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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Warum?«
    »Sie haben ihn also nicht von Ihrer Residentur aus geführt? Beamter im Verteidigungsministerium?«
    »Nie gehört. Nie Material von ihm in der Hand gehabt.«
    »Der ist jetzt jedenfalls tot. Wir können ihn nicht mehr fragen, wer ihn geführt hat. Falls überhaupt. Wäre es denkbar, daß er vom Illegalendirektorat direkt aus Moskau geführt wurde?«
    »Falls er tatsächlich für uns gearbeitet hat, ist das die einzige Erklärung«, murmelte der Russe. »Er hat nie für uns gearbeitet. Jedenfalls nicht über die Londoner Station. Wie gesagt, wir haben nie solches Material bearbeitet. Er muß über einen hier außerhalb der Botschaft sitzenden Führungsoffizier Verbindung mit Moskau gehalten haben. Warum ist er gestorben?«
    McCready seufzte.
    »Ich weiß es nicht.«
    Aber falls es nicht ein seltsamer Zufall gewesen war, hatte das jemand planen müssen, soviel stand fest. Jemand, der den Tageslauf des Beamten kannte, der den Schlägern gesagt hatte, mit welchem Zug er fuhr, wie er aussah - und der sie bezahlte. Vielleicht hatte Milton-Rice ja überhaupt nicht für die Russen gearbeitet. Aber warum dann die Denunziation? Und woher das viele Geld auf dem Konto? Oder vielleicht hatte Milton-Rice doch für Moskau spioniert, aber über einen Keepsake nicht bekannten Verbindungsmann, der seinerseits direkt dem Illegalendirektorat in Moskau unterstand. Und General Drosdow war eben erst in London gewesen. Und er war für die Illegalen zuständig.
    »Jemand hat ihn verraten«, sagte McCready. »Bei uns. Und dann war er tot.«
    »Wer hat ihn denunziert?« erkundigte sich Keepsake. Er rührte seinen Tee um, obwohl er nicht daran dachte, das süße, milchige Gebräu zu trinken.
    »Oberst Pjotr Orlow«, sagte McCready leise.
    »Ach«, murmelte Keepsake. »Da hab ich ja was für Sie. Pjotr Alexandrowitsch Orlow ist ein loyaler, pflichtbewußter KGB- Offizier. Als Überläufer ist er so echt wie ein Dreidollarschein. Er wurde als Desinformationsagent eingeschleust, und er ist gut vorbereitet und ein sehr guter Mann.«
    Also das, dachte McCready, wird uns noch Kopfzerbrechen machen.

3
     
    Timothy Edwards hörte genau zu. McCready brauchte dreißig Minuten für seinen Bericht und seine Bewertung. Als er fertig war, fragte Edwards ruhig:
    »Und Sie glauben Keepsake? Ganz sicher?«
    McCready hatte die Frage erwartet. Keepsake arbeitete zwar schon vier Jahre für die Briten, seit er sich in Dänemark an einen SIS-Mitarbeiter gewandt und seine Dienste als >Agent vor Ort< angeboten hatte, aber sie lebten in einer Welt des Mißtrauens und der Verdächtigungen. Man mußte natürlich immer mit der, wenn auch nur entfernten Möglichkeit rechnen, daß Keepsake ein Doppelagent, also in Wirklichkeit moskautreu war. Eben dies warf er ja jetzt Orlow vor.
    »Es sind jetzt vier Jahre«, sagte McCready. »Vier Jahre lang ist Keepsakes Material anhand aller erdenklichen Kriterien getestet worden. Es ist echt.«
    »Ja, natürlich«, sagte Edwards konziliant. »Wenn auch nur ein Wort davon unseren Vettern zu Ohren kommt, werden sie natürlich genau das Gegenteil behaupten - daß unser Mann lügt und ihrer echt ist. Es heißt, Langley hat einen Narren an diesem Orlow gefressen.«
    »Ich bin nicht dafür, daß sie etwas über Keepsake erfahren«, erwiderte McCready. Er nahm den Russen in der Botschaft in Kensington Palace Gardens immer in Schutz. »Außerdem hat Keepsake das Gefühl, daß er sich womöglich nicht mehr lange halten kann. Er argwöhnt, daß Moskau allmählich Verdacht schöpft und nach undichten Stellen fahndet. Sollte der Verdacht sich zur Wahrscheinlichkeit verdichten, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie sich auf ihre Londoner Station einschießen. Wenn Keepsake dann endlich aus der Kälte kommt, können wir unsere Vettern ins Vertrauen ziehen, aber
    im Augenblick wäre es äußerst gefährlich, den Kreis der Mitwisser zu vergrößern.«
    Edwards traf seine Entscheidung.
    »Sam, ich stimme Ihnen zu. Aber ich muß mit dem Chef darüber sprechen. Er ist heute vormittag im Cabinet Office. Ich sehe ihn aber nachher noch. Melden Sie sich wieder.«
    Zur Mittagsstunde, in der Edwards mit dem Chef in Sir Christophers Bürosuite in der obersten Etage ein frugales Mahl zu sich nahm, landete eine Militärversion der Grumman Gulfstream III auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Alconbury ein paar Meilen nordwestlich des Marktstädtchens Huntingdon in der Grafschaft Cambridge shire. Die Maschine war um Mitternacht auf dem Fliegerhorst

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