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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Edwards mußte natürlich ins gleiche Horn stoßen. McCready seufzte. Vielleicht war das Fischerboot in Devon doch die beste Lösung.
    »Eigentlich begann alles«, sagte Gaunt, während er den vor ihm liegenden Ordner aufschlug, »Anfang Dezember auf einer kleinen Insel in der nördlichen Karibik.«
    McCready sah sich unsanft in die Wirklichkeit des Century House zurückgeholt. Ach ja, dachte er, die Karibik, die verdammte Karibik.

Skorpione im Paradies
     
1
     
    Eine Stunde vor Sonnenuntergang kehrte die Gulf Lady über die funkelnde, glitzernde See nach Hause zurück. Julio Gomez saß vorne, sein üppiges Hinterteil thronte auf dem Kabinendach, die Füße, die in Mokassins steckten, ruhten auf dem Vorderdeck. Behaglich schmauchte er einen seiner puertorikanischen Zigarillos, dessen übles Odeur vom Wind über die geduldigen karibischen Gewässer geweht wurde.
    Er war in diesem Augenblick ein wirklich glücklicher Mann. Zehn Meilen hinter ihm lag das Gebiet, wo die Great Bahama Bank in den Santaren-Kanal abfällt, wo der Bandfisch mit dem Wakoo, wie die Insulaner ihn nennen, um die Wette schwimmt, und wo der Thunfisch den Bonito und dieser wieder den Ballyhoo jagt, und gelegentlich alle vom Fächerfisch und dem großen Marlin verfolgt werden.
    In der zerkratzten alten Kiste im offenen Achterdeck lagen zwei prachtvolle Goldmakrelen, eine für ihn und eine für den Skipper, der jetzt an der Ruderpinne stand und sein Sportfischerboot heim nach Port Plaisance steuerte.
    Die beiden Fische waren keineswegs der ganze Fang an diesem Tag. Er hatte einen schönen Fächerfisch gefangen und dem Meer zurückgegeben, allerhand Bonitos an die Angel bekommen, die als Köder verwendet worden waren, sie hatten einen Gelbflossenthunfisch erwischt, der nach seiner Schätzung dreißig Kilo schwer war, aber dann die Leine kappen müssen, als der Fisch so tief tauchte, weil sonst die Winde herausgerissen worden wäre. Zwei große Amberfische hatten jeweils eine halbe Stunde Widerstand geleistet, ehe er sie einholen konnte. Alle diese Fische hatte er dem Meer zurückgegeben und nur die beiden Goldmakrelen behalten, weil sie zu den vorzüglichsten Speisefischen der Tropen gehören.
    Julio Gomez war kein Mann, der gerne tötete; was ihn auf seine alljährliche Pilgerfahrt in diese Gewässer führte, das war das Erregende am Zischen der Winde, dem Abspulen der Leine, an der Spannung der gebogenen Angelrute, war der Nervenkitzel, wenn ein Mensch und ein unglaublich starker Fisch miteinander kämpfen. Es war ein herrlicher Tag gewesen.
    Links in der Ferne, weit jenseits der Dry Tortugas, senkte sich der große Feuerball der Sonne dem Meer entgegen. Ihre Hitze, die einem die Haut abschälte, ergab sich der Kühle der Abendbrise und der einbrechenden Nacht.
    Drei Meilen von der Gulf Lady entfernt spannte sich die Insel über das Wasser. In zwanzig Minuten würden sie anlegen. Gomez schnippte den Stummel seines Zigarillos über Bord und rieb sich die Unterarme. Trotz seines von Natur aus dunklen Teints und der olivenfarbenen Haut würde er eine ordentliche Schicht Sonnencreme auftragen müssen, wenn er wieder in seiner Pension war. Jimmy Dobbs an der Ruderpinne, der sein Boot an Touristen vermietete, die zum Angeln aufs Meer fahren wollten, hatte solche Probleme nicht, denn er war ein waschechtes Kind der Insel, und die Sonne konnte seiner ebenholzdunklen Haut nichts anhaben.
    Julio Gomez schwenkte die Beine vom Vorderdeck und rutschte vom Kabinendach in die Plicht.
    »Ich lös dich jetzt ab, Jimmy. Dann kannst du das Deck schrubben.«
    Jimmy Dobbs sah mit seinem breiten Grinsen Gomez an, übergab ihm die Ruderpinne, nahm einen Eimer und einen Schrubber und begann, die Schuppen und Fischeingeweide durch die Speigatte hinauszubefördern. Aus dem Nichts tauchte ein halbes Dutzend Seeschwalben auf und pickte die schwimmenden Abfälle aus dem Kielwasser. Im Meer kommt nichts um, jedenfalls nichts Organisches.
    In der Karibik gab es natürlich modernere Fischerboote, Fahrzeuge mit Motoren, mit Cocktailbars, Fernsehen und sogar Videoausrüstung, mit ganzen Batterien elektronischer Technologie für das Aufspüren von Fischen und Navigationshilfen, mit denen man die Welt hätte umrunden können. Die Gulf Lady hatte nichts von solchem Luxus; sie war ein altes Holzboot in Klinkerbauweise, angetrieben von einem qualmenden Perkins-Dieselmotor, aber sie hatte schon stürmischere Gewässer erlebt, als die smarten Boys von den Florida Keys jemals vor ihre

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