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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Blumen und eine Leinentasche mit, die ihm nicht gehörte. Später konnte er sich nicht erklären, warum er das getan hatte. Zwei Meilen von Hahnwald entfernt warf er die Lebensmittel, den Wein und die Blumen jeweils in eine andere Mülltonne am Straßenrand. Dann fuhr er beinahe eine Stunde weiter, warf das Videoband und seine Waffe von der Severinbrücke in den Rhein und verließ das Stadtgebiet von Köln, deponierte die Leinentasche in einem Schließfach und schlug schließlich die Richtung nach Hause ein. Seine Frau sagte kein Wort, als er um halb zehn ins Wohnzimmer trat.
    »Meine Reise mit unserem Direktor ist verschoben worden«, sagte er. »Ich werde statt dessen ganz früh am Montagmorgen wegfahren.«
    »Das ist aber nett«, sagte sie.
    Manchmal dachte er, er könnte an irgendeinem Abend aus dem Büro nach Hause kommen, erklären, er sei kurz nach Bonn gefahren und habe Bundeskanzler Kohl erschossen, und sie würde auch dann noch sagen: »Das ist aber nett.«
    Sein Abendessen war ungenießbar, und so rührte er es nicht an.
    »Ich gehe was trinken«, sagte er. Sie nahm sich noch eine Praline, bot Lutz eine an, und dann starrten sie weiter auf den Bildschirm.
    An diesem Abend betrank sich Bruno Morenz. Ganz allein. Er bemerkte, daß seine Hände heftig zitterten, und immer wieder brach ihm der Schweiß aus. Er glaubte, daß eine Sommergrippe im Anzug sei. Er war kein Psychiater und kannte auch keinen, weshalb ihm niemand sagen konnte, daß er einem kompletten Nervenzusammenbruch entgegentrieb.
     
     
Sonnabend
    Majorin Wanawskaja traf auf dem Flugplatz BerlinSchönefeld ein und wurde in einem nicht gekennzeichneten Wagen zur KGB-Zentrale in Ost-Berlin gefahren. Sie erkundigte sich sofort nach dem Aufenthaltsort des Mannes, den sie jagte. Er befand sich in Cottbus und war mit einem Militärkonvoi und umgeben von Armeeoffizieren auf dem Weg nach Dresden - für sie unerreichbar. Am Sonntag würde er in Karl-Marx-Stadt, am Montag in Zwickau und am Dienstag in Jena eintreffen. Ihr Überwachungsauftrag schloß die DDR nicht ein. Er konnte zwar erweitert werden, aber das würde Schreibereien erforderlich machen. Immer dieser elende Papierkram, dachte sie ärgerlich.
     
     
Sonntag
    Sam McCready traf wieder in Deutschland ein und konferierte während des folgenden Tages mit dem Chef der Bonner SIS-Filiale. Am Abend nahm er den BMW und die Wagenpapiere in Empfang und fuhr nach Köln. Im Holiday Inn Hotel am Flughafen nahm er ein Zimmer für zwei Nächte und zahlte im voraus.
     
     
Montag
    Bruno Morenz stand viel früher auf als seine Angehörigen, packte einen kleinen Handkoffer, obwohl er wußte, daß er ihn nicht brauchen würde, und verließ leise das Haus. Gegen sieben Uhr an diesem klaren Septembermorgen erreichte er das Holiday Inn und suchte McCready in seinem Zimmer auf. Der Engländer bestellte beim Zimmerservice Frühstück für sie beide, und als der Kellner gegangen war, breitete er eine riesige Autokarte von Deutschland, West und Ost, aus.
    »Nehmen wir uns zuerst die Route vor«, sagte er. »Sie fahren morgen früh um vier Uhr von hier ab. Da es eine lange Fahrt wird, lassen Sie sich Zeit, legen Sie Pausen ein. Nehmen Sie die B35 von hier, vorbei an Bonn, Limburg und Frankfurt. Dann auf die B41 und die B45, vorbei an Würzburg und Nürnberg. Nördlich von Nürnberg zweigen Sie nach links auf die B51 ab, an Bayreuth vorbei bis zur DDR-Grenze. Zur Grenzstation an der Saalebrücke. Die Fahrt dauert etwa sechs Stunden. Sie sollten gegen elf dort sein. Ich werde vor Ihnen eintreffen und aus einer verdeckten Position alles beobachten. Fühlen Sie sich denn wohl?«
    Morenz schwitzte, obwohl er das Sakko abgelegt hatte.
    »Es ist heiß hier im Zimmer«, sagte er. McCready stellte die Aircondition auf >Niedrigtemperatur<.
    »Nach der Grenze fahren Sie geradeaus nach Norden bis zum Hermsdorfer Kreuz. Dort biegen Sie nach links auf die B40 ab, die nach Westen führt. Bei Mellingen verlassen Sie die Autobahn und fahren in Richtung Weimar. Dort suchen Sie die Staatsstraße 7 und fahren wieder in westlicher Richtung. Sechs Kilometer westlich von Weimar ist rechts ein Parkplatz...«:
    McCready zeigte eine stark vergrößerte fotografische Aufnahme dieses Straßenabschnitts, von einem Flugzeug aus großer Höhe aufgenommen. Morenz sah den kleinen Parkplatz, ein paar Bauernhäuser und sogar die Bäume, die die kiesbedeckte Stelle beschatteten, die als erster Treffpunkt ausgewählt worden war. Mit akribischer Sorgfalt

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