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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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verschluckt.
    »Poltergeist? Aber Pankratin hat doch erklärt, daß er das Material nur jemandem aushändigen wird, den er kennt.«
    »Er kennt Poltergeist. Erinnern Sie sich, daß ich Ihnen erzählt habe, wie er mir in der Anfangszeit geholfen hat? Anno 81, als ich ihn angeworben habe, mußte Poltergeist auf ihn aufpassen, bis ich dort ankam. Er mag Poltergeist übrigens. Er würde ihn wiedererkennen und ihm das Material
    aushändigen.«
    Edwards schob das seidene Halstuch zurecht.
    »Also in Gottes Namen, Sam. Aber das ist das letzte Mal.«
    »Die Sache ist gefährlich, höchst riskant. Ich möchte eine Belohnung für ihn. Zehntausend Pfund.« »Einverstanden«, sagte Appleyard, ohne zu zögern. Er zog ein Blatt Papier aus der Tasche. »Hier sind die Details, die Pankratin für die Übergabe angegeben hat«, sagte er. »Zwei Treffpunkte müssen vereinbart werden. Der zweite für den Notfall. Können Sie uns in vierundzwanzig Stunden die Parkplätze angeben, die Sie ausgesucht haben? Wir werden ihn darüber informieren.«
    »Ich kann Poltergeist nicht zwingen hinüberzugehen«, sagte McCready warnend. »Er ist ja kein Mitarbeiter von uns, sondern operiert unabhängig.«
    »Versuchen Sie es, Sam, versuchen Sie bitte Ihr Bestes«, sagte Claudia. McCready stand auf.
    »Übrigens, dieser >Dienstag< - welcher ist damit gemeint?«
    »Übermorgen in einer Woche«, sagte Appleyard. »In genau acht Tagen.«
    »Mein Gott!« sagte McCready.

2
     
     
Montag
    Sam McCready brütete den größten Teil des Tages über Landkarten und Luftaufnahmen. Er suchte alte Freunde auf, die noch in der Ostdeutschland-Abteilung beschäftigt waren, und bat sie um ein paar Gefälligkeiten. Obwohl sie ihren Bereich eifersüchtig hüteten, fügten sie sich - er hatte Vollmacht. Auch waren sie klug genug, den Chef von DD and P nicht zu fragen, was er im Schilde führte.
    Bis zum Nachmittag hatte er zwei geeignete Treffpunkte ausfindig gemacht. Der eine war ein schwer einzusehender Parkplatz an der Staatsstraße 7 in der DDR, die in ost-westlicher Richtung parallel zur L40 verläuft. Die kleinere Straße verbindet die Industriestadt Jena mit dem mehr ländlichen Weimar und führt von dort aus zu dem ungegliedert ins Land wuchernden Stadtgebiet von Erfurt. Der erste Parkplatz, für den McCready sich entschied, war westlich von Jena, dicht bei der Stadt, der zweite war an derselben Straße, aber auf halbem Weg zwischen Weimar und Erfurt, keine fünf Kilometer von dem sowjetischen Militärstützpunkt in Nohra entfernt.
    Falls der russische General am folgenden Dienstag und Mittwoch auf seiner Inspektionsfahrt irgendwo zwischen Jena und Erfurt sein sollte, hätte er es bis zu den beiden Treffpunkten nicht weit. Um fünf Uhr berichtete McCready telefonisch Claudia Stuart in der amerikanischen Botschaft am Grosvenor Square über die Treffpunkte, die er ausgesucht hatte. Eine verschlüsselte Nachricht ging zur CIA-Zentrale in Langley, im amerikanischen Bundesstaat Virginia, ab, wo McCreadys Vorschläge gebilligt wurden. Anschließend wurde Pankratins Führungsoffizier in Moskau davon in Kenntnis gesetzt. Die Nachricht landete am frühe n Morgen des nächsten Tages in einem toten Briefkasten hinter einem gelockerten Ziegelstein in einer Mauer des Friedhofs des Nowodewitschi-Klosters, und vier Stunden später holte General Pankratin sie auf seinem Weg ins Ministerium ab.
    Noch vor Sonnenuntergang schickte McCready eine chiffrierte Nachricht an den Chef der SIS-Filiale in Bonn, der sie las und anschließend vernichtete. Dann hob er den Telefonhörer zu einem Ortsgespräch ab.
    Um sieben Uhr am Abend dieses Tages kam Bruno Morenz nach Hause. Er hatte sein Abendessen zur Hälfte verzehrt, als seiner Frau plötzlich etwas einfiel.
    »Dein Zahnarzt hat angerufen. Dr. Fischer.«
    Morenz hob den Kopf und starrte dann auf den erkaltenden Fraß vor ihm.
    »Ach Gott!«
    »Er hat gesagt, er müßte sich diese Plombe noch mal ansehen. Morgen. Ob du um sechs in seine Praxis kommen könntest.«
    Sie vertiefte sich wieder in das abendliche Quiz auf dem Fernsehschirm. Bruno konnte nur hoffen, daß sie die Nachricht präzise verstanden hatte. Sein Zahnarzt hieß nicht Dr. Fischer. Und es gab zwei Kneipen, wo sich McCready möglicherweise mit ihm treffen wollte. Die eine hieß »Praxis«, die andere »Klinik«. Und sechs bedeutete ein Uhr mittags.
     
     
Dienstag
    McCready ließ sich von Denis Gaunt nach Heathrow fahren, wo er die Morgenmaschine nach Köln nehmen

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