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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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uniformierten Beamten unten im Hauseingang zurück, für den Fall, daß - was schon vorgekommen war - der Täter zum Schauplatz des Verbrechens zurückkehrte, und fuhr nach Hause. Irgend etwas an dieser Wohnung ging ihm noch immer nicht aus dem Kopf. Er war ein sehr intelligenter und scharfsichtiger junger Kriminalbeamter.
    McCready verbrachte den Nachmittag damit, Bruno Morenz abschließend zu instruieren.
    »Sie sind Hans Grauber, fünfzig Jahre alt, verheiratet, drei Kinder. Wie alle stolzen Familienväter tragen Sie Fotos von Ihrer Familie bei sich. Hier ist sie, im Urlaub. Heidi, Ihre Frau, zusammen mit Hans jr., Lotte und Ursula, Uschi genannt. Sie sind bei BKI, Optische Werke in Würzburg, angestellt - die Firma gibt es wirklich, und der Wagen gehört ihr tatsächlich. Zum Glück haben Sie einmal in einem solchen Unternehmen gearbeitet, so daß Sie den Jargon beherrschen, falls das nötig wird.
    Sie haben einen Termin beim Leiter für Auslandsverkäufe der Carl-Zeiss-Werke in Jena. Hier ist sein Brief. Das Papier ist echt, und den Mann gibt es auch. Die Unterschrift sieht so aus, als wäre sie von ihm, aber sie ist von uns fabriziert worden. Der Termin ist morgen um 15.00 Uhr. Wenn alles glatt geht, schließen Sie mit ihm einen Auftrag über die Lieferung von Präzisionslinsen ab und kehren am selben Abend in den Westen zurück. Sollten weitere Gespräche notwendig werden, müssen Sie vielleicht über Nacht bleiben. Das ist nur für den Fall, daß die Grenzpolizisten Sie ausquetschen.
    Es ist höchst unwahrscheinlich, daß die Grenzpolizei bei Zeiss nachfragt. Der Staatssicherheitsdienst würde es tun, aber mit Zeiss stehen so viele westliche Geschäftsleute in Kontakt, daß einer mehr oder weniger nicht auffällt. So, hier sind Ihr Paß, Briefe von Ihrer Frau, Kreditkarten, Führerschein und ein Schlüsselbund, an dem auch der Zündschlüssel für den BMW hängt. Das war’s.
    Sie brauchen nur die Aktentasche und die Reisetasche. Machen Sie sich mit dem Inhalt der Aktentasche vertraut. Das Sicherheitsschloß läßt sich mit der Zahlenkombination Ihres angeblichen Geburtstages, 5.4.34, öffnen.
    Die Papiere haben alle mit Ihrem Auftrag zu tun, Zeiss- Produkte für Ihre Firma zu kaufen. Ihre Unterschrift ist >Hans Grauber< in Ihrer eigenen Schrift. Die Kleider und das Necessaire wurden alle in Würzburg gekauft. Die Sachen sind gebraucht und frisch gewaschen, mit Etiketts einer Würzburger Wäscherei. So, alter Freund, und jetzt wird zu Abend gegessen.«
    Dieter Aust, der Chef der Kölner BND-Filiale, verpaßte die Abendnachrichten im Fernsehen. Er war zum Essen ausgegangen, was er später bereuen sollte.
    Um Mitternacht wurde McCready von Johnson, einem Nachrichtenexperten von der SIS-Filiale in Bonn, in einem Range Rover abgeholt. Dann machten sie sich auf den Weg, um vor Morenz an der Saale zu sein.
     
     
Dienstag
    Bruno Morenz ließ sich vom Zimmerservice Nachschub bringen und trank weiter. Nach zwei Stunden, um drei Uhr, riß ihn der Wecker neben dem Bett aus einem unruhigen Schlaf. Um vier Uhr verließ er das Holiday Inn, setzte sich in den BMW und fuhr in der Dunkelheit nach Süden, zur Autobahn.
    Zur selben Stunde erwachte in Köln Peter Schiller neben seiner schlafenden Frau, und in diesem Augenblick wurde ihm klar, was ihm an der Wohnung in Hahnwald so großes Kopfzerbrechen bereitet hatte. Er ging ans Telefon, weckte Wiechert, der stocksauer war, und instruierte ihn, um sieben vor dem Haus in Hahnwald zu sein.
    Bruno Morenz war ein bißchen zu früh dran. Kurz vor der Grenze machte er fünfundzwanzig Minuten in der Raststätte Frankenwald Pause. Er trank keinen Alkohol, sondern Kaffee. Aber er füllte seinen Flachmann.
    Um fünf vor elf Uhr an diesem Dienstagvormittag befand sich Sam McCready zusammen mit Johnson in einem Kiefernwäldchen auf einer Anhöhe südlich der Saale. Der Range Rover war außer Sichtweite im Wald abgestellt. Vom Waldsaum aus konnten sie die westdeutsche Grenzstation unten in der Tiefe, ungefähr einen Kilometer weit weg sehen. Dahinter war in den Hügeln eine Lücke, und durch diese Lücke sah man die Dächer der DDR-Grenzstation, einen knappen Kilometer weiter.
    Da die Ostdeutschen ihre Abfertigung ein gutes Stück weit auf ihrem eigenen Territorium gebaut hatten, befand sich ein Autofahrer sofort in der DDR, sobald er den westdeutschen Kontrollposten passiert hatte. Hier begann eine Straße mit zwei Fahrbahnen, rechts und links umgeben von einem Maschendrahtzaun. Hinter

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