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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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drei Männern noch nie gesehen hatte. Dann hob Firestone sie samt dem Rollstuhl hoch, setzte sie im hinteren Teil des Transporters neben den Einkäufen ab und fuhr davon.
    »Wer war das?« fragte Favaro.
    »Eine alte Dame, die auf einem Hügel wohnt«, sagte Hannah.
    »Ach ja, ich habe von ihr gehört«, sagte Parker. »Sie weiß angeblich alles, was es über Sunshine zu wissen gibt.«
    Hannah runzelte die Stirn. Seit seine Ermittlungsarbeit an Schwung verloren hatte, war ihm mehr als einmal der Gedanke gekommen, daß diese Missy Coltrane über den Menschen, der am Dienstagabend die Schüsse auf den Gouverneur abgegeben hatte, vielleicht mehr wußte, als sie sich anmerken ließ. Trotzdem, ihre Andeutung, was die >Entourage< der beiden Kandidaten anging, war klug gewesen. Er hatte sich die Wahlhelfer angesehen, und der Instinkt des Polizisten hatte ihm gesagt, daß sie nicht koscher seien. Wenn sie nur ein Motiv gehabt hätten.
    Der Inselhopser aus Nassau landete kurz nach vier. Der Pilot hatte ein Päckchen von der Metro-Date-Polizei für einen gewissen Mr. Favaro dabei. Der Polizeibeamte aus Miami wies sich aus und nahm es entgegen. Parker, der die Glasflasche mit der Kugel, an der so vieles hing, in seiner Sakkotasche hatte, stieg in die Maschine.
    »Morgen vormittag wartet in Heathrow ein Wagen auf Sie«, sagte Hannah. »Er bringt Sie auf dem schnellsten Weg nach Lambeth. Ich möchte, daß Alan Mitchell die Kugel so rasch wie möglich bekommt.«
    Als das Flugzeug startete, zeigte Favaro Hannah die Fotos von Francisco Mendes, alias >der Skorpion<. Der Brite betrachtete sie genau. Es waren insgesamt zehn Aufnahmen, die einen mageren Finsterling mit angeklatschtem schwarzen Haar und einem schmallippigen, ausdruckslosen Mund zeigte. Die Augen starrten blicklos in die Kamera.
    »Mieses Ganovengesicht«, bemerkte Hannah. »Bringen wir die Fotos mal gleich zu Chief Inspector Jones.«
    Der Polizeichef der Barclays saß in seinem Dienstzimmer am Parliament Square. Aus den offenen Türen der anglikanischen Kirche drang der Gesang von Weihnachtsliedern, aus der Bar des Quarter Deck schallendes Gelächter. Die Medienvertreter waren zurückgekehrt. Jones schüttelte den Kopf.
    »Nein, nie gesehen, den Typen. Nicht auf unseren Inseln.«
    »Ich bin sicher, daß Julio ihn nicht mit einem anderen verwechselt hat«, sagte Favaro. »Wir sind ihm vier Tage lang gegenübergesessen.«
    Hannah neigte dazu, ihm recht zu geben. Vielleicht hatte er den Täter im Government House am verkehrten Ort gesucht. Möglicherweise war die Tat doch von einem gedungenen Mörder begangen worden. Aber warum…?
    »Würden Sie diese Fotos bitte herumgehen lassen, Mr. Jones. Zeigen Sie sie herum. Der Mann soll am Dienstag vor einer Woche in der Bar des Quarter Deck gesehen worden sein. Vielleicht hat ihn sonst noch jemand gesehen. Der Barkeeper oder ein anderer Gast an diesem Abend. Mag sein, jemand hat beobachtet, wohin er gegangen ist, als er die Bar verließ, oder hat ihn in einem anderen Lokal gesehen. Sie wissen ja Bescheid.«
    Chief Inspector Jones nickte. Er kannte sein Revier. Er würde die Fotos herumzeigen.
    Als die Sonne unterging, sah Hannah auf seine Uhr. Parker dürfte vor einer Stunde in Nassau eingetroffen sein und ungefähr jetzt an Bord der Maschine gehen, die durch die Nacht nach London flog. Acht Flugstunden plus fünf Stunden wegen des Zeitunterschieds. Kurz nach sieben Uhr morgens Londoner Zeit Ankunft in Heathrow.
    Alan Mitchell, der brillante Wissenschaftler, der dem ballistischen Laboratorium des Innenministeriums in Lambeth vorstand, hatte sich bereit erklärt, seinen Sonntag für die Untersuchung des Projektils aus der Mordwaffe dranzugehen. Er würde es jedem bekannten Testverfahren unterziehen und am Sonntagnachmittag Hannah telefonisch über das Untersuchungsergebnis unterrichten. Dann wüßte Hannah genau, nach welcher Waffe er zu fahnden hatte. Das würde den Kreis der Verdächtigen einengen. Irgend jemand mußte die Tatwaffe gesehen haben. Die Gemeinschaft der Inselbewohner war ja wirklich so klein.
    Hannah wurde beim Abendessen gestört. Ein Anruf aus Nassau.
    »Leider hat sich der Abflug verzögert«, meldete sich Parker. »Wir starten in zehn Minuten. Ich dachte, Sie möchten vielleicht London davon benachrichtigen.«
    Hannah sah auf seine Uhr. Halb acht. Er stieß einen Fluch aus, legte den Hörer auf und setzte sich wieder vor seinen gegrillten Barsch.
    Um zehn Uhr saß er in der Bar bei seinem Schlaftrunk, als das

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