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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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tatsächlich, natürlich entsprechend zurückdatiert. Und das Bankgeheimnis ist ja ein relativer Begriff. Die Libyer konnten seine Angaben nachprüfen, wenn sie wollten.)
    »Warum hast du dich darauf eingelassen?«
    »Ich soll zwanzig Prozent Provision bekommen, also hunderttausend Dollar.«
    »Krümel.«
    »Nicht für mich.«
    »Ich denke, du schreibst Thriller.«
    »Schon, aber die verkaufen sich nicht so toll. Auch wenn der Verlag was anderes behauptet. Ich könnte ein paar Scheine nebenbei gut gebrauchen.«
    Um vier Uhr morgens hielten Terpil und al-Mansur in einem Zimmer nebenan Kriegsrat.
    »Kann das wirklich sein, daß es in den Staaten eine Gruppe von Radikalen gibt, die einen regelrechten Anschlag auf das Weiße Haus und den Senat planen?« fragte al-Mansur.
    »Sicher«, sagte der massige Amerikaner, der sein Heimatland haßte. »In einem so großen Land gibt es alle möglichen Spinner. Mein Gott, eine Claymore-Mine in einem Aktenkoffer auf dem Rasen des Weißen Hauses. Können Sie sich das vorstellen?«
    Al-Mansur konnte es sich vorstellen. Die Claymore-Mine ist eine der verheerendsten Schützenminen, die je erfunden wurden. Sie ist diskusförmig und springt bei der Explosion zunächst nach oben, um dann in Hüfthöhe Tausende kleiner Stahlkügelchen konzentrisch nach allen Richtungen auszustoßen. Eine einzige Mine dieser Art kann auf einen Schlag Hunderte von Menschen zerfleischen. In einem normalen Bahnhof würden nur wenige der zahllosen Reisenden die Detonation einer Claymore überleben. Aus diesem Grunde wachen die Amerikaner aufs schärfste darüber, daß die Claymore nicht in falsche Hände gerät. Aber Nachbauten gibt es von allem.
    Um halb fünf kehrten die beiden in das Wohnzimmer zurück. Rowse wußte es nicht, aber die Götter meinten es gut mit ihm in dieser Nacht. Al-Mansur brauchte schon lange etwas, womit er die Rachegelüste seines Staatschefs gegen Amerika möglichst bald befriedigen konnte, und Terpil mußte seinen Gastgebern beweisen, daß er immer noch ein unentbehrlicher Berater im Hinblick auf Amerika und den Westen war. Daher glaubten die beiden Männer Rowses Geschichte schließlich aus dem Grunde, aus dem die meisten Menschen glauben - weil sie es wollten.
    »Sie können gehen, Mr. Rowse«, sagte al-Mansur mit sanfter Stimme. »Wir werden Ihre Angaben natürlich überprüfen, und ich werde mich wieder bei Ihnen melden. Bleiben Sie im Apollonia, bis ich oder ein Beauftragter von mir Kontakt mit Ihnen aufnimmt.«
    Die beiden Leibwächter, die ihn hergebracht hatten, fuhren ihn auch wieder zurück, setzten ihn vor dem Hotel ab und fuhren weiter. In seinem Zimmer machte er Licht an, weil im Morgengrauen noch nicht genug Helligkeit durch die nach Westen gehenden Fenster hereinfiel. Auf der anderen Talseite schaltete Bill, der gerade Schicht hatte, sein Funksprechgerät ein und weckte McCready in dessen Hotelzimmer in Pedhoulas.
    Rowse bückte sich und hob etwas vom Teppich auf. Es war ein Prospekt, in dem Touristen aufgefordert wurden, das historische Kloster Kykko zu besuchen und die Marienikone zu bewundern. An den Rand des Textes hatte jemand mit Filzstift geschrieben: 10 Uhr.
    Rowse stellte seinen Wecker. Er konnte gerade drei Stunden schlafen. »Scheiß-McCready«, murmelte er im Halbschlaf.

4
     
    Kykko, das größte Kloster auf Zypern, wurde im 12. Jahrhundert von den byzantinischen Kaisern gegründet. Sie wählten den Standort gut, eingedenk der Tatsache, daß Mönche ihr Leben in Isolation, Meditation und Einsamkeit verbringen sollen.
    Das riesige Bauwerk steht auf einer Erhebung westlich des Marathassa-Tals. Nur zwei Straßen führen zu ihm hin, die sich unterhalb des Klosters zu einer einzigen Auffahrt zum Klostertor vereinigen.
    Wie die Kaiser von Byzanz hatte auch McCready seinen Standort gut gewählt. Danny war in dem Häuschen gegenüber dem Hotel geblieben und beobachtete die verhängten Fenster des Zimmers, in dem Rowse schlief, während Bill auf einem Motorrad, das der griechisch sprechende Marks ihm besorgt hatte, nach Kykko vorausgefahren war. Bei Tagesanbruch saß der SAS-Sergeant schon gut versteckt in den Pinien oberhalb der Klosterauffahrt.
    Er sah McCready ankommen, der sich von Marks hatte fahren lassen, und hielt Ausschau nach etwaigen anderen Besuchern. Wäre einer der drei Iren oder das libysche Auto (dessen Kennzeichen sie sich notiert hatten) aufgetaucht, wäre McCready durch drei Pieptöne im Funksprechgerät gewarnt worden und hätte sich in Luft

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