McCreadys Doppelspiel
auch wieder zurückkehrt?« erkundigte sich Rowse. Hakim al-Mansur erhob sich.
»Das hängt ganz davon ab, ob Sie in der Lage sind, ein paar simple Fragen zu meiner Zufriedenheit zu beantworten«, sagte er.
Als der Wagen vom Parkplatz des Apollonia auf die Straße fuhr, wartete McCready schon auf ihn; Danny hatte ihn über Funk alarmiert. Er beobachtete, wie der Wagen der Libyer, in dem Rowse zwischen den beiden >Gorillas< auf dem Rücksitz saß, sich vom Hotel entfernte.
»Verfolgen wir Sie, Boß?« fragte Bill vom Rücksitz des Orion.
»Nein«, sagte McCready. Ihnen ohne Licht nachzufahren wäre auf dieser Serpentinenstraße der reine Selbstmord gewesen. Und Scheinwerfer hätten sie verraten. Al-Mansur hatte Ort und Zeit klug gewählt. Wenn er wiederkommt, wird er uns sagen, was gewesen ist. Wenn nicht. Auf jeden Fall ist er jetzt im Spiel. Der Köder wird untersucht. Morgen früh wissen wir, ob er verschluckt oder verschmäht wurde. Übrigens, Bill, können Sie sich in das Hotel schleichen, ohne daß Sie jemand sieht?«
Bill machte ein Gesicht, als sei er tödlich beleidigt worden.
»Schieben Sie ihm das unter der Tür durch«, sagte McCready und gab dem Sergeant einen Touristenprospekt.
Die Fahrt dauerte eine Stunde. Rowse mußte sich zwingen, sich nicht umzusehen. Zweimal konnte er in einer Haarnadelkurve die Straße, die sie gekommen waren, weit überblicken. Aber hinter ihnen war nirgends das Scheinwerferlicht eines Autos zu sehen. Zweimal fuhr der Fahrer rechts ran, schaltete die Lichter aus und wartete fünf Minuten. Niemand fuhr vorbei. Kurz nach Mitternacht erreichten sie eine stattliche Villa und fuhren durch ein schmiedeeisernes Tor. Rowse wurde unsanft aus dem Wagen befördert und durch die Tür gestoßen, die ein weiterer schwergewichtiger Libyer geöffnet hatte. Mit al-Mansur waren es also fünf. Eine zu große Übermacht.
Und es wartete noch ein Mann auf sie in dem großen Wohnraum, in den Rowse gestoßen wurde, ein untersetzter, dickbäuchiger Endvierziger mit einem brutalen, rohen Gesicht und großen roten Händen. Er war eindeutig kein Libyer. Tatsächlich erkannte Rowse ihn sofort, obwohl er sich nichts anmerken ließ. Das Gesicht war in McCreadys Verbrecheralbum gewesen; er hatte ihm gesagt, daß er dieses Gesicht womöglich eines Tages sehen würde, falls er den Sprung in die Welt des Terrorismus und in den Nahen Osten wagte.
Frank Terpil war ein CIA-Renegat, den die >Company< 1971 gefeuert hatte. Bald darauf hatte er seine wahre und höchst lukrative Lebensaufgabe gefunden - er belieferte Ugandas Idi Amin mit Folterwerkzeugen sowie Tricks und Tipps für Terroristen. Als der ugandische Schlächter gestürzt und sein entsetzlicher Terrorapparat zerschlagen wurde, hatte er den Amerikaner bereits bei Muammar Gaddafi eingeführt. Seitdem hatte sich Terpil, teilweise in Zusammenarbeit mit einem anderen Renegaten, Ed Wilson, darauf spezialisiert, die radikalsten Terroristengruppen des Nahen Ostens mit den verschiedensten Waffen und sonstigen technischen Geräten zu versorgen, war dabei aber stets ein treuer Diener des libyschen Diktators geblieben.
Obwohl er zu der Zeit schon seit fünfzehn Jahren nichts mehr mit westlichen Geheimdiensten zu tun hatte, galt er in Libyen immer noch als der Amerika-Experte. Bislang hatte er verheimlichen können, daß er seit Ende der siebziger Jahre überhaupt keinen Kontakt mehr hatte.
Rowse mußte sich auf einen Stuhl in der Mitte des Raumes setzen. Die Möbel waren fast alle mit Staubdecken verhüllt. Die Villa war offenkundig das Ferienhaus einer begüterten Familie, die es den Winter über nicht bewohnte. Die Libyer hatten es einfach für die eine Nacht requiriert, und das war auch der Grund, weshalb sie Rowse nicht die Augen verbunden hatten.
Al-Mansur nahm die Staubdecke von einem mit Brokat bezogenen Sessel und ließ sich darin nieder. Über Rowse baumelte eine nackte Glühbirne. Auf ein Nicken von al-Mansur baute sich Terpil vor Rowse auf.
»Also jetzt mal raus mit der Sprache, mein Junge. Du treibst dich in halb Europa rum und fragst überall nach Waffen. Ganz bestimmten Waffen. Was zum Teufel hast du wirklich vor?«
»Ich recherchiere für ein neues Buch. Das habe ich schon hundertmal gesagt. Es ist ein Roman. Das ist mein Beruf. Davon lebe ich. Ich schreibe Thriller. Über Soldaten, Spione, Terroristen - fiktive Terroristen. «
Terpil schlug ihm einmal ins Gesicht, mit verhaltener Kraft, aber immerhin stark genug, um klarzumachen, daß es
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