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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Scheu ein, vor allem dann, wenn er mit einer Handbewegung anordnen kann, daß man auf der Stelle hingerichtet wird.
    Al-Mansur wußte, daß viele einflußreiche Ausländer, zumal Amerikaner, der Überzeugung waren, Gaddafi sei wahnsinnig. Er, al-Mansur, wußte, daß Muammar Gaddafi nichts von einem Verrückten an sich hatte. Der Mann hätte sich niemals achtzehn Jahre lang unangefochten an der Spitze dieses turbulenten, zerrissenen und gewalttätigen Landes halten können, wenn er geistesgestört gewesen wäre.
    Er war ein durchaus geschickter, wendiger Politiker, Er hatte Fehler gemacht, und er gab sich Illusionen hin, besonders über die Welt außerhalb seines eigenen Landes und sein Ansehen in dieser Welt. Er hielt sich tatsächlich für einen einsamen Superstar, der die Weltbühne beherrschte. Er glaubte wirklich, seine ausschweifenden Reden stießen auf Ehrerbietung bei den nach Millionen zählenden >Massen< jenseits seiner eigenen Grenzen, die er ermunterte, ihre Unterdrücker zu stürzen und seine, Gaddafis, unabweisbare Führerschaft bei der Erneuerung des Islams anzuerkennen, einer Aufgabe, die ihm persönlich aufgetragen worden sei. In seiner Umgebung wagte niemand, dem zu widersprechen.
    In Libyen war er unangefochten und praktisch unanfechtbar. Rat holte er sich bei einem kleinen Kreis enger Vertrauter. Minister kamen und gingen, aber die Mitglieder seines innersten Zirkels hatten und behielten sein Vertrauen - es sei denn, er verdächtigte einen verräterischer Machenschaften - und übten die eigentliche Macht aus. Nur wenige von ihnen wußten irgend etwas über jene seltsame Gegend, >das Ausland<. Auf diesem Gebiet war Hakim al-Mansur, der eine britische Public-School besucht hatte, der Experte. Al-Mansur wußte, daß er bei Gaddafi einen Stein im Brett hatte. Das kam nicht von ungefähr; der Leiter der Auslandsabteilung des Geheimdienstes hatte in jüngeren Jahren seine Loyalität bewiesen, indem er persönlich drei von Gaddafis politischen Gegnern in ihren europäischen Schlupflöchern liquidiert hatte.
    Dennoch, der Beduinen-Diktator wollte mit Vorsicht behandelt sein. Manche taten dies mit blumigen Schmeicheleien. Al-Mansur hatte den Verdacht, daß Gaddafi das zwar akzeptierte, jedoch nicht ganz für bare Münze nahm. Er selbst begegnete ihm respektvoll, verzichtete aber darauf, die Wahrheit zu beschönigen. Er formulierte mit Bedacht und sprach wohlweislich nie die ganze Wahrheit aus - das wäre Selbstmord gewesen -, aber er vermutete, daß Muammar Gaddafi trotz seines träumerischen Lächelns und seiner fast effeminierten Gesten die Wahrheit hören wollte.
    An diesem Tag im April des Jahres 1987 berichtete Hakim al- Mansur seinem Herrscher vom Besuch des irischen Priesters und von dem Gespräch, das er mit ihm geführt hatte. Während er sprach, näherte sich einer der Leibärzte Gaddafis, der an einem Tischchen in einer Ecke eine Arznei zubereitet hatte, und reichte dem Staatschef einen kleinen Becher. Gaddafi trank die Medizin und entließ den Arzt mit einer Handbewegung. Der Mann packte seine Medikamente ein und verließ das Zelt.
    Obwohl ein Jahr vergangen war, seit die amerikanischen Bomber seine Privatresidenz zerstört hatten, hatte sich Gaddafi noch nicht gänzlich erholt. Er litt immer noch an Bluthochdruck und gelegentlichen Alpträumen. Der Arzt hatte ihm ein leichtes Beruhigungsmittel gegeben.
    »Daß das Material zu gleichen Hälften geteilt wird - hat er das akzeptiert?« erkundigte er sich.
    »Der Priester wird diese Bedingung weitergeben«, sagte al- Mansur. »Ich vertraue darauf, daß der Army Council zustimmen wird.«
    »Und die Sache mit dem amerikanischen Botschafter?«
    »Auch das.«
    Gaddafi seufzte, wie jemand, auf dessen Schultern zu viele von den Bürden der Welt lasten.
    »Das reicht noch nicht«, sagte er träumerisch. »Wir brauchen noch mehr. In Amerika selbst.«
    »Die Suche geht weiter, Exzellenz. Das Problem ist immer noch dasselbe. In Großbritannien wird der provisorische Flügel der IRA dafür sorgen, daß Sie Ihre gerechte Rache bekommen. Die Ungläubigen werden auf Ihre Weisung die Ungläubigen vernichten. Es war ein brillanter Einfalt.«
    Die Idee, den provisorischen Arm der IRA als Mittel und Werkzeug für Gaddafis Rache an Großbritannien zu benutzen, war eigentlich al-Mansurs Gehirn entsprungen. Aber Gaddafi glaubte inzwischen, der Gedanke sei ihm selbst gekommen, dank einer Eingebung Allahs. Al-Mansur fuhr fort: »In Amerika gibt es unglücklicherweise

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