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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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der National Air Guard in Trenton, New Jersey, gestartet, und ihre Passagiere waren aus Kentucky eingeflogen worden und im Schutz der Dunkelheit in sicherem Abstand von den Flughafengebäuden an Bord gegangen.
    Calvin Bailey hatte mit Alconbury eine gute Wahl getroffen. Der Stützpunkt war die Heimatbasis des Geschwaders 527 >Aggressor< der US-Luftwaffe, dessen Piloten F-5-Düsenjäger fliegen, aber eine ganz bestimmte Aufgabe erfüllen. >Aggressors< werden sie deshalb genannt, weil die F-5 ähnlich konfiguriert ist wie die russische Mig-21, und die Aggressors spielen bei Luftkampf-Übungen mit ihren amerikanischen und britischen Pilotenkollegen die Rolle angreifender sowjetischer Kampfflugzeuge. Sie selbst sind in allen sowjetischen Luftkampf-Taktiken bewandert und gehen so in ihrer Rolle auf, daß sie ausschließlich Russisch miteinander sprechen, wenn sie in der Luft sind. Ihre Bewaffnung ist zwar so umgebaut, daß sie nur >elektronische< Treffer erzielen können, aber alles andere - Hoheitsabzeichen, Pilotenkombis, Manöver und Sprache - ist rein russisch.
    Als Roth, Orlow, Kroll und ihre Begleiter aus der Grumman stiegen, trugen sie die Pilotenkombis des Aggressor-Geschwaders. Unbemerkt gelangten sie in das vorgesehene ebenerdige Gebäude, das etwas abseits von den anderen stand und mit Unterkünften, einer Küche, Konferenzräumen und einem mit Abhöreinrichtungen versehenen Raum für die Befragung von Oberst Orlow aus gestattet war. Roth erwirkte beim Kommandeur die Genehmigung für das britische Team, am nächsten Morgen den Fliegerhorst zu betreten. Dann zogen sich die Amerikaner, denen die Zeitverschiebung zu schaffen machte, in ihre Quartiere zurück, um ein paar Stunden zu schlafen.
    Um drei klingelte bei McCready das Telefon; Edwards wollte ihn erneut sprechen.
    »Vorschlag angenommen«, sagte Edwards. »Wir bleiben bei unserer Einschätzung, daß Keepsake die Wahrheit sagt und die Amerikaner einem Desinformationsagenten aufgesessen sind. So weit, so gut, aber wozu Orlow hier ist, wissen wir noch nicht. Es hat im Augenblick den Anschein, daß er gutes Material liefert, und das macht es unwahrscheinlich, daß unsere Vettern uns glauben würden, um so mehr, als auch der Chef der Meinung ist, daß wir ihnen noch nichts von der Existenz, geschweige denn der Identität von Keepsake sagen können. Wie also sollten wir Ihrer Meinung nach vorgehen?«
    »Überlassen Sie ihn mir«, sagte McCready. »Wir haben das Recht, mit ihm zu sprechen. Wir können Fragen stellen. Joe Roth ist der verantwortliche Mann, und ich kenne Joe. Er ist kein Dummkopf. Vielleicht kann ich Orlow hart anfassen, ihn in die Enge treiben, bevor Roth einschreitet. Und vielleicht kann ich wenigstens leise Zweifel wecken, unsere Vettern dazu bringen, sich mit dem Gedanken vertraut zu machen, daß er vielleicht doch nicht das ist, was er zu sein scheint.«
    »Also gut«, sagte Edwards. »Sie machen das.«
    Es klang so, als sei das seine eigene Entscheidung; tatsächlich hatte der Chef beim Mittagessen vorgeschlagen, McCready solle sich um Orlow kümmern.
    McCready brach am nächsten Morgen frühzeitig mit dem Auto nach Alconbury auf. Denis Gaunt saß am Steuer. Edwards hatte auf McCreadys Anforderung erreicht, daß Gaunt an der Befragung des Russen teilnehmen durfte. Auf dem Rücksitz saß eine Dame vom MI-5. Der Security Service hatte dringend darum gebeten, auch einen seiner Mitarbeiter zu den Gesprächen mit dem Russen schicken zu dürfen, da es bei der Befragung mit Sicherheit auch um sowjetische Agenten gehen würde, die in und gegen Großbritannien arbeiteten, und solche Aktivitäten fielen vor allem in den Zuständigkeitsbereich von MI-5. Alice Daltry war Anfang Dreißig, hübsch und sehr intelligent. Sie war immer noch sichtlich beeindruckt von McCready. Trotz des Prinzips >Kenntnis nur wenn nötig< war in ihrer engen, abgeschlossenen Welt einiges über die Pankratin-Affäre vom Vorjahr durchgesickert.
    In dem Wagen war ein abhörsicheres Telefon eingebaut. Es sah aus wie ein normales Autotelefon, war aber größer und konnte für Gespräche mit London auf verschlüsselten Betrieb umgestellt werden. Es war durchaus möglich, daß im Gespräch mit Orlow Themen angeschnitten wurden, die mit London abgestimmt werden mußten.
    McCready saß fast während der ganzen Fahrt schweigend da, schaute durch die Windschutzscheibe in die sich entfaltende Landschaft an einem Frühsommermorgen und staunte wieder einmal, wie schön doch England zu dieser

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