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McCaffrey, Anne & Scarborough, Elizabeth - Petaybee 02

McCaffrey, Anne & Scarborough, Elizabeth - Petaybee 02

Titel: McCaffrey, Anne & Scarborough, Elizabeth - Petaybee 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Herz des Eisplaneten
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sie sich ins Zelt geschlichen hatte. Doch seine Retterin war ein gutes Stück kleiner als er. Heftig mit den Händen grabend, gelang es ihm, eine Öffnung im Schneematsch freizuschaufeln, die gerade groß genug war, um unter dem Zeltrand hindurchzugleiten. Dann griff er sorgfältig wieder hinein und bedeckte das Loch, so gut es ging, mit Schneematsch.
    »Coaxtl wartet«, sagte das Mädchen und erhob sich in Kauerstellung, wobei es Sean mit einem Wink bedeutete, ihm zu folgen.

    Gibt es hier Menschenkleidung? Die Pfeilwunde erlaubt mir nicht, so schnell zu laufen, wie ich es könnte.
    »Menschenkleidung?«
    Ja. Und je schneller, desto besser, liebes Kind, antwortete Sean-Selkie, als er die Geräusche vernahm, die sich dem Zelt näherten.
    »Hier entlang.«
    Das Kind wechselte die Richtung, und Sean vollendete die Verwandlung in seine menschliche Gestalt, während er hinter ihr herhumpelte, so schnell er nur konnte. In seiner Menschenform schmerzte die Wunde noch schlimmer. Schließlich blieb das Kind stehen und warf ihm ein schmutziges Kleiderbündel zu. Die Hosen waren für einen sehr viel kleineren Mann gedacht, aber die Lederjacke und das Fellwams würden genügen.
    Das Mädchen war wieder verschwunden. Während er sich mit der Kleidung abplagte und sich wünschte, etwas dabeizuhaben, um die Wunde abzudecken, bevor sie sich von dem Schmutz in der Hose entzündete, kehrte das Mädchen zurück und warf ihm etwas Verbandsstoff zu.
    »Wickle es dir um die Füße, damit… oh! Du hast ja richtige Füße.
    Bist du denn gar kein echtes Ungeheuer?«
    »Nein, Kleines. Und als Mensch bin ich sehr viel eher unter Menschen in Sicherheit, die gerade Ausschau nach einem Ungeheuer halten.«
    »Oh, aber du gehörst nicht zu uns. Jeder kann sehen, daß du ein Fremder bist.«
    »Auch in der Nacht und im Dunkeln?«
    »Heute nacht brennt das Feuer sehr hell. Coaxtl hat gesagt, sie würde dich verstecken. Bei ihr bist du in Sicherheit.«
    »Wenn ich zu ihr käme, ja. Aber die Pfeilwunde macht mich langsamer.«
    »Ja, natürlich. Wie dumm von mir Unwürdigen… komm mit. Es gibt noch einen Ort, an dem du in Sicherheit bist. Jedenfalls für eine kleine Weile.« Sie kicherte. »Und da gibt es sogar heißes Wasser, um die Wunde zu reinigen.«

    »Wirklich?«
    »Ja, man hat mir heißes Wasser hingestellt, um zu baden, da ich ja die Frau des Heulenden Hirten…« Ihre Stimme zerbröckelte.
    Die Wut verschlug Sean für einen Moment die Sprache; er hätte beinahe den Blutstrom in seinen Fußknöcheln abgebunden, so heftig umwickelte er vor Zorn seine Füße.
    »Ich muß zurück in mein Zelt. Ascencion sagt, daß ein Mädchen in der Hochzeitsnacht zum Baden allein sein muß.«
    Armes, verängstigtes Ding, dachte Sean, als er ihr vorsichtig in einen geduckten Gang folgte, der seine Wunde noch stärker belastete.
    Er spürte, wie das frische Blut ihm das Bein herabrann. Doch immerhin entfernten sie sich von dem Lärm und der aufgeregten Menge, die schon bald die Entdeckung machen würde, daß ihre Jagdbeute verschwunden war. Als sie das Ziel erreichten, rackerte das Kind sich mit einem Zeltpflock ab, damit Sean nicht wieder kriechen mußte. Er nahm ihr den Pflock aus der Hand und riß ihn aus dem Schneematsch; dann gelangten sie beide mühelos ins Innere. Nestelnd gelang es ihm, den Pflock von innen wieder anzubringen.
    Im matten Licht einer kleinen Lampe konnte Sean Dampf ausmachen, der aus einer Kupferwanne aufstieg, groß genug für einen ausgewachsenen Menschen. Und er sah auch das armselige kleine Ding, das gerade zu einer ungewollten Hochzeit gezwungen wurde.
    Wenn er nur die Wunde verbinden konnte, würde er sie vielleicht mitnehmen, wo immer der Ort sein mochte, an dem Coaxtl sie unterbringen wollte.
    Ein wildes Gebrüll ließ sie beide zusammenfahren, und das Kind wurde steif vor Furcht.
    »Du bist gerade noch rechtzeitig gekommen, meine Liebe… Wie heißt du eigentlich?«
    »Ich bin Ziegendung, die unwürdigste…«
    »Was bist du?« rief Sean – für einen kurzen Augenblick hatte er völlig vergessen, daß man ihn vielleicht jenseits der Zeltwand hören konnte. Ihre aufgerissenen, verängstigten Augen musterten ihn verlegen.

    »Man nennt mich wirklich… «
    »Aber ich nicht. Dreh dich um, Kleines, während ich meine Wunde verbinde. Danach verlassen wir diesen Ort. Dann wird den Leuten hier ein Ungeheuer zum Braten fehlen und eine Jungfer zum… na ja. Wir gehen zusammen.« Und während er sich das Blut aus der Wunde wusch, vernahm

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