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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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zahlte für alle drei Glas Bier und zog sich auf einen Eckplatz im Schatten zurück. Wenn der Typ hier war, dann gab es einen Grund dafür. Wenn er in einem Hotel abgestiegen war, mußte er einen Namen angegeben haben. Gomez wollte dieses Namen erfahren. Er saß in der Ecke, wartete und beobachtete. Um neun Uhr stand der Mann, der allein seinen Mount-Gay-Rum getrunken hatte, auf und ging hinaus. Gomez tauchte aus seiner Ecke auf und folgte ihm.
    Auf dem Parliament Square stieg der Mann in einen offenen Jeep japanischer Bauart, ließ den Motor an und fuhr davon. Gomez blickte sich verzweifelt um. Er selbst hatte kein Fahrzeug. Da sah er in der Nähe des Hoteleingangs einen kleinen Motorroller mit steckendem Zündschlüssel. Bedrohlich hin und her wackelnd, setzte sich Gomez auf die Fährte des Jeeps.
    Der Jeep fuhr aus Port Plaisance hinaus, auf der einzigen Straße, die um die gesamte Insel herumführte. Villen im hügeligen Innern waren über eigene Zufahrten zu erreichen, ungeteerte Wege, die zur Küstenstraße hinabführten. Der Jeep fuhr durch die zweite Siedlung der Insel, das Shantytown genannte Dorf, und dann weiter, am Flugplatz vorbei, der aus einer Graspiste bestand.
    Er fuhr weiter, bis er die andere Seite des Inselchens erreichte. Hier führte die Straße längs der weiten Teach Bay entlang, benannt nach dem Piraten Edward Teach alias Blackbeard, der einst hier vor Anker gegangen war und sich mit Lebensmitteln versorgt hatte. Der Jeep verließ nun die Küstenstraße und fuhr eine kurze Zufahrt zu einem schmiedeeisernen Tor hinauf, das ein großes, mauerumgebenes Besitztum sicherte. Wenn der Fahrer den schwankenden Scheinwerfer bemerkt hatte, der ihm die ganze Strecke vom Hotel Quarter Deck bis hierher gefolgt war, so ließ er sich jedenfalls nichts davon anmerken. Doch bemerkt hatte er ihn sehr wohl. Am Tor kam ein Mann aus dem Schatten, um es für den Fahrer des Jeeps zu öffnen, doch dieser nahm den Fuß vom Gaspedal und hielt an. Er griff nach oben zum Überrollbügel und holte den starken Suchscheinwerfer herunter. Als Gomez am Tor vorbeifuhr, um dahinter umzudrehen, glitt der Strahl des Scheinwerfers über ihn hinweg, kam zurück und hielt ihn in seinem grellen Licht fest, bis er auf der Fahrt bergab seinen Bereich verließ.
    Eine halbe Stunde später stellte Gomez den Roller vor dem Hotel ab, wo er zuvor gestanden hatte, und ging zu seiner Pension zurück, tief in Gedanken versunken und tief beunruhigt. Er hatte den Typen gesehen, nein, er hatte sich nicht getäuscht. Er wußte jetzt auch, wo der Mann wohnte. Aber auch er selbst war gesehen worden. Er konnte nur beten, daß er nach acht Jahren, im Dunkel einer karibischen Nacht, in den paar Sekunden, während er auf dem Motorroller vorbeizuckelte, nicht erkannt worden war.
    Mrs. Macdonald war sehr betrübt, daß er mit beinahe zwei Stunden Verspätung zum Abendessen eintraf, und machte auch kein Hehl daraus. Sie servierte ihm die Makrele trotzdem und sah ihm zu, wie er sie aß - ohne Genuß. Er war in Gedanken versunken und gab nur eine einzige Bemerkung von sich.
    »Unsinn, Mr. Gomez«, tadelte sie ihn, »wir haben sowas nicht auf unseren Inseln.«
    Julio Gomez lag die ganze Nacht wach auf dem Bett und überlegte, welche Möglichkeiten er hatte. Er wußte natürlich nicht, wie lange der Typ sich auf den Barclays aufhalten würde. Aber die Briten sollten informiert werden, daß er sich hier befand, und vor allem, wo. Das war wichtig. Er könnte den Gouverneur aufsuchen, aber was konnte dieser Beamte schon tun? Es gab aller Wahrscheinlichkeit nach keinen Anlaß, den Mann zu verhaften. Er befand sich ja nicht auf amerikanischem Territorium. Und Gomez nahm auch nicht an, daß Chief Inspector Jones mit seiner Operettenpolizei gewichtiger auftreten könnte als der Gouverneur. Dafür wäre eine Weisung aus London notwendig, erteilt auf Ersuchen von Uncle Sam persönlich. Er konnte am nächsten Morgen telefonieren, verwarf aber die Idee sofort. Das öffentliche Kommunikationswesen der Insel bestand aus einer altmodischen Telefonverbindung nach Nassau auf den Bahamas und von dort nach Miami. Es war nichts zu machen; er mußte am Vormittag nach Florida zurückkehren.
    Am selben Abend landete auf dem Flughafen Miami eine Maschine der Delta Airlines aus Washington. Unter den Fluggästen befand sich ein müder englischer Beamter, in dessen Paß der Name Frank Dillon stand.
    Weder sein Paß, den er nicht vorzeigen brauchte, noch seine anderen Papiere verrieten,

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