McCreadys Doppelspiel
Treppe zum Hauptdeck hinunterzusteigen. Hinter Rowse bewegte sich etwas, irgend jemand mußte durch die Tür des Ruderhauses gekommen sein. Er spürte die Bewegung, drehte sich halb um und hörte einen Knall. Die Kugel streifte gerade noch an der Schulter den Stoff seines Anzugs. Er reagierte reflexartig und feuerte, wie man es ihn gelehrt hatte, zweimal schnell hintereinander, dann noch mal, so daß in weniger als einer Sekunde vier Neun-Millimeter-Geschosse den Lauf verließen.
Aus dem Augenwinkel sah er, wie die Gestalt in der Tür alle vier Kugeln in die Brust bekam, an den Türpfosten geschleudert wurde und abprallte; und er sah eine wehende goldblonde Mähne. Dann lag die Frau tot auf dem stählernen Deck, und ein bißchen Blut sickerte aus dem Mund, den er geküßt hatte.
»Sieh mal einer an«, sagte jemand neben ihm. »Monica Browne. Mit einem >e< am Ende.«
Rowse fuhr herum.
»Sie Mistkerl«, sagte er langsam. »Sie haben das gewußt.«
»Gewußt nicht, nur vermutet«, sagte McCready. Er war in Zivilkleidern etwas gemächlicher an Deck gekommen, als die Schießerei vorbei war.
»Tom, wir mußten sie überprüfen, nachdem sie mit Ihnen - Kontakt aufgenommen hatte. Es ist - war tatsächlich Monica Browne, geboren und aufgewachsen in Dublin. Nach ihrer ersten Heirat mit zwanzig hat sie acht Jahre in Kentucky gelebt. Nach der Scheidung hat sie Major Eric Browne geheiratet, der reich und viel älter ist als sie und in seinem Dauersuff bestimmt nicht die leiseste Ahnung gehabt hat, daß seine Frau fanatische Anhängerin der IRA war. Ach ja, sie hat tatsächlich ein Gestüt geleitet, aber nicht in Ashford, Kent, England, sondern in Ashford, Grafschaft Wicklow, Irland.«
Das Team war zwei Stunden mit >Aufräumen< beschäftigt. Kapitän Holst machte eifrig mit. Er gab zu, daß ein Teil der Kisten auf offener See umgeladen worden war, auf ein Fischerboot vor Finisterre. Er nannte den Namen, und McCready meldete ihn nach London, damit die spanischen Behörden informiert werden konnten. Wenn sie sich beeilten, würden die Spanier die Waffen für die ETA noch an Bord des Fischerbootes beschlagnahmen können, ein kleines Dankeschön des SIS an die Spanier für die Hilfe in der Gibraltar-Affäre.
Kapitän Holst bestätigte auch, daß er sich gerade noch in britischen Hoheitsgewässern befunden habe, als sein Schiff geentert wurde. Damit war sichergestellt, daß die Angelegenheit nach britischem Recht behandelt werden konnte. McCready wollte verhindern, daß die IRA-Männer nach Belgien gebracht und wie Pater Ryan prompt freigelassen wurden.
Die beiden Toten legte man nebeneinander aufs Hauptdeck und deckte sie mit Laken aus den Kabinen zu. Mit Hilfe der griechisch-zypriotischen Mannschaft wurden die Deckel der Ladeluken geöffnet und die Ladung kontrolliert. Das erledigten die Angehörigen des SB S-Kommandotrupps. Nach zwei Stunden erstattete der Leutnant, der den Trupp führte, McCready Meldung.
»Nichts, Sir.«
»Was soll das heißen, nichts?«
»Jede Menge Oliven, Sir.«
»Sonst nichts?«
»Ein paar Kisten, die laut Aufschrift Büromaschinen enthalten.«
»Und was enthalten sie?«
»Büromaschinen, Sir. Und dann sind da noch die drei Hengste. Sie sind ziemlich verstört.«
»Zum Teufel mit den Pferden, was meinen Sie, wie verstört ich bin«, sagte McCready grimmig. »Zeigen Sie mir alles.«
Der Leutnant führte ihn durch die vier Laderäume des Schiffes. Im ersten sah man japanische Kopiergeräte und Schreibmaschinen durch die zertrümmerten Seiten ihrer Kisten. Aus den Kisten in den nächsten beiden Laderäumen waren nur Dosen mit zypriotischen Oliven herausgefallen. Keine Kiste war unberührt geblieben. Im vierten Laderaum standen drei ziemlich große Pferdeboxen. Die Hengste wieherten und stampften verängstigt.
McCready hatte ein flaues Gefühl in der Magengegend, jenes scheußliche Gefühl, das sich einstellt, wenn man merkt, daß man ausgetrickst worden ist, daß man alles falsch gemacht hat und das dicke Ende mit Sicherheit nachkommen wird. Ein junger SBS-Mann stand neben ihnen in dem Laderaum mit dem Pferdeboxen. Er verstand anscheinend etwas von Pferden; er sprach beruhigend auf die Tiere ein.
»Sir?« fragte er.
»Ja.«
»Warum werden die verschifft?«
»Oh, das sind Araber. Reinrassige Hengste, für ein Gestüt bestimmt. «
»Von wegen«, widersprach der junge Mann. »Das sind Klepper aus einer Reitschule. Hengste schon, aber Klepper.«
Die Suche endete, als die ersten Planken von
Weitere Kostenlose Bücher