McCreadys Doppelspiel
können, sobald wir mit der neuen Sache klar sind.
Sie fliegen morgen früh« - er sah auf die Uhr - »heute früh mit einer Sondermaschine direkt nach Alconbury. Sie haben völlig freie Hand. Also keine Rücksichten. Es steht zuviel auf dem Spiel. Orlow wird das verstehen. Nehmen Sie ihn auseinander. Ich will alles wissen, vor allem aber möglichst bald zwei Dinge: Stimmt es, und, falls ja, wer ist es?
Von jetzt an arbeiten Sie beide für mich, nur für mich. Berichten Sie direkt. Keine Mittelsmänner. Keine Fragen. Verweisen Sie alle an mich. Ich kümmere mich hier um alles.«
Kampfgeist leuchtete wieder in den Augen des alten Mannes.
Roth und Kellogg versuchten, in der Grumman von Andrews Field nach Alconbury ein bißchen zu schlafen. Sie waren zerknittert und müde, als sie ankamen. Von Westen nach Osten ist die Atlantik-Überquerung immer am schlimmsten. Zum Glück mieden beide den Alkohol und tranken nur Wasser. Sie machten sich nur notdürftig zurecht und gingen dann gleich in Oberst Orlows Zimmer. Beim Eintreten hörte Roth die vertraute Stimme Art Garfunkels vom Kassettenrecorder.
»Hello darkness, my old friend, I’ve come to talk with you again...«
Wie passend, dachte Roth grimmig, wir sind gekommen, wieder mit dir zu reden. Aber Sounds of Silence wird es diesmal nicht geben.
Doch Orlow war durchaus entgegenkommend. Er hatte sich offenbar damit abgefunden, daß er jetzt das letzte Stück seiner kostbaren >Sicherheit< aus der Hand gegeben hatte. Der Brautpreis war voll einbezahlt worden. Blieb nur noch die Frage, ob sich die Freier damit zufriedengeben würden.
»Seinen Namen habe ich nie erfahren«, sagte er im Befragungsraum. Kellogg hatte sich dafür entschieden, die Mikrofone und Bandgeräte abzuschalten. Er hatte ein eigenes tragbares Bandgerät dabei und machte sich zusätzlich handschriftliche Notizen. Es sollte kein weiteres Band bespielt werden, kein weiterer CIA-Mitarbeiter anwesend sein. Die Techniker hatte er fortgeschickt. Kroll und noch zwei Männer bewachten den Gang vor der jetzt schalldichten Tür. Die letzte Aufgabe der Techniker war es gewesen, den Raum auf >Wanzen< zu untersuchen und ihn dann für >sauber< zu erklären. Sie waren sichtlich verwundert über das neue Regiment.
»Das schwöre ich. Er wurde immer nur als >Agent Sperber< bezeichnet und von General Drosdow persönlich geführt.«
»Wo und wann wurde er angeworben?«
»Ich glaube in Vietnam, 68 oder 69.«
»Sie glauben?«
»Nein, ich weiß, daß es in Vietnam war. Ich war damals bei der Operationsplanung, und wir hatten dort unten eine große Operation laufen, hauptsächlich in und um Saigon. Die im Land angeworbenen Agenten waren natürlich Vietnamesen, Vietcong; aber wir hatten auch eigene Leute. Einer von ihnen berichtete einmal, die Vietcong hätten ihm einen Amerikaner gebracht, der unzufrieden sei. Unser örtlicher Resident nahm sich des Mannes an und drehte ihn um. Ende 1969 flog General Drosdow persönlich nach Tokio, um mit dem Amerikaner zu sprechen. Bei der Gelegenheit bekam er den Decknamen Sperber.«
»Woher wissen Sie das?«
»Es mußten Arrangements getroffen, Kommunikationswege aufgebaut, Gelder transferiert werden. Dafür war ich zuständig.«
Sie sprachen eine Woche lang. Orlow erinnerte sich an Banken, bei denen im Laufe der Jahre die Beträge eingezahlt worden waren, und wußte oft noch, in welchem Monat (wenn auch nicht an welchem Tag) die Überweisungen stattgefunden hatten. Die Beträge waren im Lauf der Jahre immer höher geworden, wahrscheinlich weil der Agent befördert worden war und besseres Material geliefert hatte.
»Als ich ins Illegalendirektorat versetzt wurde und Drosdow direkt unterstellt war, war ich weiterhin mit dem Fall Sperber befaßt. Mit den Banküberweisungen hatte ich jetzt aber nichts mehr zu tun. Ich kümmerte mich mehr um bestimmte Operationen. Wenn Sperber uns einen gegen uns arbeitenden Agenten lieferte, informierte ich die zuständige Abteilung, meist die Exekutiv-Abteilung, und deren Leute haben dann den Feind liquidiert, wenn er außerhalb unseres Territoriums war, oder ihn hochgenommen. Auf diese Weise haben wir vier gegen Castro arbeitende kubanische Agenten geschnappt.«
Max Kellogg notierte sich alles und hörte nachts immer noch einmal die Bänder ab. Schließlich sagte er zu Roth:
»Es kann nur eine CIA-Laufbahn geben, auf die alle diese Behauptungen zutreffen. Ich weiß nicht, wer es ist, aber die Unterlagen werden es erweisen. Jetzt müssen jede
Weitere Kostenlose Bücher