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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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vor Gericht erscheinen würde.
    »Wir möchten ihn zunächst beschatten«, sagte der Generaldirektor. »Rund um die Uhr. Wenn er auch nur einmal mit den Russen Kontakt aufnimmt, ist er dran, mit oder ohne Geständnis.«
    Man wurde sich einig. Die >Aufpasser<, jenes Eliteteam von MI-5-Agenten, die, zumindest, wenn sie im Inland observieren, bei allen westlichen Geheimdiensten als die besten Beschatter der Welt gelten, erhielten den Auftrag, Anthony Milton-Rice von dem Augenblick an, da er sich am nächsten Morgen dem Verteidigungsministerium näherte, jeden Tag 24 Stunden lang ebenso unauffällig wie lückenlos zu überwachen.
    Anthony Milton-Rice hatte, wie so viele Menschen mit regelmäßiger Arbeit, regelmäßige Gewohnheiten. An Werktagen verließ er sein Haus in Addiscombe pünktlich um zehn vor acht und ging zu Fuß die halbe Meile bis zum Bahnhof East Croydon. Nur wenn es stark regnete, nahm der unverheiratete Beamte den Bus. Er stieg jeden Tag in denselben Pendlerzug ein, wies seine Zeitkarte vor und fuhr nach London, wo er am Victoria-Bahnhof ausstieg. Mit dem Bus legte er die kurze Strecke durch die Victoria Street zum Parliament Square zurück. Von dort ging er zu Fuß das letzte Stück zu seinem Ministerium in Whitehall.
    Am Morgen nach der seinetwegen abgehaltenen Konferenz tat er genau dies. Er sah nicht, wie die Gruppe von Jugendlichen in Norwood Junction einstieg. Er bemerkte sie erst, als sie in seinen dicht besetzten Großraumwagen gestürmt kamen. Frauen kreischten und Männer schrien empört, als die Teenager in einer Orgie der Gewalt, die als >Steaming< bezeichnet wird, durch den Waggon ausschwärmten, den Frauen Handtaschen und Schmuck entrissen, von Männern mit vorgehaltenem Messer die Herausgabe ihrer Brieftaschen verlangten und jeden bedrohten, der sich weigerte oder gar Widerstand leisten wollte.
    Als der Zug in den nächsten Bahnhof einfuhr, sprangen die rund zwei Dutzend jungen Schlägertypen, immer noch ihre Wut auf die Welt hinausschreiend, aus dem Zug; sie flankten über die Absperrungen, zerstoben in alle Richtungen und verschwanden in den Straßen von Crystal Palace. Zurück blieben hysterische Frauen, entnervte Männer und frustrierte Bahnpolizisten. Verhaftet wurde niemand; es war alles viel zu schnell gegangen.
    Während die Bahnpolizei die Aussagen der Reisenden aufnahm, konnte der Zug nicht weiterfahren, was zu erheblichen Verspätungen bei nachfolgenden Zügen führte. Als ein Polizist einen Fahrgast in einem hellgrauen Regenmantel, der in einer Ecke auf seine Schulter gelehnt döste, leicht anstieß, sackte der Mann langsam nach vorne auf den Boden. Wieder ertönten Schreie, als das Blut aus der Stilettwunde in der Herzgegend unter der zusammengesunkenen Gestalt hervorsickerte. Mr. Anthony Milton-Rice war sehr tot.
    Ivan’s Café - ein passender Ort für ein Treffen mit einem Russen - war in der Crondall Street in Shoreditch, und Sam - McCready kam wie immer als zweiter, obwohl er als erster draußen vor dem Lokal gewesen war. Der Grund dafür war, daß bei Keepsake die Wahrscheinlichkeit, daß er beschattet wurde, größer war als bei ihm selbst. Er blieb deshalb immer eine halbe Stunde in seinem Auto sitzen, sah zu, wie der Russe >den Treff anlief<, und wartete dann noch eine Viertelstunde, um festzustellen, ob der britische Agent aus der sowjetischen Botschaft neuerdings einen ständigen Begleiter hatte.
    Als McCready in das Lokal ging, ließ er sich an der Theke eine Tasse Tee geben und ging dann langsam zu der Wand hinüber, an der nebeneinander zwei Tische standen. Keepsake saß an dem in der Ecke und las eifrig im Sporting Life. McCready entfaltete seinen Evening Standard und begann zu lesen.
    »Na, wie war der gute General Drosdow?« fragte er leise, so daß seine Worte im allgemeinen Stimmengewirr und im Zischen der Teemaschine untergingen.
    »Liebenswürdig und rätselhaft«, sagte der Russe, während er die Form der Pferde im 15.30-Uhr-Rennen in Sandown prüfte. »Ich fürchte, er hat uns auf den Zahn fühlen wollen. Ich werde mehr wissen, falls die K-Linie sich zu einem Besuch entschließt oder wenn mein eigener K-Linien-Mann überaktiv wird.«
    Die >K-Linie< ist die interne Abteilung für Spionageabwehr und Sicherheit des KGB, die weniger mit Spionage als damit befaßt ist, andere KGB-Leute zu überprüfen und nach undichten Stellen zu suchen.
    »Haben Sie schon mal von einem Mann namens Anthony Milton-Rice gehört?« fragte McCready.
    »Nein. Noch nie.

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