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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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loslachen, als ihm gerade noch rechtzeitig einfiel, daß er ja angeblich kein Wort Englisch verstand und die Übersetzung abwarten mußte.
    Der Fallschirmjäger-Major saß neben dem deklarierten Major des Nachrichtendienstes der sowjetischen Streitkräfte, des GRU. Er beschloß, bei dieser Gelegenheit seine paar Brocken Russisch anzuwenden.
    »Goworite wy po-angliski?« fragte er. Der Russe strahlte.
    »Otschen malo«, erwiderte er und sprach dann in stockendem Englisch weiter. »Sehr wenig, es tut mir leid. Ich versuche mit Büchern zu Hause, aber mein Englisch ist nicht so gut.«
    »Bestimmt besser als mein Russisch«, sagte der Fallschirmjäger. »Ach übrigens, ich bin Paul Sinclair.«
    »Bitte, entschuldigen Sie«, sagte der Russe. Er hielt dem anderen die Hand hin. »Pawel Kutschenko.«
    Es war ein gutes Essen, und hinterher wurden in der Bar Lieder gesungen, bevor die beiden Gruppen sich um elf Uhr geschlossen in ihre Quartiere zurückzogen. Manch einer hatte sicher nichts dagegen, daß man am nächsten Morgen ausschlafen konnte - die Stewards hatten Anweisung, erst um sieben Uhr mit dem Tee zu erscheinen.
    Major Kutschenko war jedoch schon um fünf Uhr wach und saß die nächsten zwei Stunden ruhig hinter den Stores am Fenster seines Einzelzimmers. Er hatte kein Licht angemacht und beobachtete die Straße, die an der Front des Offizierskasinos entlang zum Haupttor führte, durch das man auf die Landstraße nach Tidworth gelangte. Im Dämmerlicht des gerade erst anbrechenden Morgens konnte er - so schien es ihm zumindest - drei Männer ausmachen, bei denen es sich um Aufpasser handeln konnte.
    Außerdem sah er, genau um sechs Uhr, Oberst Arbuthnot aus der fast direkt unter seinem Zimmer liegenden Haupttür des Kasinos kommen und zu seiner offenbar regelmäßigen morgendlichen Joggingrunde aufbrechen. Er hatte Grund zu der Annahme, daß es eine regelmäßige Angewohnheit des ältlichen Offiziers war - er hatte ihn am Morgen zuvor genau dasselbe tun sehen.
    Oberst Arbuthnot war unverkennbar, denn er hatte den linken Arm verloren. Das war vor etlichen Jahren passiert, bei einer Patrouille in jenem seltsamen, fast schon vergessenen Krieg im Bergland des Sufar, einem Feldzug, den britische Spezialeinheiten zusammen mit ausgehobenen Omani-Truppen geführt hatten, um zu verhindern, daß kommunistische Aufständische den Sultan von Oman stürzten und die Straße von Hormus unter ihre Kontrolle brachten. Das zuständige Gremium der Armee war sentimental genug gewesen, ihm das Verbleiben in der Armee zu gestatten, und er war inzwischen für den Betrieb des Offizierskasinos von Tidworth zuständig. Um sich fit zu halten, joggte er jeden Morgen fünf Meilen die Landstraße hinunter und zurück, eine vertraute Gestalt in einem weißen Jogginganzug mit Kapuze und blauen Paspeln, dessen schlaffer linker Ärmel säuberlich mit einer Sicherheitsnadel an der Jacke festgesteckt war. Es war schon das zweite Mal, daß Major Kutschenko ihn nachdenklich beobachtete.
    Der zweite Tag der Kriegsspiele verlief ebenfalls ohne Zwischenfälle, und schließlich einigten sich die Offiziere beider Länder darauf, daß die Schiedsrichter zu Recht den Grünen, denen es zu guter Letzt gelungen war, die Blauen aus ihren Stellungen auf Frog Hill zu vertreiben und Fox Covert vor einem Gegenangriff zu bewahren, den Sieg zusprachen. Beim dritten Abendessen ging es hoch er; man geizte nicht mit Trinksprüchen, und zu vorgerückter Stunde trug der junge russische Hauptmann von der Operationsabteilung, der kein Spion war, aber eine schöne Baritonstimme hatte, unter tosendem Beifall Kalinka vor. Die russische Gruppe sollte sich am nächsten Morgen um neun Uhr nach dem Frühstück im Vorraum versammeln, um mit dem Bus nach Heathrow zu fahren. Der Bus würde aus London kommen und zwei Botschaftsangestellte an Bord haben, die die Militärs zum Flughafen begleiten würden. Während des Vortrags hatte niemand bemerkt, daß jemand in Oberst Arbuthnots Zimmer geschlichen und sechzig Sekunden später wieder lautlos verschwunden war, um sich, aus der Richtung der Herrentoiletten kommend, zu den anderen an der Bar zu gesellen.
    Am nächsten Morgen um zehn vor sechs trabte eine Gestalt in einem weißen Jogginganzug mit Kapuze und blauen Paspeln, dessen leerer linker Ärmel an der Jacke festgesteckt war, die Vortreppe des Kasinos hinunter und schlug den Weg zum Haupttor ein. Ein Aufpasser hinter einem Fenster im Oberstock eines anderen Gebäudes, zweihundert Meter

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