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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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hätte, sie umzubringen. «
    Johnson sah nachdenklich drein.
    »Er stammt aus Köln?«
    »Das wissen Sie doch.«
    Nein, Johnson wußte es nicht. Er wußte nur, daß er McCready im Holiday Inn am Kölner Flughafen abgeholt hatte. Er hatte Poltergeist nie gesehen. Aber das war gar nicht nötig. Er nahm das Lokalblatt zur Hand und deutete auf den zweiten Aufmacher auf der Titelseite. Es war Günther Brauns Bericht aus dem Kölner Stadtanzeiger, den der Nordbayrische Kurier in Bayreuth abgedruckt hatte. Der Bericht trug die Ortsangabe Köln, und die Schlagzeile lautete: Callgirl und Zuhälter bei Schießerei in Liebesnest getötet. McCready las die Meldung, legte dann die Zeitung beiseite und blickte starr in Richtung Norden.
    »O Bruno, mein armer Freund, was für Scheiße hast du gebaut?«
    Fünf Minuten später meldete sich Archimedes.
    »Wir haben das mitgehört«, sagte der Beamte vom Dienst. »Und alle anderen auch, nehme ich an. Ich glaube, der Mann ist total geschafft.«
    »Was ist das Neueste?« fragte McCready.
    »Sie suchen nach einem Hans Grauber«, sagte Archimedes. »In ganz Thüringen ist eine Großfahndung nach ihm im Gange. Trunkenheit am Steuer, tätlicher Angriff auf einen Polizisten, Diebstahl eines Polizeifahrzeugs. Der Wagen, den er fuhr, war ein schwarzer BMW, richtig? Sie haben ihn in die Hauptgarage nach Erfurt transportiert. Wie es scheint, wurde alles, was er dabei hatte, sichergestellt und der Stasi übergeben.«
    »Wann genau hat sich der Unfall ereignet?« fragte Sam. Der Beamte vom Dienst befragte jemand anderen.
    »Der erste Anruf bei der Jenaer Polizei kam von einem Streifenwagen. Der Anrufer war anscheinend der Vopo, der keinen Hieb abbekommen hat. Er sagte: >Vor fünf Minuten...< Das war um 12.35 Uhr.«
    »Danke«, sagte McCready.
    Um acht Uhr abends entdeckte in der Erfurter Garage einer der Mechaniker den Hohlraum unterhalb der Batterie. Um ihn herum plagten sich drei weitere Mechaniker mit den Überresten des BMW ab. Sitze und Polsterauflagen waren auf dem Boden verteilt, die Räder abmontiert, die Reifen umgestülpt. Nur das Chassis war noch übrig, und darin entdeckte der Mechaniker den Hohlraum. Er rief einen Mann in Zivil, einen Stasi-Major, herbei. Sie untersuchten gemeinsam den Hohlraum, und der Major nickte.
    »Der Wagen eines Spions«, sagte er. Die Arbeit ging weiter, obwohl es nicht mehr viel zu tun gab. Der Major ging nach oben und rief die Berliner Zentrale des Staatssicherheitsdienstes in der riesigen, düsteren Backsteinfestung im ostberlinischen Lichtenberg, Normannenstr. 22, an. Der Major ließ sich mit der Abteilung II der Spionageabwehr des Staatssicherheitsdienstes verbinden. Dort übernahm der Direktor der Abteilung, Oberst Otto Voß, den Fall persönlich. Sein erster Befehl ging dahin, daß absolut alles, was mit der Sache zu tun hatte, nach Ost-Berlin gebracht werden solle; in seiner zweiten Weisung verlangte er, daß sämtliche Personen, die den BMW und seinen Insassen, wie kurz auch immer, gesehen hatten, beginnend mit den Grenzpolizisten an der Saale, akribisch zu befragen seien.
    Dazu würden später das Personal des Schwarzen Bären gehören, die Streifenbeamten, die den BMW bewundert hatten, während sie neben ihm auf der Autobahn fuhren, insbesondere die beiden Beamten, die ihm am Vortag auf dem Parkplatz begegnet waren, und natürlich die zwei, denen ihr Streifenwagen gestohlen worden war.
    Mit seinem dritten Befehl ordnete Voß an, daß über die Sache keinesfalls mehr über Funk oder nicht abhörsichere Telefonleitungen gesprochen wurde. Als er das erledigt hatte, hob er den Hörer seines Haustelefons ab und rief die Abteilung VI, Grenzübergänge und Flughäfen, an.
    Um zehn Uhr meldete sich Archimedes zum letztenmal bei McCready.
    »Ich fürchte, es ist vorbei«, sagte der Beamte vom Dienst. »Nein, erwischt haben sie ihn noch nicht, aber das kommt bald. Wie es scheint, haben sie in der Erfurter Garage etwas entdeckt. Intensiver verschlüsselter Funkverkehr zwischen Erfurt und Ost-Berlin. Mit dem Geplauder auf den Funkwellen ist es völlig vorbei. Ja, und sämtliche Grenzübergänge sind in voller Alarmbereitschaft - die Wachen verdoppelt, die Suchscheinwerfer machen Überstunden. Das ganze Drum und Dran. Tut mir leid.«
    Selbst von der Stelle aus, wo McCready auf dem Hügel stand, konnte er feststellen, daß Scheinwerfer von Autos, die aus der DDR kamen, nur hin und wieder zu sehen waren. Offenbar wurden sie anderthalb Kilometer landeinwärts

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