McCorkle und Padillo 03 - Die Backup-Maenner
hatte seinen Kopf in einem fast unmöglichen Winkel nach hinten gebeugt. Der König strampelte mit den Beinen, und seine Finger gruben sich in Wandas rechten Arm.
Ich warf einen Blick auf Padillo. Er schaute dem Kampf nicht zu. Er beobachtete Gitner, der dem Kampf auch nicht zuschaute. Er war zur Tür gegangen und stand dort in leicht gebückter Haltung und richtete den Revolver auf Padillo.
Kragstein schaltete sich ein und schlug Wanda hart mit der Handkante gegen den Hals. Sie wich dem Schlag mit einer Abrollbewegung aus, und das rettete dem König vermutlich das Leben, weil sie ihren Griff lockern und ihn dann völlig aufgeben mußte, als Kragstein wieder zuschlug, aber sie diesmal statt an ihrem Hals nur hinten an ihrem geduckten Kopf traf.
Zu diesem Zeitpunkt stand sie, und wenn ihr Timing etwas besser gewesen wäre, wäre Kragstein ein toter Mann gewesen. Ihr linker Arm schoß nach vorn, die Knöchel geballt und ausgestreckt. Kragstein senkte das Kinn, um seine Kehle zu schützen, so daß ihr Schlag seine Nase traf. Das Blut spritzte und floß dann um seinen Mund herum und sickerte in seinen Bart.
Sie war gut, richtig gut, und ich begriff, warum sie sich in diesem Geschäft halten konnte. Sie hätte mich jederzeit zur Bank eskortieren können. Aber sie wog nur vierundfünfzig Kilo gegenüber Kragsteins achtzig oder so, und in fünfzig Jahren hatte er ein paar schmutzige Tricks gelernt, die ihr bislang noch niemand beigebracht hatte.
Er griff zu einem von diesen, als er mit der Linken einen Schlag an ihren Kopf antäuschte. Es war keine tolle Finte, und sie fing seine Faust mit beiden Händen ab, und ihre Finger bohrten nach dem Nerv zwischen seinem Daumen und seinem Zeigefinger. Aber anstatt die Hand zurückzuziehen, folgte Kragstein dem Schlag, und ich sah, wie sich seine rechte Hand bewegte. Sie bewegte sich nur etwa fünfzehn Zentimeter, aber seine Schulter lag in dem Hieb. Sie sah ihn kommen, und versuchte ihn mit der linken Hüfte abzufangen, während sie härter nach dem Nerv in seiner linken Hand bohrte. Kragstein schrie auf, schaffte es aber trotzdem, ihr die rechte Faust in den Unterleib zu schlagen. Sie wurde zurück an die Wand geschleudert, wo sie sich zusammenkrümmte, keuchend auf die Knie sank und die Hände vor den Bauch preßte.
Kragstein streifte den König und Scales mit einem flüchtigen Blick und wandte sich dann Padillo und mir zu. Er hielt jetzt wieder den Revolver in der Hand.
»Fast hätte sie dich erwischt«, sagte Padillo fröhlich lächelnd.
»Fast.« Kragstein tupfte sich mit einem Taschentuch den blutigen Bart ab. »Du hast gewußt, daß sie es versuchen würde, nicht wahr?«
»Ja.«
»Aber Gitner war doch nicht ganz so dumm, wie du dachtest.«
Padillo zuckte mit den Achseln. »Vorsichtiges Verhalten ist noch kein Zeichen von Intelligenz.«
»Für die Intelligenz bin ich zuständig.« Kragstein wandte sich an den König und Scales. Der König kauerte an der Wand und hatte die Hände um den Nacken gelegt. Scales saß immer noch an die Wand gelehnt und starrte vor sich hin.
»Wer ist er?« fragte Kragstein Scales.
Scales schaute den König nicht an. Er starrte nach wie vor ausdruckslos ins Leere. Er hätte auch zuschauen können, wie sich seine Träume auflösten. »Ein Schauspieler«, sagte er. »Ein arbeitsloser Schauspieler.«
»Stammt er aus Llaquah?«
»Ja, dort habe ich ihn kennengelernt. Dann kam er nach London. Er wollte Schauspieler werden. Ein zweiter Omar Sharif. Aber er war bei weitem nicht gut genug.«
»Was ist aus dem richtigen König geworden?«
»Er hat mich zu sich bestellt. Das hat er wirklich getan. Als er das Kloster verließ, hat er mich zu sich bestellt. Er hat gesagt, er brauche mich. Ich bin von London aus zu ihm geflogen. Am dritten Abend wollten wir zum Essen ausgehen. Er ging vorher in der Wohnung, die er geliehen hatte, unter die Dusche, rutschte aus und brach sich das Genick. Es war ein Unfall. Ein blöder Unfall.«
»Und dann?« fragte Kragstein.
»Ich habe ihn in der gleichen Nacht begraben.«
»Wo?«
»Im Bois de Boulogne. Der Plan fiel mir einfach so ein.« Er warf einen Blick auf den König. In meinen Augen war er immer noch der König. Ich nehme an, so wird es auch bleiben. »Ich erinnerte mich an die frappierende Ähnlichkeit. Während der fünf Jahre im Kloster hatte niemand den König zu Gesicht bekommen. Zwischen sechzehn und einundzwanzig Jahren kann sich ein Mann sehr verändern. Ich hatte sämtliche
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