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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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des Korbs nicht berührt. Sie war mitten im Lehm steckengeblieben. Sie war perfekt erhalten. Hannah nahm eine Pinzette und beförderte sie in eine Plastiktüte, verknotete diese und ließ sie in ein Glas mit Schraubverschluß fallen.
    »Heute abend, mein Junge«, sagte er zu Parker, »fliegen Sie nach London zurück. Mit dem hier. Alan Mitchell wird den Sonntag für mich drangeben. Ich habe die Kugel Bald werde ich die Waffe haben. Und dann den Killer.«
    Im Government House gab es jetzt nichts mehr für ihn zu tun. Er ließ Oscar holen, der ihn zum Hotel zurückbringen sollte. Während er auf den Chauffeur wartete, stand er an einem der Fenster im Salon und blickte über die Gartenmauer hinweg auf Port Plaisance, die nickenden Palmen und die schimmernde See. Die Insel schlummerte in der Hitze des Vormittags. Schlummerte sie oder brütete sie?
    Das hier, dachte er, ist kein Inselparadies, es ist ein verdammtes Pulverfaß.

5
     
    Sean Whittaker wurde in Kingston an diesem Vormittag ein erstaunlicher Empfang zuteil. Er war spätabends eingetroffen und hatte sich sofort in seine Wohnung begeben. Am nächsten Morgen kurz nach sieben meldete sich der erste Anrufer. Es war eine amerikanische Stimme.
    »Morgen, Mr. Whittaker, hoffentlich habe ich Sie nicht geweckt.«
    »Nein, durchaus nicht. Wer ist denn am Apparat?«
    »Ich heiße Milton. Einfach Milton. Soviel ich weiß, haben Sie ein paar Fotos, die Sie mir vielleicht gerne zeigen würden.«
    »Das hängt davon ab, wem ich sie zeige«, sagte Whittaker. Am anderen Ende der Leitung wurde leise gelacht.
    »Wollen wir uns nicht treffen?«
    Eine Stunde später trafen sie sich an einer vereinbarten Stelle. Der Amerikaner sah nicht aus wie der Chef der CIA- Außenstation in Kingston. Seine lässige Art paßte mehr zu einem jungen Universitätsdozenten.
    »Verzeihen Sie mir«, sagte Whittaker, »aber könnten Sie sich nicht irgendwie ausweisen?«
    »Steigen wir in meinen Wagen«, sagte Milton.
    Sie fuhren zur amerikanischen Botschaft. Milton hatte zwar sein eigenes Büro außerhalb der Botschaft, aber er war auch dort persona grata. Er zückte seinen Personalausweis, zeigte ihn dem Marineinfanteristen an dem Schreibtisch in der Eingangshalle und ging dann voran zu seinem ungenutzten Büroraum.
    »Aha«, sagte Whittaker, »Sie sind ein amerikanischer Diplomat.«
    Milton korrigierte ihn nicht. Er lächelte und bat Whittaker, ihm seine Aufnahmen zu zeigen. Er blickte sie flüchtig an, aber eine davon nahm seine Aufmerksamkeit gefangen.
    »Sieh an, sieh an«, sagte er, »dort also ist er gelandet.«
    Er öffnete sein Köfferchen und zog eine Akte heraus. Das Foto auf der ersten Seite des Dossiers war ein paar Jahre früher mit einem Teleobjektiv aufgenommen worden, anscheinend durch einen Spalt zwischen zwei Vorhängen. Doch es zeigte denselben Mann wie auf der neuen Aufnahme, die vor ihm auf dem Schreibtisch lag.
    »Möchten Sie wissen, wer das ist?« fragte er Whittaker. Die Frage war überflüssig. Der britische Reporter verglich die beiden Fotos und nickte.
    »Fangen wir also mit dem Anfang an«, sagte Milton und las den Inhalt des Dossiers vor; nicht alles, sondern gerade so viel, wie notwendig war. Whittaker schrieb in Windeseile mit.
    Der Mann von der amerikanischen Drogenbekämpfungsbehörde DEA war gründlich. Er lieferte Details über eine geschäftliche Karriere, bestimmte Zusammenkünfte, die Eröffnung von Bankkonten, durchgeführte Operationen, verwendete Decknamen, Lieferungen, gewaschene Gelder. Als er fertig war, lehnte sich Whittaker zurück.
    »Puh!« sagte er. »Kann ich Sie dafür als Quelle angeben?«
    »Ich würde nicht Mr. Milton als Quelle nennen«, sagte der Amerikaner. »Schreiben Sie: >hochgestellte Gewährsleute innerhalb der DEA< - das wird genügen.«
    Er geleitete Whittaker zurück zum Haupteingang. Auf den Stufen machte er dem Reporter einen Vorschlag.
    »Fahren Sie doch mit den übrigen Fotos zur Polizeizentrale von Kingston. Sie werden vielleicht feststellen, daß man Sie dort bereits erwartet.«
    In der Polizeizentrale wurde der nachdenklich gewordene Whittaker hinauf zu Commissioner Forster geführt, der allein in seinem großen, von der Klimaanlage gekühlten Dienstzimmer saß, von dem aus man das Zentrum von Kingston überblickte.
    Nachdem der Commissioner Whittaker begrüßt hatte, drückte er den Knopf an seiner Sprechanlage und bat Commander Gray dazuzukommen. Ein paar Minuten später stieß der Chef der Kriminalpolizei von Kingston zu

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