McCreadys Doppelspiel
Blicken auf der Terrasse.
»Glauben Sie, er hat Sie wiedererkannt? Von der Geschichte an der Tankstelle?«
»Ausgeschlossen«, sagte Rowse. »Ich hatte mir eine Wollmütze tief in die Stirn gezogen, war seit Tagen nicht rasiert und außerdem halb hinter der Zapfsäule versteckt. Nein, der würde jeden so anstarren, der seinem Akzent nach Engländer ist. Er haßt uns alle, wissen Sie.«
»Mag sein. Weiter.«
McCready interessierte sich vor allem für den überraschenden Auftritt Hakim al-Mansurs und das nächtliche Verhör durch Frank Terpil. Immer wieder unterbrach er Rowse, um Einzelheiten zu klären. Der Täuscher hatte ein dickes Buch über die byzantinischen Kirchen und Klöster auf Zypern dabei. Während Rowse redete, machte er sich umfangreiche Notizen in dem Buch, die er über den griechischen Text schrieb. Die Spitze seines Stiftes hinterließ keine Spuren - die Schrift würde erst später durch eine chemische Behandlung hervortreten. Für jeden Beobachter war er nur ein Tourist, der sich Notizen über das machte, was er sah.
»So weit, so gut«, sinnierte McCready. »Ihre Operation Waffentransport haben sie offenbar erst mal gestoppt, weil sie von irgendwo noch grünes Licht brauchen. Daß Mahoney und al-Mansur im selben Hotel in Zypern auftauchen, kann einfach nichts anderes bedeuten. Was wir rauskriegen müssen: wann, wo und wie. Land, See, Luft? Von wo und wohin. Und mit welchem Transportmittel. LKW, Luftfracht, Frachtschiff?«
»Sie sind immer noch überzeugt, daß die das durchziehen? Daß sie die Sache nicht abblasen?«
»Ja.«
Rowse brauchte es nicht zu wissen, aber es war noch eine Nachricht von Gaddafis Leibarzt eingegangen. Die Lieferung werde Kisten für verschiedene Adressaten umfassen. Ein Teil der Waffen sei für die baskischen Separatisten bestimmt, die ETA. Ein weiterer für die linksextremen Franzosen, die Action Directe. Auch die kleine, aber äußerst gefährliche belgische Terroristenorganisation, die CCC, würde bedacht werden. Weiterhin solle die deutsche Rote Armee Fraktion ein ansehnliches Geschenk erhalten, wovon zweifellos mindestens die Hälfte für Bars und Diskotheken bestimmt sei, in denen US- Soldaten verkehrten. Aber mehr als die Hälfte der gesamten Lieferung werde für die IRA sein.
Außerdem wurde berichtet, daß eine der Aufgaben der IRA die Ermordung des amerikanischen Botschafters in London sein würde. McCready hatte den Verdacht, daß die IRA diese Operation mit Rücksicht auf ihre Geldgeber in Amerika delegieren würde, wahrscheinlich an die deutschen Terroristen der RAF, der Nachfolge-Organisation der Baader-Meinhof- Gruppe, die zwar geschrumpft, aber immer noch bereit und in der Lage war, als Gegenleistung für Waffenlieferungen Auftragsarbeiten zu übernehmen.
»Haben die Sie gefragt, wohin die Lieferung für Ihre amerikanische Terroristengruppe gehen soll, falls der Handel zustande kommt?«
»Ja.«
»Und was haben Sie gesagt?«
»Irgendwo in Westeuropa.«
»Und der Weitertransport in die Staaten?«
»Da habe ich mich an Ihre Instruktionen gehalten. Ich würde die Lieferung, die keinen sehr großen Umfang hat, abholen und in eine nur mir bekannte, gemietete Garage bringen. Dann würde ich mit einem Wohnmobil mit verborgenen Hohlräumen hinter den Wänden zu der Garage fahren, die Sachen einladen und nach Dänemark, mit der Fähre nach Schweden und weiter nach Norwegen fahren, um mich dort mitsamt dem Wohnmobil auf einem der vielen Frachter nach Kanada einzuschiffen. Als harmloser, an Naturbeobachtungen interessierter Tourist.«
»Und, haben sie Ihnen das abgenommen?«
»Terpil ja. Er hielt es für einen sauberen Plan. Al-Mansur wandte ein, daß ich mehrere Staatsgrenzen überqueren müßte. Daraufhin habe ich gesagt, daß in der Urlaubszeit Wohnmobile massenweise in ganz Europa unterwegs sind und daß ich an jeder Grenze behaupten würde, ich müßte meine Frau und die Kinder am Flughafen der nächsten Großstadt abholen. Dazu hat er mehrmals genickt.«
»Na gut. Wir haben unser Angebot vorgetragen. Jetzt können wir nur noch abwarten, ob Sie sie überzeugt haben. Und ob ihre Gier nach Rache an den Amerikanern sich gegen die natürliche Vorsicht durchsetzen wird. So was ist schon vorgekommen.«
»Und was nun?« wollte Rowse wissen.
»Sie fahren ins Hotel zurück. Wenn die endgültig anbeißen und Ihre Sachen der Lieferung beipacken, wird al-Mansur Kontakt mit Ihnen aufnehmen, entweder persönlich oder durch einen Boten. Halten Sie sich peinlich
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