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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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hin hatte sich niemand gemeldet. Wer von den Bewohnern der Insel würde sich tausend amerikanische Dollar entgehen lassen? Das war für die Menschen hier ein Vermögen. Mithin. war der Killer aus dem Haus selbst gekommen, wie Hannah vermutet hatte.
    Die vergitterte Eingangstür zum Government House war am Dienstagabend zu der betreffenden Zeit geschlossen gewesen. Sie schloß sich von selbst, wenn sie zufiel. Hätte irgend jemand geklingelt, wäre Jefferson an die Tür gegangen. Aber niemand konnte einfach durch das Tor, über den kiesbedeckten Vorhof, durch den Eingang, die Halle, den Salon und die Stufen zum Garten hinunter gehen. Kein Eindringling, der zufällig daherkam; die geschlossene Eingangstür hätte ihm den Zutritt verwehrt. Die Fenster im Parterre waren nach spanischer Art vergittert. Einen anderen Weg ins Haus gab es nicht. Es sei denn, der Täter war ein Sportler und hatte die Gartenmauer übersprungen. Möglich war das.
    Aber wie war er dann wieder hinausgekommen? Durchs Haus? Es hätte leicht sein können, daß er gesehen wurde. Über die Mauer wieder ins Freie? Sie war genauestens auf Kratzspuren untersucht wurden, die anzeigen würden, daß jemand darüber geklettert war, und sie war oben mit Glasscherben gesichert. Durch die Stahltür hinaus, die zuvor geöffnet gewesen war? Auch in diesem Fall hätte der Eindringling leicht gesehen werden können. Nein, es sah ganz danach aus, daß der Mörder aus dem engsten Umkreis des Opfers gekommen war. Oscar, der Chauffeur, hatte sich dafür verbürgt, daß Lady Moberley abwesend, in der Kinderklinik, gewesen war. Damit blieben der harmlose alte Jefferson und der junge Haverstock von den Queen’s Royal Dragoons übrig.
    Hatte die Tat nur ein Täter begangen oder waren sie alle daran beteiligt gewesen? Und welches Motiv? Haß, Habgier, Rache, politischer Terror oder die Drohung, einem die Karriere zu ruinieren? Und wie verhielt es sich mit dem toten Gomez? Hatte er wirklich einen gedungenen Mörder auf Sunshine gesehen? Und wenn ja, wo ordnete sich dann Mendes in das Bild ein?
    Hannah trat zwei Schritte nach vorn und ließ sich auf die Knie nieder. Noch immer zu hoch. Er legte sich auf den Bauch und stützte sich mit den Ellenbogen ab, zwanzig Zentimeter über dem Gras. Er faßte die Stelle ins Auge, wo Sir Marston mutmaßlich gestanden hatte, nachdem er aufgestanden war und einen Schritt nach vorne getan hatte. Dann sprang er hoch.
    »Parker«, brüllte er, »kommen Sie herunter und hierher!«
    Parker wäre um ein Haar von der Leiter gekippt. Er hatte den phlegmatischen Hannah noch nie so aufgeregt gesehen. Als er die Terrasse erreichte, flitzte er hinab in den Garten.
    »Stellen Sie sich dorthin«, sagte Hannah und deutete dabei auf eine Stelle im Gras. »Wie groß sind Sie?«
    »Gut einssiebzig, Sir.«
    »Das reicht nicht. Gehen Sie in die Bibliothek und holen Sie ein paar Bücher. Der Gouverneur war einen Meter neunzig groß. Jefferson, besorgen Sie mir einen Besen.«
    Jefferson zuckte mit den Achseln. Wenn der weiße Polizeibeamte den Patio fegen wollte, war das sein Bier. Er ging einen Besen holen.
    Auf Hannahs Geheiß mußte sich Parker an der Stelle, wo Sir Marston gestanden hatte, auf vier Bücher stellen. Auf dem Gras kauernd richtete Hannah den Besenstiel wie ein Gewehr auf Parkers Brust. In einem Winkel von zwanzig Grad zielte der Besenstiel nach oben.
    »Machen Sie einen Schritt zur Seite.«
    Parker gehorchte und rutschte dabei von den Büchern herab. Hannah stand auf und ging zu den Stufen, die an der Mauer von links nach rechts zur Terrasse hinaufführten. Er hing noch dort von seinem schmiedeeisernen Halter, wie schon seit drei Tagen und noch länger: der Korb aus Drahtgeflecht, gefüllt mit Lehm, aus dem glänzende Geranien quollen. Sie blühten in derart dichter Fülle, daß man den Korb selbst kaum sah.
    »Holen Sie den Korb dort herunter«, sagte Hannah zum Gärtner. »Parker. Bringen Sie den Tatortkoffer. Jefferson - ein Bettlaken.«
    Der Gärtner stöhnte auf, als sein Werk auf dem Bettlaken ausgebreitet wurde. Eine Blume um die andere zog Hannah heraus und klopfte mit einem Finger den Lehm von ihren Wurzeln, ehe er sie zur Seite legte. Als nur noch der Lehm übrig war, zerteilte er ihn in faustgroße Klumpen und diese dann mit Hilfe einer Spachtel in kleinere, so groß wie Reiskörner. Die Kugel kam zum Vorschein.
    Sie hatte nicht nur den Körper des Gouverneurs unbeschädigt durchschlagen, sondern zudem auch noch das Drahtgeflecht

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