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McCaffrey, Anne & Scarborough, Elizabeth - Petaybee 02

McCaffrey, Anne & Scarborough, Elizabeth - Petaybee 02

Titel: McCaffrey, Anne & Scarborough, Elizabeth - Petaybee 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Herz des Eisplaneten
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nicht sinnvoll gewesen wäre, seine Verwandlung in einen Menschen fortzusetzen, denn als Robbe waren seine Gliedmaßen schlanker und geschmeidiger. Menschenknöchel und Handgelenke würden die Fesseln als enger empfinden. Er peitschte das Wasser unter sich, versuchte, sich ausreichend selbst zu befeuchten, um die vollständige Rückverwandlung in eine Robbe zu beschleunigen, trotz seiner Wunde. Doch es war fruchtlos. Das geschmolzene Eiswasser war zu seicht, und so blieb er halb verwandelt, die Beine knieabwärts, wie auch die Arme, die eines Menschen, während der überwiegende Teil seines Körpers der einer Robbe blieb.
    Seine erwachenden Sinne nahmen nach und nach Außengeräusche wahr. Er konnte ein großes Feuer riechen, und er hatte eine schreckliche Vorahnung, was ein solches Feuer für ein gefangenes
    ›Ungeheuer‹ bedeuten mußte. Er hörte den Lärm vieler Menschen, die sich gemächlich bewegten, sowie zwei männliche Stimmen, welche die gedämpften Geräusche der anderen mit Befehlen durchsetzten.
    Doch sie waren zu leise, als daß Sean sie hätte verstehen können.
    Noch während er versuchte, den Lärm in Gespräche zu übersetzen und die Befehle zu verstehen, vernahm er plötzlich andere, leisere Geräusche. Dann spürte er, wie etwas an seinen Fußfesseln sägte.
    »Ich schneide dich frei, Ungeheuer«, teilte ihm eine verängstigte Stimme beim Sägen mit. »Coaxtl sagt, ich muß dich befreien. Daß du in Wirklichkeit gar kein Ungeheuer, sondern ein richtiges Wesen bist und mich retten kannst. Coaxtl war meine Freundin, und sie war gut zu mir. Hier sind sie nicht gut zu mir.« Sean vernahm ein leises Aufstoßen und ein Schluchzen, und mit einem Mal wurden die Bemühungen des verängstigt flüsternden Wesen belohnt, und die Fesseln lösten sich. Nestelnde Finger wickelten den Rest des feuchten Leders von Sean-Selkies Füßen. »Bitte, friß mich nicht, Ungeheuer.
    Ich muß dir helfen.«
    Ich werde dich nicht fressen, Kleines, sagte Sean, denn wenn sie mit Coaxtl hatte sprechen können, die er nun mit der umwölkten Leopardin gleichzusetzen wußte, die ihm das Leben gerettet hatte, würde auch sie ihn vernehmen. Ich bin Coaxtl dankbar. Außerdem bin ich kein Ungeheuer, das jenen Schaden zufügt, die es retten.
    »Der Heulende Hirte sagt, daß sie dich auf dem Feuer braten werden.« Wieder entrang sich ein herzzerreißendes Schluchzen den Lippen des Kindes, als es sich heranschlängelte, bis es seine Hände gefunden hatte. »Und Dr. Luzon versucht, ihn zu überreden, dich auszuliefern, damit man dich wissenschaftlich studieren kann. Ich glaube, das bedeutet, dich in Stücke zu schneiden. Dr. Luzon hat gesagt, er würde mich adoptieren. Statt dessen hat er mich dem Heulenden Hirten ausgeliefert. Wenn Dr. Luzon wieder fort ist, werde ich bestraft, und dann werde ich verheiratet. Wenn der Heulende Hirte sich durchsetzt, wirst du vielleicht mein Hochzeitsessen. Aber ich möchte dich nicht leiden sehen! Coaxtl sagt, wenn du stirbst, werden andere Ungeheuer dich rächen, und dann wird die ganze Herde leiden.

    Ich weiß ja, daß das Leben Leid sein soll, aber wir leiden jetzt schon sehr viel, und ich finde, es ist genug. Mehr wäre zuviel.«
    Genug ist auch schon zuviel, erwiderte Sean-Selkie und versuchte, sie beim Sägen zu unterstützen, indem er seine gefesselten Handgelenke so weit auseinanderriß, wie der Lederriemen es ihm ermöglichte. Ihm schien, als würde sie das stumpfste Messer der Welt benutzen, so lange brauchte sie; dennoch segnete er sie für ihr Eintreffen und ihren Versuch, ihn zu retten.
    Die Handfessel riß auseinander, und er schlug ihr unverhofft ins Gesicht. Sie stieß ein leises Keuchen aus, aber mehr auch nicht, und Sean kam auf den Gedanken, daß sie an Hiebe gewöhnt sein könnte.
    Das machte ihn wütend.
    Entschuldigung, Kleines, daß ich so tolpatschig war, dich zu schlagen. Du hast mich schließlich befreit.
    »Bei einer so Unwürdigen, wie ich es bin, braucht es keiner Entschuldigung, denn ich habe Coaxtl geschworen, dich zu retten.«
    Die herrischen Männerstimmen wurden lauter; draußen vor dem Zelt schien der Lärmpegel zu steigen.
    Wir müssen fort!
    »Hier entlang.« Mit einer Geschwindigkeit, die er nicht nachzuahmen vermochte, huschte sie rückwärts. Sean war zu steif und zu zerschunden, und seine Beinwunde schmerzte immer heftiger.
    Doch die Gefahr, entdeckt zu werden, war ihm ein guter Antrieb, und so verdrängte er den Schmerz im Bein und erreichte die Stelle, an der

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