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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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zwei Dinge, nach denen sich der KGB schon immer die Lippen geleckt hat. Das eine ist ein Kampf bis aufs Messer zwischen dem CIA und dem SIS. Haben die Sie schon angefeindet?«
    »Nein, sie sind ausgesucht höflich. Nur nicht gerade mitteilsam.«
    »Dann ist es das andere. Der andere Traum ist es, die CIA von innen heraus zu zerstören, die Moral zunichte zu machen. Kollegen gegen Kollegen aufzuhetzen. Orlow wird irgend jemanden als KGB-Agenten innerhalb der CIA denunzieren. Man wird die Beschuldigung ernst nehmen. Ich habe Sie gewarnt; Potemkin ist eine von langer Hand vorbereitete Operation.«
    »Wie erfahren wir, um wen es sich handelt, wenn sie es uns nicht sagen?«
    Keepsake stand auf und ging zu seinem Auto. Er drehte sich um und rief über seine Schulter:
    »Achten Sie auf den Mann, dem die CIA plötzlich die kalte Schulter zeigt. Der wird es sein, und er wird unschuldig sein.«
    Edwards war entsetzt.
    »Moskau wissen lassen, daß Orlow jetzt in Alconbury sitzt? Wenn Langley da dahinterkommt, gibt es Krieg. Wozu in aller Welt soll das gut sein?«
    »Ein Test. Ich glaube an Keepsake. Er ist mein Freund. Ich vertraue ihm. Also glaube ich, daß Orlow kein echter Überläufer ist. Wenn Moskau nicht reagiert, nichts unternimmt, um Orlow auszuschalten, wäre das der Beweis. Das würden sogar die Amerikaner glauben. Sie wären natürlich gekränkt, aber sie könnten sich der Logik nicht entziehen.« »Und was, wenn der unwahrscheinliche Fall eintritt und sie Orlow doch liquidieren? Werden Sie es dann Calvin Bailey sagen?«
    »Sie werden es nicht tun«, sagte McCready, »so sicher wie zwei und zwei vier ist.«
    »Ach übrigens, er kommt rüber. Auf Urlaub.«
    »Wer?«
    »Calvin. Mit Frau und Tochter. Auf Ihrem Schreibtisch liegt eine Akte. Ich bin dafür, daß die Firma ihm eine gewisse Gastfreundschaft erweist. Das eine oder andere Abendessen mit Leuten, die er gern kennenlernen würde. Er hat Großbritannien im Laufe der Jahre manchen guten Dienst erwiesen. Das sind wir ihm schuldig.«
    Mürrisch stiefelte McCready in sein Büro hinunter und sah die Akte durch. Denis Gaunt saß ihm gegenüber.
    »Er ist ein Opernfan«, las McCready aus der Akte vor. »Es müßte doch möglich sein, ihm Karten für Covent Garden zu besorgen, Glyndebourne, so was in der Richtung.«
    »Mann, ich werde wohl nie nach Glyndebourne kommen«, sagte Gaunt voller Neid. »Die haben eine Warteliste für die nächsten sieben Jahre.«
    Der prachtvolle Landsitz im Herzen der Grafschaft Sussex liegt inmitten sanft gewellter Rasenflächen und birgt eines der schönsten Opernhäuser Englands. Glyndebourne ist mit seinen alljährlich im Sommer stattfindenden Festspielen ein Mekka für Opernfreunde aus aller Welt.
    »Mögen Sie Opern?« fragte McCready.
    »Sicher.«
    »Gut. Dann können Sie Calvin und Mrs. Bailey bemuttern, so lange sie hier sind. Besorgen Sie Karten für Covent Garden und Glyndebourne. Unter Timothys Namen. Machen Sie sich wichtig. Trumpfen Sie richtig auf. Ein paar Vergünstigungen muß dieser lausige Job doch auch bringen, obwohl ich verdammt noch mal nicht wüßte, wann ich selber mal eine
    bekommen hätte.«
    Er stand auf, um mittagessen zu gehen. Gaunt schnappte sich die Akte.
    »Wann kommt er?« fragte er.
    »In einer Woche«, sagte McCready, schon unter der Tür. »Rufen Sie ihn an, sagen Sie ihm, was Sie für ihn arrangieren. Fragen Sie ihn nach seinen Lieblingsopern. Wenn wir das schon machen, dann richtig.«
    Max Kellogg arbeitete und lebte zehn Tage im Zentralarchiv. Seiner Frau in Alexandria sagte man, er sei auf einer Dienstreise. Kellogg ließ sich Essen bringen, lebte aber hauptsächlich von Kaffee und zu vielen Zigaretten.
    Die beiden Archivare standen ihm zur Verfügung. Sie wußten nichts über die Art seiner Recherchen, sondern brachten ihm nur die Akten, die er verlangte, eine nach der anderen. Fotos wurden aus Ordnern hervorgezogen, die seit Jahren niemand mehr angefordert hatte. Wie in allen Geheimdiensten wurde auch in der CIA nie etwas weggeworfen, mochte es auch noch so obskur oder überholt sein; man wußte nie, ob man nicht eines Tages gerade dieses winzige Detail, diese Zeitungsnotiz oder dieses Foto brauchen würde. Viele davon wurden jetzt gebraucht.
    Als Kellogg ein paar Tage recherchiert hatte, wurden zwei Agenten nach Europa geschickt. Der eine fuhr nach Wien und Frankfurt, der andere nach Stockholm und Helsinki. Beide konnten sich als Fahnder der Drogenbehörde ausweisen und hatte einen persönlichen

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