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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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befürchten. Sie sind raus.«
    Stephen Johnson wurde vorbeigeführt. Er blieb stehen und sah auf die beiden Engländer hinab.
    »Unser Tag wird kommen«, sagte er. Es war das Motto des provisorischen Flügels der IRA.
    McCready blickte auf und schüttelte den Kopf.
    »Nein, Mr. Johnson. Ihr Tag ist schon lange vorbei.«
    Zwei Sanitäter hoben den Leichnam des erschossenen IRA- Mannes auf eine Trage und trugen ihn weg.
    »Warum hat sie es getan, Sam? Warum in aller Welt hat sie das getan?« fragte Rowse.
    McCready beugte sich vor und zog das Laken wieder über Monica Brownes Gesicht. Die Sanitäter kamen zurück und brachten auch sie weg.
    »Weil sie an etwas glaubte, Tom. Natürlich an die falsche Sache, aber sie glaubte.«
    Er stand auf und zog auch Rowse hoch.
    »Kommen Sie, mein Junge, wir fahren heim. Lassen Sie’s gut sein, Tom. Lassen Sie’s gut sein. Sie ist ums Leben gekommen, auf die Art, die sie sich selbst gewünscht hat. Jetzt ist sie nur noch irgendein Kriegsopfer. Wie Sie, Tom; wie wir alle.«

London, Century House
     
    Der Donnerstag war der vierte Tag der Anhörung, und Timothy Edwards hatte entschieden, daß es der letzte sein sollte. Bevor Denis Gaunt mit seinen Ausführungen beginnen konnte, entschloß sich Edwards, ihm zuvorzukommen.
    Er hatte gemerkt, daß seine zwei Kollegen auf der anderen Seite des Tisches, die Controller für >Inlandsoperationen< und >Westliche Hemisphäre<, eine gewisse Bereitschaft zum Einlenken gezeigt hatten, die Bereitschaft, dieses eine Mal im Fall Sam McCreadys eine Ausnahme zu machen und ihn mit irgendwelchen Tricks vor der vorzeitigen Pensionierung zu retten.
    Das paßte Edwards überhaupt nicht ins Konzept. Im Gegensatz zu den anderen wußte er, daß die treibende Kraft hinter dem Beschluß, die Entscheidung über die vorzeitige Pensionierung des Täuschers zum Präzedenzfall zu machen, der Beamtete Staatssekretär im Außenministerium war, ein Mann, der eines Tages in Klausur mit vier anderen den nächsten Chef des SIS bestimmen würde. Schierer Wahnsinn, sich diesen Mann zum Feind zu machen.
    »Denis, wir haben uns alle mit größtem Interesse Ihre Berichte über Sams große Leistungen angehört, und wir sind alle mächtig beeindruckt. Tatsache ist jedoch, daß wir uns jetzt den Herausforderungen der neunziger Jahre stellen müssen, einer Periode, in der - wie soll ich mich ausdrücken - aktive Maßnahmen, die mutwillige Mißachtung anerkannter Verfahrensgrundsätze, keine Daseinsberechtigung mehr haben. Muß ich Sie wirklich an den Aufruhr erinnern, den unser guter Sam im vergangenen Winter mit seinen Operationen in der Karibik ausgelöst hat?«
    »Aber nicht im geringsten, Timothy«, sagte Gaunt. »Ich hatte sowieso vor, die Episode meinerseits noch einmal zu schildern, als letztes Beispiel dafür, wie wertvoll Sam McCready nach wie vor für den Dienst ist.«
    »O bitte, dann tun Sie das«, forderte Edwards ihn auf, nicht ohne Erleichterung darüber, daß dies das letzte Plädoyer sein würde, das er sich anhören mußte, bevor er zu seinem unvermeidlichen Urteil gelangte. Darüber hinaus hegte er die Hoffnung, daß seine beiden Kollegen sich nun doch zu der Ansicht bekehren würden, daß McCready sich eher wie ein Cowboy denn wie ein Repräsentant Ihrer Majestät aufgeführt hatte. Das Jungvolk hatte Sam natürlich applaudiert, als er nach seiner Rückkehr kurz nach Neujahr in die Hole in the Wall Bar kam, aber er, Edwards, hatte ihn beim Feiern stören müssen, um Scotland Yard, das Innenministerium und das zutiefst empörte Außenministerium einigermaßen zu besänftigen.
    Zögernd ging Denis Gaunt quer durch den Raum zum Schreibtisch des Beamten der Dokumentenabteilung und nahm den Ordner entgegen, den dieser ihm reichte. Trotz seiner forschen Ankündigung war die Karibik-Affäre diejenige, die er am liebsten unter den Tisch hätte fallen lassen. So sehr er seinen Abteilungsleiter auch bewunderte, war ihm doch klar, daß Sam in diesem Fall arg über die Stränge geschlagen hatte.
    Er erinnerte sich nur zu gut an die Memos, die Anfang des Jahres ins Century House geflattert waren, und an das ausgedehnte Gespräch unter vier Augen, zu dem der Chef McCready Mitte Januar zu sich bestellt hatte.
    Der neue Chef hatte erst vierzehn Tage vorher sein Amt angetreten, und als Neujahrspräsent hatte man ihm Einzelheiten über Sams karibische Heldentaten auf den Schreibtisch gelegt. Zum Glück kannten sich Sir Mark und der Täuscher schon sehr lange, und nach der

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