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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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namens Oleg Penkowsky so viele sowjetische Geheimnisse verraten hatte wie noch kein anderer Überläufer vor ihm. Seitdem hatte das Politbüro es dem KGB erlaubt, scharenweise eigene Leute in den GRU einzuschleusen. Obwohl sie Uniform trugen und Tag und Nacht mit den Militärs Umgang hatten, waren sie dem KGB zutiefst ergeben. Die echten GRU- Offiziere wußten, woher die anderen kamen, und versuchten sie möglichst abzudrängen, was jedoch nicht immer ganz einfach war.
    »Tut mir leid, Majorin«, hatte der junge KGB-Mann innerhalb des GRU zu ihr am Telefon gesagt. »Die Reisegenehmigung liegt hier vor mir. Ihr Mann tritt morgen eine Inspektionsfahrt zu unseren wichtigsten Garnisonen in Deutschland an. Ja, ich habe seinen Terminplan hier.«
    Er hatte ihn ihr diktiert, ehe sie auflegte. Eine Weile saß sie in Gedanken versunken da, und dann kam sie selbst um die Genehmigung ein, die Leute vom Dritten Direktorat in der KGB-Zentrale in Ost-Berlin besuchen zu dürfen. Zwei Tage dauerte es, bis der Antrag abgesegnet war. Sie sollte am Samstagvormittag nach Deutschland abfliegen.
     
     
Freitag
    Bruno Morenz ließ es sich angelegen sein, seine Arbeit an diesem Tag möglichst rasch hinter sich zu bringen, um früh aus dem Büro loszukommen. Da er seinen Pensionierungsantrag einreichen wollte, sobald er in der Mitte der kommenden Woche zurück war, räumte er sogar ein paar Schreibtischschubladen aus. Seine letzte >Hausarbeit< galt seinem kleinen Bürotresor. Die Papiere, die durch seine Hände gingen, hatten eine so niedrige Geheimhaltungsstufe, daß er den Tresor kaum je benutzte. Die Schubladen seines Schreibtisches ließen sich abschließen, die Bürotür wurde abends immer abgesperrt und das Gebäude sorgfältig bewacht. Trotzdem sortierte er die paar Papiere in dem Tresor. Ganz unten unter all dem Zeug lag seine Dienstwaffe, eine automatische Pistole.
    Die Walther PPK war staubbedeckt. Er hatte sie seit dem vorgeschriebenen Probeschießen vor Jahren auf dem Schießgelände in Pullach nie mehr in die Hand genommen.
    Aber sie war derart verstaubt, daß er fand, sie gehörte eigentlich gesäubert, bevor er sie in der kommenden Woche zurückgab. Seine Reinigungsutensilien waren bei ihm zu Hause in Porz. Zehn vor fünf steckte er die Waffe in eine Seitentasche seines Leinensakkos und verließ das Büro.
    Als er im Lift nach unten ins Erdgeschoß fuhr, schlug die Pistole so schmerzhaft gegen die Hüfte, daß er sie in den Hosenbund klemmte und das Sakko darüber zuknöpfte. Er lächelte bei dem Gedanken, daß er das Schießeisen Renate zum erstenmal zeigen würde. Vielleicht würde sie dann glauben, was für einen bedeutenden Posten er bekleidete. Nicht, daß das wichtig wäre. Sie liebte ihn ja sowieso.
    Er machte ein paar Einkäufe in der Innenstadt, bevor er nach Hahnwald hinausfuhr - ein paar Kalbsschnitzel, frisches Gemüse, eine Flasche Bordeaux. Er würde ihr und sich ein schnuckeliges Abendessen kochen; es machte ihm Spaß, in der Küche zu stehen. Sein letzter Einkauf war ein riesiger Blumenstrauß.
    Er parkte seinen Opel Kadett um die Ecke - wie immer - und ging zu Fuß zu ihrem Haus. Er hatte ihr nicht übers Autotelefon angekündigt, daß er bald da sein werde, denn er wollte sie überraschen. Mit den Blumen. Das würde ihr eine Freude machen. Er hatte einen eigenen Schlüssel zu ihrer Wohnung.
    Er schloß leise auf, um die Überraschung perfekt zu machen. In der Diele herrschte Stille. Er öffnete den Mund und wollte schon rufen: »Renate, Schätzchen, ich bin’s...«, als er hörte, wie sie schallend lachte. Er lächelte. Sie sah sich sicher einen Trickfilm im Fernsehen an. Er steckte den Kopf ins
    Wohnzimmer. Niemand da. Wieder war das Lachen zu hören, vom Schlafzimmer her. Er fuhr zusammen, als ihm klar wurde, was für einen dummen Fehler er gemacht hatte: Vielleicht war ein Kunde bei ihr. Und dann wurde ihm klar, daß sie, wenn sie einen Freier bei sich hatte, im >Arbeitsschlafzimmer< war, bei geschlossener Tür, und die Tür war schalldicht. Schon wollte er rufen, als er jemand anderen lachen hörte, und dieser Jemand war ein Mann. Morenz trat von der Diele in den Korridor.
    Die Tür zum großen Schlafzimmer stand ein paar Zentimeter offen, und der Spalt wurde zum Teil dadurch verdeckt, daß die Türen des großen Schranks ebenfalls offenstanden. Auf dem Fußboden lagen Mäntel verstreut.
    »Was für ein Arschloch«, sagte der Mann. »Bildet der sich wirklich ein, daß du ihn heiraten wirst?«
    »Bis

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