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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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bitten. Es war keine Zeit mehr, den Dienstweg einzuhalten. Er meldete sich kurzerhand beim CIA-Stationschef am Grosvenor Square an. Das war immer noch Bill Carver.
    »Ja, also, ich weiß nicht, Sam. Einen Satelliten umzudirigieren ist nicht gerade ein Kinderspiel. Eine Nimrod reicht Ihnen nicht?«
    Die Nimrod-Aufklärungsflugzeuge der Royal Air Force können zwar Aufnahmen von Schiffen auf hoher See mit sehr hoher Auflösung machen, müssen aber meist so tief fliegen, daß sie gesehen werden können.
    McCready sprach von dem Plan zur Ermordung des amerikanischen Botschafters in London. Beide Männer wußten, daß Charles und Carol Price die beliebtesten amerikanischen Emissäre seit Jahrzehnten waren. Wer immer zuließ, daß Charlie Price ein Haar gekrümmt wurde, würde es fortan bei Margaret Thatcher schwer haben. Carver nickte.
    »Das erleichtert die Sache - für mich.«
    Es war fast Mitternacht, als Rowse sich noch einmal das erste Album vornahm, das aus der alten Zeit. Neben ihm saß ein FotoExperte vom Century House. Er bediente einen Projektor, mit dem die Bilder auf eine Leinwand projiziert und Änderungen an den Gesichtern vorgenommen werden konnten.
    Kurz vor ein Uhr stutzte Rowse.
    »Der da«, sagte Rowse. »Können Sie den mal in den Projektor legen?«
    Das Gesicht nahm fast die ganze Wand ein.
    »Seien Sie nicht blöd«, sagte McCready. »Der ist seit Jahren aus dem Geschäft. Abgehalftert. Längst in Rente gegangen.«
    Das Gesicht starrte sie an. Müde Augen hinter einer dicken Hornbrille. Eisgraues Haar über der gefurchten Stirn.
    »Nehmen Sie die Brille mal weg«, sagte Rowse, »und geben Sie ihm braune Kontaktlinsen.«
    Der Techniker nahm die Veränderungen vor. Die Brille verschwand. Die blauen Augen wurden braun.
    »Wie alt ist die Aufnahme?«
    »Ungefähr zehn Jahre«, sagte der Techniker.
    »Dann machen Sie ihn um zehn Jahre älter. Das Haar ausdünnen, noch mehr Falten. Das eine oder andere Doppelkinn.«
    Der Techniker tat, wie ihm geheißen. Der Mann sah jetzt aus wie siebzig.
    »Jetzt färben Sie ihm das Haar schwarz.«
    Das schüttere graue Haar färbte sich schwarz. Rowse stieß einen Pfiff aus.
    »Der hat immer allein an einem Ecktisch auf der Terrasse gesessen«, sagte er, »im Apollonia. Immer allein. Hat mit keinem Menschen geredet.«
    »Stephen Johnson war Stabschef der IRA, der alten IRA«, sagte McCready. »Hat vor zehn Jahren dem ganzen Laden den Rücken gekehrt, nach erbitterten Auseinandersetzungen mit der neuen Generation über politische Grundsatzfragen. Er ist jetzt fünfundsechzig. Verkauft Landmaschinen in der Grafschaft Clare.«
    »Früher mal ein As, überwirft sich, zieht sich angewidert zurück, sitzt in der Kälte draußen, ein Unberührbarer für das Establishment - erinnert Sie das an jemanden, den Sie kennen?« fragte Rowse.
    »Manchmal, junger Freund, haben sogar Sie so etwas wie einen Geistesblitz«, räumte McCready ein.
    Er rief einen Bekannten bei der irischen Polizei, der Garda Siochana, an. Offiziell sind die Kontakte zwischen der irischen Garda und der britischen Polizei auf dem Gebiet der Terrorismusbekämpfung formeller Art, also eher distanziert. Tatsächlich bestehen zwischen den Profis jedoch oft herzlichere und engere Kontakte, als es manchem Hardliner unter den Politikern recht sein kann.
    Diesmal war es ein Mann in der irischen Special Branch, der in seinem Haus in Ranelagh durch McCreadys Anruf aus dem Bett geholt wurde und zur Frühstückszeit des Rätsels Lösung durchgab.
    »Er ist in Urlaub«, berichtete McCready. »Die Polizei dort sagt, daß er neuerdings Golf spielt und ab und zu einen Golfurlaub macht, meistens in Spanien.«
    »Südspanien?«
    »Schon möglich. Warum?«
    »Erinnern Sie sich an die Gibraltar-Affäre?«
    Sie erinnerten sich alle beide nur zu gut. Drei IRA-Killer, die in Gibraltar eine riesige Bombe legen wollten, waren von einem SAS-Team aus dem Verkehr gezogen worden - vorzeitig, aber für immer. Die spanische Polizei und Spionageabwehr hatten wertvolle Hilfe geleistet - die Attentäter waren als Touristen von der Costa del Sol nach Gibraltar gefahren.
    »Gerüchtweise war ja immer von einem vierten Mann die Rede, einem, der in Spanien blieb«, erinnerte sich Rowse. »Und in der Gegend von Marbella gibt es massenweise Golfplätze.«
    »Dieser Halunke«, sagte McCready leise. »Dieser alte Halunke. Er mischt wieder mit.«
    Gegen zehn bekam McCready einen Anruf von Bill Carver, und sie gingen zur amerikanischen Botschaft

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