McCaffrey, Anne & Scarborough, Elizabeth - Petaybee 02
Indigo in den Einbuchtungen bis zu einem strahlend hellem Kobaltblau, wo die untergehende Sonne die Risse traf. Kalbende Gletscher zersplitterten zu riesigen Klumpen, die mit Getöse ins Meer krachten und aus den schäumenden Wassermassen wieder an die Oberfläche trieben, wo sie ihre neugewonnenen Konturen zur Schau stellten. Auf anderen Packeisschollen aalten sich Robben und Otter und Walrösser mit großen Hauern, wenn sie sich nicht gerade im eisigen Meer tummelten.
Als sich der Hubschrauber dem südlichen Kontinent näherte, ging die Sonne langsam unter und brannte über dem Wasser, um die ganze Szene in Schattierungen von Malve bis Mandarine einzutauchen.
In etwas größerer Nähe erblickten sie Karibu-Herden, die über die Küstenebenen rannten, und riesige weiße Bären, die über das Eis schlichen oder in den Seen schwammen, die sich über das Flachland verteilten wie Korallensplitter.
Verglichen mit diesen spektakulären Panoramen, war der Anblick Bogotas selbst eine einzige Enttäuschung.
Die Siedlung bestand aus einer Doppelreihe von barackenähnlichen Bauten, kaum einen Kilometer lang; einem Landeplatz, neben dem in gefährlicher Nähe ein Stapel Treibstoffässer stand; sowie eine Anzahl kleiner Fellboote, nicht unähnlich jenen, die Matthew schon in Harrisons Fjord zu Gesicht bekommen hatte. Sie flogen dicht genug über die Kleinstadt hinweg, um jene ihrer Bewohner beobachten zu können, die gerade müßig umher standen. Die einheimische Tracht schien aus abgelegten Uniformteilen des Firmenkorps zu bestehen.
Das Eintreffen des Hubschraubers bot offensichtlich keinen besonders aufregenden Anblick, denn nur wenige Köpfe richteten sich nach oben, um seinem Vorbeiflug zu beobachten.
Mit großer Feinfühligkeit setzte der Pilot den Hubschrauber direkt neben den Treibstoffkanistern auf, stellte die Maschinen ab und kletterte wortlos hinaus, um sich ans Auftanken zu machen.
Merkwürdigerweise kam niemand herbei, um die Maschine zu überprüfen, obwohl Matthew keine hundert Meter entfernt Leute bemerkte, die das Geschehen beobachteten. Während Greene auftankte, stieg Matthew aus und verlangte ein paar Auskünfte, nun, da der Mann nicht mehr so tun konnte, als würde er ihn nicht verstehen.
»Müßte nicht irgend jemand Ihre Landung registrieren oder so was, Greene?«
»Wozu? Die kennen den Hubschrauber und wissen auch, daß ich es bin, der ihn fliegt. Hätte ich irgend etwas abzuliefern gehabt, hätte ich die Scheinwerfer aufblitzen lassen. Dann wäre jemand vorbeigekommen, um es abzuholen.«
Matthew verdaute diese Erklärung erst einmal – ein weiteres Beispiel für die Hemdsärmeligkeit und das Desinteresse, die auf diesem Planeten so überreich zu beobachten waren und die ganz bestimmt ein Ende finden würden, gleich wie die ganze Angelegenheit ausgehen mochte.
»Ist das die ganze Stadt?« Er wies mit einer Geste auf die Landebahn und die beiden Barackenreihen.
»Bogota? Ja. In Bogota leben nicht viele Leute.«
»Weshalb nicht?«
»Es ist instabil. Sie haben die Gletscher ja gesehen. Die sorgen dafür, daß der Boden sich ständig bewegt. So wird man jede Nacht in den Schlaf gewiegt, obwohl das Wiegen manchmal sehr viel heftiger ist als zu anderen Zeiten. Und dann sind da die Bären. Die ernähren sich zwar hauptsächlich von Fisch, aber wenn ihnen mal nach Abwechslung im Diätplan zumute ist, schnappen sie sich alles, was sie kriegen können, einschließlich Menschen.«
Braddock, dem nun, da die Wirkung der Pille nachgelassen hatte, wieder übel zu sein schien, war aus dem Hubschrauber gestiegen. Mit einiger Anstrengung unternahm er den Versuch, einen Teil seiner üblichen Assistentenpflichten wieder aufzunehmen, wobei er sorgfältig auf einen neutralen Gesichtsausdruck achtete. »Empfehlen Sie uns, diesen Ort als Ausgangsbasis zu nutzen?«
Der Pilot kratzte sich am Kopf und schob sich die Mütze tiefer in die Stirn. »Na ja, dieser Ort ist auch nicht schlimmer als alles andere auf diesem Kontinent. Er hat den Status eines Depots; nicht, daß er alle Annehmlichkeiten besäße, die der Raumhafen zu bieten hat.
Eigentlich ist es in erster Linie ein Umschlagplatz, um Rekruten einzusammeln und Soldaten aus diesem Gebiet nach ihrer Entlassung zurückzubefordern. Ehrlich gesagt, bin ich hier noch nicht so viel herumgeflogen, bis auf Bogota und Sierra Padre. Die warmen Flüsse machen das Gelände im Sommer zum Sumpf und sorgen während des restlichen Jahres für mächtige Turbulenzen.
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