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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Bartelefon klingelte.
    »Die Sache tut mir schrecklich leid«, sagte Parker.
    »Verdammt nochmal, wo sind Sie denn jetzt?« brüllte Hannah in die Sprechmuschel.
    »In Nassau, Chief. Wir sind um halb acht gestartet und eine Dreiviertelstunde übers Meer geflogen. Dann wegen eines kleinen Maschinendefekts umgekehrt. Die Techniker arbeiten im Moment an der Behebung der Sache. Dürfte nicht mehr lange dauern.«
    »Rufen Sie mich noch kurz vor dem Start an«, sagte Hannah. »Ich gebe dann die Ankunftszeit nach London durch.«
    Um drei Uhr morgens wurde er geweckt.
    »Die Techniker haben den Schaden behoben«, sagte Parker. Eine Magnetspule für die Warnlampe des Außentriebwerks an
    der Backbordseite ist ausgefallen.«
    »Parker«, sagte Hannah langsam und deutlich. »Es ist mir egal, und wenn der Oberzahlmeister in den Treibstofftank gepinkelt hat. Ist das Zeug repariert?«
    »Ja, Sir.«
    »Also startet ihr jetzt?«
    »Sehen Sie, eigentlich noch nicht. Bis zu unserer Ankunft in London hätte die Crew ihre erlaubte Arbeitszeit ohne Ruhepause überschritten. Also kann sie nicht fliegen.«
    »Und was ist mit der, die gestern nachmittag, vor zwölf Stunden, die Maschine nach Nassau geflogen hat? Die Leute müssen doch ausgeruht sein.«
    »Ja, schon, man hat sie ausfindig gemacht, Chief. Nur hatten die mit einem Aufenthalt von sechsunddreißig Stunden gerechnet. Der Erste Offizier ist zu einem Freund gefahren, der einen Herrenabend gibt. Er steht also nicht zur Verfügung.«
    Hannah ließ eine Bemerkung über die beliebteste Fluggesellschaft der Welt vom Stapel, an der ihr Präsident, Lord King, einigen Anstoß genommen hätte, wäre sie ihm zu Ohren gekommen.
    »Und was passiert jetzt?«
    »Wir müssen warten, bis die Crew sich ausgeruht hat. Dann fliegen wir«, sagte die Stimme aus Nassau.
    Hannah stand auf und ging hinaus ins Freie. Keine Taxis, kein Oscar wartete auf ihn. So ging er den ganzen Weg zum Government House zu Fuß, klingelte Jefferson aus den Federn und wurde eingelassen, schweißgebadet von der nächtlichen Schwüle. Er rief Scotland Yard an und ließ sich Mitchells Privatnummer geben. Er rief die Nummer an, um Mitchell über die Verzögerung ins Bild zu setzen, doch dieser hatte sich fünf Minuten vorher auf den Weg nach Lambeth gemacht. Es war vier Uhr nachmittags auf Sunshine, neun Uhr vormittags in London. Hannah ließ eine Stunde vergehen, rief dann im Laboratorium an, wo Mitchell mittlerweile eingetroffen war, und berichtete ihm, daß Parker erst am frühen Abend eintreffen werde. Mitchell war über die Nachricht nicht erfreut. Er mußte durch den bitterkalten Dezembertag die ganze Strecke bis nach West Mailing in der Grafschaft Kent zurückfahren.
    Am Sonntag rief Parker mittags wieder an. Hannah schlug in der Bar des Quarter Deck die Zeit tot.
    »Ja«, sagte er matt.
    »Jetzt ist alles okay, Chef. Die Crew ist ausgeruht. Sie kann fliegen.«
    »Großartig«, sagte Hannah und blickte auf seine Uhr.
    Acht Flugstunden plus fünf wegen des Zeitunterschieds - wenn sich Alan Mitchell bereit fand, die Nacht durchzuarbeiten, könnte er, Hannah, am Montag zur Frühstückszeit auf Sunshine seine Antwort haben.
    »Jetzt geht’s also los?« fragte er.
    »Nun ja, nicht ganz«, antwortete Parker. »Wenn wir nämlich jetzt starten, würden wir nach ein Uhr nachts in Heathrow landen. Das ist nicht erlaubt, leider. Wegen des Lärmschutzes.«
    »Verdammter Mist! Und was passiert jetzt?«
    »Nun ja, die übliche Abflugszeit hier ist kurz nach sechs Uhr abends, die Landung in Heathrow kurz nach sieben Uhr morgens. Sie wollen also nach sechs starten.«
    »Aber das bedeutet doch, daß zwei Jumbos gleichzeitig losfliegen«, sagte Hannah.
    »Ja, das bedeutet es, Chef. Aber machen Sie sich keine Sorgen. Beide werden voll sein, und die Fluggesellschaft verliert kein Geld.«
    »Gott sei Dank dafür«, fauchte Hannah und legte auf. Vierundzwanzig Stunden, dachte er, vierundzwanzig beschissene Stunden. Drei Dinge gibt es auf der Welt, an denen man nichts ändern kann: der Tod, die Steuern und die Fluggesellschaften. In diesem Augenblick kam Dillon mit zwei fit wirkenden jungen Männern die Stufen zum Hoteleingang herauf. Vermutlich sein Geschmack, dachte Hannah wütend.
    Verdammtes Außenministerium. Er war nicht gerade guter Stimmung.
    Auf der anderen Seite des Platzes strömte eine Schar von Mr. Quinces Pfarrkindern, die Männer in dunklen Sonntagsanzügen, die Frauen bunt herausgeputzt, wie Vögel mit glänzendem Gefieder,

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