Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
Vom Netzwerk:
Ablauf von britischer Seite die uneingeschränkte Unabhängigkeit gewährt, nein, gefordert werden. Sir Marston sollte dafür sorgen, daß die Sache planmäßig ablief und das britische Schatzamt von dieser Bürde befreit wurde. Sir Marston und Lady Moberley waren Ende Juli auf Sunshine eingetroffen. Der neue Gouverneur hatte seine Aufgaben mit Energie angepackt.
    Alsbald hatten sich zwei Kandidaten für das Amt des künftigen Premierministers der Öffentlichkeit präsentiert. Mr. Marcus Johnson, ein wohlhabender Geschäftsmann und Philanthrop, der in Zentralamerika reich geworden und dann in seine Inselheimat zurückgekehrt war, um auf der anderen Seite des Sawbones Hill auf einem schönen Besitztum zu leben, hatte die Wohlstandsallianz der Barclays gegründet, die es sich zum Anliegen machte, die Entwicklung der Inseln voranzutreiben und den Menschen Reichtum zu bringen. Der etwas ungehobeltere, sich volksnah gebende Mr. Horatio Livingstone, der unten in Shantytown lebte - von dem ihm ansehnliche Teile gehörten -, hatte die Unabhängigkeitsfront der Barclays ins Leben gerufen. Bis zu den auf den 5. Januar festgesetzten Wahlen waren es nur noch drei Wochen. Sir Marston sah mit Wohlgefallen, daß ein lebhafter Wahlkampf im Gange war, daß die beiden Kandidaten die Inselbewohner engagiert umwarben, mit Ansprachen, Flugzetteln und Plakaten an jeder Wand, an jedem Baum.
    Nur ein einziges Haar verdarb ein wenig Sir Marstons Suppe - das CCC oder Committee for Concerned Citizens (Komitee politisch engagierter Bürger), angeführt von diesem lästigen Reverend Walter Drake, dem baptistischen Geistlichen des Ortes. Der Gouverneur hatte sich widerstrebend bereit gefunden, eine Delegation dieses CCC um neun Uhr an diesem Vormittag zu empfangen.
    Sie waren zu acht aufmarschiert. Der anglikanische Vikar, ein blasser, kraftloser, unfähiger Engländer, dem er schon Bescheid stoßen würde. Sechs waren Honoratioren aus Port Plaisance - der Arzt, zwei Ladenbesitzer, ein Bauer, ein Barbesitzer und die Inhaberin einer Pension, Mrs. Macdonald. Sie waren alle schon älter und von rudimentärer Bildung. Sie konnten es weder verbal noch an Überzeugungskraft mit ihm aufnehmen. Für jeden von ihnen könnte er mühelos ein Dutzend anderer Insulaner finden, die für die Unabhängigkeit waren.
    Marcus Johnson, der Kandidat der Wohlstandsallianz, konnte auf die Unterstützung des Managers des >Flughafens<, der Eigentümer von Grundstücken am Hafen (Johnson hatte versprochen, einen gewinnbringenden internationalen Segelhafen anzulegen) und der meisten Leute aus der Geschäftswelt zählen, die durch eine Erschließung der Insel ihren Reichtum zu mehren hofften. Livingstone war bestrebt, sich die Unterstützung des >Proletariats<, der Habenichtse, zu sichern, denen er einen wundersamen Anstieg des Lebensstandards, bewirkt durch die Enteignung von Grund, Häusern und Vermögenswerten, versprochen hatte.
    Das große Problem war der Anführer der Delegation, Reverend Walter Drake, ein großer, schwarzer, bulliger Mann in einem schwarzen Anzug, der sich jetzt den Schweiß vom Gesicht wischte. Er war ein zwanghafter Prediger, der klar und mit Stentorstimme sprach und in den Vereinigten Staaten studiert hatte. Er trug auf einem Jackenaufschlag das kleine Zeichen eines Fisches: ein wiedergeborener Christ. Sir Marston ging flüchtig der Gedanke durch den Kopf, aus welchem früheren Zustand Drake wohl wiedergeboren worden war, aber er hätte sich gehütet, danach zu fragen. Reverend Drake ließ einen Packen Papier auf den Schreibtisch des Gouverneurs plumpsen.
    Sir Marston hatte dafür Sorge getragen, daß nicht genügend Sitzgelegenheiten vorhanden waren und die Mitglieder der Delegation stehen mußten. Er blieb selbst auch stehen. Es würde die Zusammenkunft abkürzen. Er warf einen Blick auf den Stapel Papiere.
    »Das ist eine Petition«, sagte Reverend Drake mit dröhnender Stimme. »Ja, Sir, eine Petition. Wir möchten, daß sie nach London übermittelt und Mrs. Thatcher persönlich vorgelegt wird. Oder sogar der Königin. Wir sind der Meinung, daß diese Damen uns anhören werden, wenn Sie uns kein Gehör schenken.«
    Sir Marston seufzte. Es entwickelte sich alles - er suchte nach seinem Lieblingsadjektiv - viel lästiger, als er erwartet hatte.
    »So«, sagte er. »Und was wird in dieser Petition verlangt?«
    »Wir verlangen ein Referendum, genauso wie es in England eine Volksabstimmung über den Gemeinsamen Markt gab. Wir fordern eine

Weitere Kostenlose Bücher