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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Leben liegt, würde ihn das zum tapfersten Mann machen, den ich je kennengelernt habe.«
    »Ich glaube«, sagte Bailey später am Telefon zu Roth, »daß wir unsere Antwort haben. Er ist okay, und das ist amtlich. Sehen Sie zu, daß er sich an einen Namen erinnert - den Briten zuliebe. Sie fliegen nächsten Dienstag hinüber, mit einem Reisejet für militärisches Führungspersonal. Nach Alconbury.«
    Zwei Tage lang ging Roth mit Orlow in ihrem neuen Quartier noch einmal die spärlichen Details durch, die der Russe bereits aus seiner Zeit im Illegalendirektorat über eingeschleuste sowjetische Agenten in Großbritannien verraten hatte. Da er auf Zentral- und Südamerika spezialisiert gewesen war, hatte er sich nicht vorrangig um Großbritannien gekümmert. Aber er zermarterte sich trotzdem das Gehirn. Dennoch erinnerte er sich nach wie vor nur an Decknamen. Am Ende des zweiten Tages fiel ihm dann doch etwas ein.
    Ein Beamter im britischen Verteidigungsministerium in Whitehall. Das Geld sei immer auf ein Konto des Mannes bei der Midland Bank in Croydon High Street eingezahlt worden.
    »Viel ist das ja nicht«, sagte der Mann vom Security Service (MI-5), als man ihm die Neuigkeit überbrachte. Er saß im Büro von Timothy Edwards in der Zentrale seiner Schwesterorganisation SIS. »Vielleicht ist er längst umgezogen. Vielleicht hat er bei der Bank einen falschen Namen angegeben. Aber wir gehen der Sache nach.«
    Er fuhr zurück in die Curzon Street in Mayfair und ließ die Maschinerie anlaufen. In Großbritannien gibt es kein absolutes Bankgeheimnis, aber die Banken geben nicht an jedermann Auskünfte über ihre Kunden. Einer Institution müssen sie jedoch von Rechts wegen Auskunft geben: der Finanzverwaltung.
    Die Finanzverwaltung erklärte sich zur Amtshilfe bereit, und der Zweigstellenleiter der Midland Bank in Croydon High Street, einem südlichen Vorort von London, wurde vertraulich befragt. Er war neu auf diesem Posten, sein Computer dagegen nicht.
    Ein Mitarbeiter des Security Service, der den echten Finanzbeamten begleitete, übernahm die Gesprächsführung. Er hatte eine Liste sämtlicher Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums und dessen zahlreicher Außenstellen aus den letzten zehn Jahren. Die Suche führte erstaunlich schnell zum Erfolg. Nur ein einziger Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums hatte ein Konto bei der Midland in Croydon High Street. Die Unterlagen über die Konten wurden angefordert. Der Mann wohnte immer noch dort und hatte zwei Konten, ein Girokonto und ein Depositenkonto mit höherer Verzinsung.
    Im Laufe der Jahre waren insgesamt 20.000 Pfund Sterling auf sein Depositenkonto eingezahlt worden, ziemlich regelmäßig und immer von ihm selbst und in bar. Sein Name war Anthony Milton-Rice.
    An der Besprechung in Whitehall an diesem Abend nahmen der Direktor und der Stellvertretende Generaldirektor von MI- 5 sowie der für die Special Branch (Staatsschutzabteilung) zuständige Vizepräsident der Groß-Londoner Polizei, der Metropolitan Police, teil. Der MI-5 ist in Großbritannien nicht zu Verhaftungen befugt. Das ist ausschließlich Sache der Polizei. Wenn der Security Service jemanden >hochnehmen< will, überläßt er diese Ehre der Special Branch.
    Geleitet wurde die Konferenz vom Vorsitzenden des Koordinierungsstabes der Geheimdienste. Er begann mit der Befragung.
    »Wer genau ist dieser Mister Milton-Rice?«
    Der stellvertretende Direktor von MI-5 blickte auf seine Notizen.
    »Beamter der mittleren Laufbahn beim Beschaffungsamt.«
    »Also eher in untergeordneter Position?«
    »Ja, aber durchaus vertrauliche Arbeit. Waffensysteme, Zugang zu Bewertungen neuer Rüstungsprojekte.«
    »Mhm«, machte der Vorsitzende. »Aber was schlagen Sie dann vor?«
    »Der springende Punkt ist, Tony«, sagte der Generaldirektor, »daß wir sehr wenig gegen ihn in der Hand haben. Unerklärliche Einzahlungen auf sein Konto über etliche Jahre hinweg. Das reicht noch nicht mal für eine Verhaftung, geschweige denn eine Verurteilung. Er könnte behaupten, daß er auf Pferde wettet, ständig auf dem Rennplatz ist, auf diese Weise zu seinem Bargeld kommt. Natürlich könnte es sein, daß er ein Geständnis ablegt. Aber darauf können wir nicht bauen.«
    Der Polizeibeamte nickte zustimmend. Ohne Geständnis würde es ihm kaum gelingen, die Staatsanwaltschaft zur Eröffnung eines Verfahrens zu bewegen. Und er bezweifelte, daß der Mann, der Milton-Rice verraten hatte, wer immer es sein mochte, jemals als Zeuge

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