McCreadys Doppelspiel
Gesicht.
»Wir können nicht stoppen«, sagte er.
»Wir müssen.«
Das Licht wurde besser. Sie sahen eine rußverschmierte Gestalt aus dem Ruderhaus des Fischerbootes kommen. Der Mann taumelte auf dem Deck vorwärts, versuchte, offenbar unter starken Schmerzen, zu winken, und fiel der Länge nach hin.
Ein weiterer IRA-Offizier war hinter Holst aufgetaucht. Der Kapitän spürte die Mündung einer Pistole im Rücken.
»Einfach weiterfahren«, sagte der Mann gelassen.
Holst konnte die Pistole nicht ignorieren, aber er sah Johnson an.
»Wenn wir das tun, und die werden von einem anderen Schiff gerettet, und das wird früher oder später der Fall sein, werden sie uns melden. Man wird ins anhalten und uns sehr peinliche Fragen stellen.«
Johnson nickte.
»Dann rammen Sie sie«, sagte der mit der Pistole. »Wir stoppen nicht.«
»Wir können ja Erste Hilfe leisten und dann die holländische Küstenwache alarmieren«, sagte Holst. »Keiner wird an Bord kommen. Wenn der holländische Kutter auftaucht, fahren wir weiter. Die werden uns zum Dank nachwinken und uns vergessen.«
Johnson war überzeugt. Er nickte.
»Steck deine Pistole weg.«
Holst befahl >Volle Kraft zurück<, und die Regina verlor rasch Fahrt. Holst gab seinem Rudergänger einen Befehl auf griechisch, verließ die Brücke und ging zunächst zur Schiffsmitte hinunter, bevor er sich zum Vorderdeck begab. Er blickte auf das näherkommende Fischerboot hinab und befahl dem Rudergänger durch ein Handzeichen, die Maschinen zu stoppen. Langsam trieb die Regina auf das havarierte Fischerboot zu.
»Ahoi, Fair Maid«, rief Holst und spähte angestrengt nach unten, während das Fischerboot immer näher kam. Der gestürzte Mann auf dem Vorderdeck versuchte hochzukommen, sackte aber wieder ohnmächtig zusammen. Die Fair Maid schaukelte an der Bordwand der größeren Regina entlang, bis sie die Schiffsmitte erreicht hatte, wo die Reling niedriger war. Holst ging nach achtern und rief einem seiner Matrosen zu, er solle eine Le ine an Bord der Fair Maid werfen. Das war nicht mehr nötig. Als das Fischerboot an der Schiffsmitte der Regina entlangtrieb, kam der Mann auf dem Vorderdeck zu sich, sprang auf, packte mit erstaunlicher Behendigkeit einen Enterhaken, schleuderte ihn über die Reling der Regina und machte die Leine an einer Klampe am Bug der Fair Maid fest. Ein zweiter Mann kam aus der Kajüte des Fischerboots und tat das gleiche am Heck. Damit war die Fair Maid an die Regina gekoppelt.
Vier Männer kamen aus der Kajüte gerannt, schwangen sich aufs Dach und sprangen über die Reling der Regina. Alles lief so schnell und in so perfekter Koordination ab, daß Kapitän Holst nur noch ausrufen konnte:
»Verdammt, was ist denn hier los?«
Die Männer waren alle gleich gekleidet - schwarze Overalls, Gummistiefel und schwarze Wollmützen. Auch ihre Gesichter waren schwarz, aber nicht vom Ruß. Eine sehr harte Hand fuhr Kapitän Holst in die Magengrube, und er brach in die Knie. Er würde später sagen, daß er noch nie zuvor die Männer der Special Boat Squadron (SBS), des marinen Gegenstücks zum Special Air Service, in Aktion gesehen habe und sie auch nie mehr sehen wolle.
Inzwischen waren vier zypriotische Mitglieder der Mannschaft auf dem Hauptdeck. Einer der Männer in Schwarz rief ihnen einen einzigen Befehl zu, auf griechisch, und sie gehorchten. Sie legten sich mit dem Gesicht nach unten flach aufs Deck und rührten sich nicht mehr. Nicht so die vier IRA-Männer, die aus einer Seitentür des Deckaufbaus kamen. Sie hatten alle eine Faustfeuerwaffe.
Zwei von ihnen begriffen sofort, daß man mit einer Pistole nicht viel gegen eine Heckler und Koch M25 Maschinenpistole ausrichten kann, ließen die Pistolen fallen und nahmen die Hände hoch. Zwei versuchten, ihre Waffe zu benutzen. Der eine hatte Glück, bekam eine kurze Salve in die Beine und verbrachte sein restliches Leben im Rollstuhl. Der vierte hatte weniger Glück und bekam vier Kugeln in die Brust.
Insgesamt schwärmten sechs schwarzgekleidete Männer über das Deck der Regina aus. Als dritter kam Tom Rowse an Bord. Er rannte zu der Treppe, die zur Brücke hinaufführte. Als er den Brückenausleger erreichte, kam Stephen Johnson aus dem Brückenhaus. Als er Rowse sah, riß er die Arme hoch.
»Nicht schießen, SAS-Mann. Es ist vorbei«, rief er.
Rowse trat beiseite und bewegte den Lauf seiner Maschinenpistole mehrmals in Richtung Treppe.
»Runter da«, sagte er. Der alte IRA-Mann begann, die
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