthew nickte und fragte sich, weshalb der Pilot nicht die Höflichkeit besessen hatte, sich vor ihrem Abflug vom Raumhafen danach zu erkundigen. Dann trafen die Dorfbewohner ein, um beim Löschen der Fracht behilflich zu sein, und der Pilot hatte sich einer Frau in der Gruppe zugewandt, um sie zu begrüßen. Sie war ein etwas anderer bäuerlicher Typ als jene, die Matthew in Kilcoole zu Gesicht bekommen hatte. Sie plauderte liebenswürdig mit dem Piloten, während er mit einigen der Männer den Hubschrauber entlud.
Matthew hielt die Strapazen des Fluges, die er hatte durchmachen müssen, in seinen Notizen fest, um sicherzustellen, daß sie Eingang in die Personalakte des Piloten fanden. Er bemerkte, daß irgend jemand Braddock eine Decke gegeben hatte, um den kalten Wind abzuhalten, den die im Leerlauf kreiselnden Propellerblätter erzeugten.
Mit einem Blick auf das Dorf gelangte Matthew zu dem Schluß, daß die Fischerei hier wohl die wichtigste Industrie sein dürfte. Zweifellos wäre dies sicherlich eine interessante Subkultur für die Feldforschung gewesen, da Küstenvölker, die gemäßigtere Zonen bewohnten, sicherlich andere Sitten, Gebräuche und Überlieferungen besaßen als die Bewohner des Landesinneren. Matthew machte sich eine Notiz –
da Braddock nicht in der Verfassung war, um ein Diktat aufzunehmen
–, später noch einmal zu einer ordentlichen Untersuchung hierher zurückzukehren.
Als er wieder den Blick über das Dorf schweifen ließ, kurz bevor er den mittlerweile von seiner Fracht befreiten Hubschrauber besteigen wollte, sah er zu seinem Erstaunen eine sehr große Katze, die in einem Türeingang in der Sonne döste. Von der ungefähren Größe eines Panthers, schätzte er, nur daß sie nicht den gleichen Körperbau aufwies wie diese geschmeidigen, räuberischen und mittlerweile beinahe ausgestorbenen Tiere. Sie
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