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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Büros des DCI auf der obersten Etage der CIA-Zentrale einnehmen. Er blickte hinaus über das Tal, in dem das junge Grün der Bäume nun endlich die winterliche Ansicht des Potomac-Flusses verdeckte. Als Bailey nähertrat, drehte er sich mit einem breiten Lächeln um.
    »Was soll ich noch sagen? Man kann Ihnen nur gratulieren, Cal. Die Leute von der Marine sind begeistert und warten gespannt, was noch alles kommen wird. Die Mexikaner freuen sich; sie haben gerade ein Netz von siebzehn Agenten mit Kameras, Funkgeräten und allem Drum und Dran zerschlagen.«
    »Ich danke Ihnen«, sagte Calvin Bailey vorsichtig. Er war als zurückhaltender Mensch bekannt, der überschwenglichen Gefühlsäußerungen abhold war.
    »Worüber ich mit Ihnen sprechen wollte«, sagte der DCI. »Wir alle wissen, daß Frank Wright Ende des Jahres in Pension geht. Ich brauche also einen neuen DDO. Vielleicht, Calvin, vielleicht weiß ich schon, wer dieser neue Mann sein sollte.«
    Baileys ruhiger, verschleierter Blick erhellte sich plötzlich durch einen ungewohnten Ausdruck der Freude. Seit drei Jahrzehnten ist der Direktor des CIA ein politischer Beamter. Ihm unterstehen die zwei Hauptabteilungen des Geheimdienstes: Operative Maßnahmen mit dem Einsatzleiter (DDO) an der Spitze und Auswertung, mit dem Leiter der Auswertung (DDI) an der Spitze. Diese beiden Positionen sind die höchsten, nach denen ein Profi vernünftigerweise streben kann. Dem DDO untersteht innerhalb der CIA alles, was mit der Beschaffung von Informationen zusammenhängt, der DDI ist dafür zuständig, das Rohmaterial der eingehenden Informationen zu präsentablen und verwertbaren Erkenntnissen zu verarbeiten.
    Nachdem er die Blumen überreicht hatte, wandte sich der DCI alltäglicheren Fragen zu.
    »Noch etwas - es geht um die Briten. Wie Sie wissen, war Margaret Thatcher hier.«
    Calvin Bailey nickte. Die enge Freundschaft zwischen der britischen Premierministerin und dem amerikanischen Präsidenten war allgemein bekannt.
    »Sie hatte Christopher mitgebracht -« Damit war der Chef des SIS gemeint. »Wir hatten mehrere nützliche Besprechungen. Er hat uns wirklich gutes Material übergeben. Wir sind ihnen was schuldig, Cal. Nur einen kleinen Gefallen. Ich möchte nicht, daß wir in ihrer Schuld stehen. Die haben zwei Stellen, wo sie der Schuh drückt. Sie sagen, sie sind uns sehr dankbar für das viele Minstrel-Material, das wir ihnen geschickt haben, weisen aber darauf hin, daß es im Hinblick auf sowjetische Agenten in England bisher zwar nützliches Material gewesen ist, das aber ausschließlich Decknamen enthält. Sie fragen, ob Minstrel sich nicht an irgendwelche echten Namen erinnern kann oder an Positionen - irgend etwas, was es ihnen ermöglichen würde, einen feindlichen Agenten festzunageln.«
    Bailey dachte nach.
    »Natürlich haben wir ihn danach gefragt«, sagte er. »Die Briten haben alles bekommen, was sie auch nur im entferntesten betreffen könnte. Aber ich kümmere mich darum; Joe Roth soll ihn fragen, ob er sich nicht doch an einen echten Namen erinnern kann. Wird erledigt.«
    »Schön, schön«, sagte der DCI. »Und jetzt der zweite Punkt. Die wollen unbedingt selber mit ihm sprechen. Drüben in England. Ich bin ausnahmsweise bereit, ihnen ihren Willen zu lassen. Ich glaube, so weit können wir gehen.«
    »Ich würde ihn lieber hier behalten. Hier ist er in Sicherheit.«
    »Wir können dafür sorgen, daß er auch drüben in Sicherheit ist. Wir können ihn ja auf einen amerikanischen Luftwaffenstützpunkt bringen. Upper Heyford, Lakenheath, Alconbury, was Sie wollen. Dann können sie mit ihm reden, natürlich unter Überwachung, und hinterher holen wir ihn zurück.«
    »Gefällt mir nicht«, sagte Bailey.
    »Cal -« Die Stimme des DCI hatte einen stählernen Unterton. »Ich habe schon zugesagt. Kümmern Sie sich um die Einzelheiten.«
    Calvin Bailey fuhr zu einem persönlichen Gespräch mit Joe Roth zur Ranch hinaus. Die Unterredung fand in Roths Räumen über dem Portikus des Ranchgebäudes statt. Bailey fand, daß sein Untergebener müde und angegriffen aussah. Die Befragung eines Überläufers ist Schwerarbeit, denn nachdem man viele Stunden im Gespräch mit ihm zugebracht hat, muß man sich noch bis in die Nacht hinein die Taktik für die Befragung des nächsten Tages zurechtlegen. Erholungspausen sind in der Regel nicht eingeplant, und wenn sich - was recht häufig vorkommt - eine persönliche Beziehung zwischen dem Überläufer und dem Mann, der die

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