McCreadys Doppelspiel
genau an seine Anweisungen. Mich sehen Sie erst wieder, wenn die Luft rein ist für einen neuen Lagebericht.«
»Und wenn sie nicht anbeißen?«
»Dann werden sie versuchen, Sie zu beseitigen. Wahrscheinlich werden sie Mahoney und seine Jungs auffordern, als Zeichen ihres guten Willens die Sache zu erledigen. Dann bekämen Sie Ihre Chance, Mahoney zu erledigen. Die Sergeants werden auf jeden Fall in Ihrer Nähe sein. Sie werden eingreifen, um Sie lebendig rauszuholen.«
Den Teufel werden sie tun, dachte Rowse. Damit hätten sie verraten, daß man in London Wind von der Sache bekommen hatte. Die Iren würden das Weite suchen, und die ganze Sendung würde sie auf einer anderen Route, zu einem anderen Zeitpunkt und an einem anderen Ort erreichen. Wenn al-Mansur ihm ans Leder wollte, direkt oder indirekt, würde er ganz auf sich gestellt sein.
»Wollen Sie einen Piepser?« fragte McCready. »Damit Sie uns zu Hilfe holen können?«
»Nein«, sagte Rowse brüsk. Das hätte keinen Zweck gehabt. Es würde ohnehin keiner kommen.
»Dann fahren Sie jetzt zum Hotel zurück und warten Sie«, sagte McCready. »Und verausgaben Sie sich nicht zu sehr mit der hübschen Mrs. Browne, mit einem >e< am Ende. Es könnte sein, Sie brauchen Ihre Kräfte noch für was anderes.«
Er mischte sich unter die Touristen. McCready wußte natürlich genauso gut wie Rowse, daß er nicht eingreifen konnte, falls die Libyer oder die Iren Rowse tatsächlich den Garaus machen wollten. Trotzdem, niemand hatte gesagt, daß das eine Vergnügungsreise werden würde. Für den Fall, daß der libysche Fuchs Rowse doch nicht glaubte, hatte McCready beschlossen, ein viel größeres Team von Beobachtern einzufliegen und Mahoney im Auge zu behalten. Wenn er sich bewegte, würde sich auch die Waffenlieferung für die Iren bewegen.
Rowse beendete seinen Rundgang durch das Kloster und trat hinaus in die grelle Sonne, um zu seinem Wagen zurückzugehen. Aus seinem Versteck unter den Pinien oben auf dem Hügel, unterhalb der Grabstätte des verstorbenen Präsidenten Makarios, beobachtete ihn Bill und gab Danny durch, daß ihr Mann den Rückweg angetreten habe. Zehn Minuten später fuhr McCready los, mit Marks als Chauffeur. Unterwegs nahmen sie einen Anhalter mit, einen zypriotischen Bauern, der an der Straße stand und winkte, und so gelangte auch Bill wieder nach Pedhoulas.
Nach einer Viertelstunde, als sie ein Drittel des Wegs hinter sich hatten, knackte es in McCreadys Funksprechgerät. Es war Danny.
»Mahoney und seine Leute sind gerade in das Zimmer von unserem Mann eingedrungen. Sie stellen alles auf den Kopf. Soll ich zur Straße runtergehen und ihn warnen?«
»Nein«, sagte McCready. »Bleiben Sie, wo Sie sind, und melden Sie sich wieder.«
»Wenn ich schneller fahre, holen wir ihn vielleicht noch ein«, schlug Marks vor.
McCready sah auf die Uhr. Eine leere Geste. Er machte sich nicht einmal die Mühe, die Entfernung nach Pedhoulas und Rowses Vorsprung zu überschlagen.
»Zu spät«, sagte er. »Wir würden ihn nicht mehr einholen.«
»Armer Tom«, sagte Bill von hinten.
Sam McCready verlor nur selten die Geduld mit einem Untergebenen, aber diesmal platzte ihm der Kragen.
»Wenn wir hier Mist bauen, wenn diese Ladung Scheiße durchkommt, dann Gnade Gott den Kunden von Harrods, den Touristen im Hyde Park, den Kindern und alten Frauen überall in England«, brüllte er.
Bis nach Pedhoulas sagte keiner mehr etwas.
Rowses Schlüssel hing wie gewohnt am Empfang. Er nahm ihn sich selbst - es war niemand hinter der Theke - und ging hinauf. Das Schloß an seiner Tür war unbeschädigt; Mahoney hatte den Schlüssel benutzt und ihn wieder zurückgebracht. Aber die Tür war nicht abgeschlossen. Rowse dachte, das Zimmermädchen sei vielleicht noch beim Bettenmachen, und ging einfach hinein.
Der Mann hinter der Tür gab ihm einen Stoß, daß er durchs Zimmer torkelte. Die Tür krachte ins Schloß, und der Dicke stellte sich davor. Teleaufnahmen, die Danny gemacht hatte, waren noch vor Morgengrauen mit dem Kurier nach Nikosia geschickt, nach London gefaxt und dort analysiert worden. Der Untersetzte war Tim O’Herlihy, ein Killer der Derry-Brigade, der wabblige Rotblonde am Kamin Eamon Kane, ein Schutzgeld-Eintreiber aus West-Belfast. Mahoney saß im einzigen Sessel des Zimmers, mit dem Rücken zum Fenster, dessen Gardinen zugezogen waren.
Wortlos packte Kane den taumelnden Engländer, riß ihn herum und drückte ihn an die Wand. Geübte Hände tasteten
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