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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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über beide Ohren verliebt, vernarrt, der Blödmann. Schau ihn dir nur an.« Das war ihre Stimme.
    Morenz legte die Blumen und die eingekauften Lebensmittel ab und ging weiter den Flur entlang. Er war einfach verwirrt. Er machte die Schranktüren leise zu, um daran vorbeizukommen, und schob die Tür mit dem Fuß weiter auf.
    Renate saß am Rand des riesigen Betts und rauchte eine Marihuanazigarette. In der Luft hing schwer der Duft von Cannabis. Auf dem Bett räkelte sich ein Mann, den Morenz noch nie gesehen hatte, jung, hager, sportlich, in Jeans und einer ledernen Motorradjacke. Die beiden bemerkten, daß die Tür sich bewegte, und sprangen vom Bett hoch, der Mann mit einem Satz, so daß er hinter Renate auf die Füße kam. Er hatte ein gemeines Gesicht und schmutzig-blondes Haar. Was ihren privaten Geschmack betraf, bevorzugte Renate anscheinend den Typ, der als >Brutalo< bekannt war, und dieser, ihr fester Freund, hätte gar nicht brutaler aussehen können.
    Morenz’ Blick fixierte noch immer den Videofilm auf dem Fernsehapparat hinter dem Fußende des Bettes. Kein älterer Mann wirkt bei einer Bettszene sehr würdevoll, und schon gar nicht, wenn es bei ihm nicht klappt. Mit wachsender Scham und Verzweiflung beobachtete er sein eigenes Bild auf dem Fernsehschirm. Renate war ebenfalls zu sehen, sie blickte hin und wieder über seinen Rücken in die Kamera und machte geringschätzige Gesten. Das war offenbar die Ursache des Gelächters gewesen.
    Renate, die vor ihm stand, war beinahe splitternackt, aber sie erholte sich sehr schnell von ihrer Überraschung. Ihr Gesicht rötete sich vor Wut. Als sie sprach, tat sie es nicht in den Tönen, die er gewohnt war, sondern sie kreischte wie ein Fischweib.
    »Was hast du denn hier zu suchen, du Scheißkerl?«
    »Ich wollte dir eine Überraschung bereiten«, murmelte er.
    »Ja, das hast du geschafft, du Scheißkerl. Und jetzt verpiß dich. Fahr nach Hause zu deinem beschissenen Kartoffelsack in Porz!«
    Morenz holte tief Luft.
    »Daß du mir nichts gesagt hast, das tut wirklich weh«, sagte er. »Du hättest mich nicht so zum Idioten machen dürfen. Denn ich habe dich wirklich geliebt.«
    Ihr Gesicht war wutverzerrt. Sie spuckte die Worte förmlich aus.
    »Dazu brauchst du mich nicht. Du bist ein Idiot. Ein fetter, alter Idiot. Im Bett und auch sonst. Und jetzt hau ab!«
    Er schlug zu. Es war kein Faustschlag, sondern eine Ohrfeige mit der flachen Hand. Irgend etwas in ihm zersprang, und er ohrfeigte sie. Sie verlor das Gleichgewicht. Morenz war ein kräftiger Mann, und die Wucht des Schlages streckte sie zu Boden. Was dem blonden Typ durch den Kopf gegangen war, wurde Bruno Morenz nie klar. Ohnehin wollte er nichts wie weg von hier. Aber der Zuhälter griff in seine Lederjacke. Anscheinend war er bewaffnet. Morenz riß die PKK aus dem Hosenbund. Er glaubte, sie sei gesichert, was sie auch hätte sein sollen. Er wollte den Luden dazu bringen, daß er die Arme hob und ihn gehen ließ. Aber der Zuhälter zerrte noch immer an seiner Jacke. Morenz drückte ab. Mochte die Walther auch verstaubt sein - sie funktionierte.
    Auf dem Schießgelände war Morenz außerstande gewesen, ein Scheunentor zu treffen. Und er war seit Jahren nicht mehr auf dem Schießstand gewesen. Wirkliche Meisterschützen üben beinahe täglich. Anfängerglück - die Kugel traf den Luden aus fünf Metern direkt ins Herz. Sie riß ihn um, auf seinem Gesicht erschien ein ungläubiger Ausdruck. Aber ob es nun eine rein motorische Reaktion war oder nicht, seine Rechte, eine Beretta umklammernd, hob sich weiter. Morenz feuerte noch einmal. Ausgerechnet in diesem Augenblick rappelte sich Renate vom Boden hoch. Die zweite Kugel traf ihren Hinterkopf. Die gepolsterte Tür war während der Auseinandersetzung zugefallen, so daß kein Geräusch nach außen drang.
    Morenz stand mehrere Minuten da und starrte auf die beiden Toten. Er war wie betäubt, es schwindelte ihm leicht. Schließlich verließ er das Zimmer und zog hinter sich die Tür ins Schloß, sperrte sie aber nicht ab. Trotz seines verwirrten Zustands fragte er sich, als er über die winterlichen Kleidungsstücke im Korridor zu steigen begann, warum sie da auf dem Boden lagen. Er blickte in den Schrank und bemerkte, daß die Rückwand anscheinend locker war. Er zog sie zu sich her.
    Bruno Morenz verbrachte noch eine weitere Viertelstunde in der Wohnung und verließ sie dann. Er nahm das Videoband, das ihn selbst zeigte, die eingekauften Lebensmittel, die

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