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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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ist eben auch so eine Sache«, sagte McCready betrübt, »er ist nicht vor einigen Jahren gestorben, sondern gestern früh, ermordet, liquidiert, genau eine Stunde, bevor wir unsere Beschatter auf ihn ansetzen konnten.«
    Es herrschte betretenes Schweigen. Dann sprang Roth in äußerster Erregung erneut auf. Zwei Minuten später standen sie wieder draußen vor dem Gebäude.
    »Verdammt nochmal, Sam, was spielst du hier eigentlich für ein Spiel?« brüllte er. »Das hättest du mir doch sagen können!«
    »Ich wollte Orlows Reaktion sehen«, erwiderte Sam ungerührt. »Ich dachte, falls ich dich einweihe, wirst du es ihm selber sagen. Hast du seine Reaktion gesehen?«
    »Nein, ich habe dich angesehen.«
    »Er hat überhaupt nicht reagiert«, sagte McCready. »Ich hätte erwartet, er würde ziemlich verblüfft sein, vielleicht sogar besorgt, wenn man bedenkt, was das bedeuten kann.«
    »Er hat Nerven wie Drahtseile«, erklärte Roth. »Er ist der absolute Profi. Wenn er sich nichts anmerken lassen will, merkt man auch nichts. Übrigens, stimmt das? Ist der Mann wirklich tot? Oder war das ein Trick?«
    »Nein, nein, er ist wirklich tot, Joe. Auf der Fahrt zur Arbeit von einem aus einer Bande junger schwarzer Teenager erstochen - wir nennen das >Steaming<, bei euch heißt es >Wilding<. Und das sollte uns zu denken geben, meinst du nicht?« »Die undichte Stelle könnte auch auf britischer Seite liegen.«
    McCready schüttelte den Kopf.
    »Unmöglich. Es braucht Zeit, so einen Mord zu organisieren. Wir hatten nach vierundzwanzig Stunden Detektivarbeit erst am Abend zuvor herausbekommen, wer der Mann wirklich war. Und gestern früh hat er dran glauben müssen. Wie gesagt, unmöglich. Übrigens, was geschieht eigentlich bei euch mit Minstrels Material?«
    »Es geht alles an Calvin Bailey, direkt, per Kurier. Dann kriegen es die Analytiker, dann die Klienten.«
    »Wann hat Orlow das über den Spion in unserem Verteidigungsministerium gesagt?«
    Roth sagte es ihm.
    »Fünf Tage«, überlegte McCready, »bevor wir es erfahren haben. Zeit genug -«
    »Also Moment mal - « verwahrte sich Roth.
    »Es gibt also drei Möglichkeiten«, fuhr McCready fort. »Entweder es war ein bemerkenswerter Zufall, und in unserem Job können wir es uns nicht leisten, allzu oft an Zufälle zu glauben. Oder irgendwo zwischen dir und der Fernschreiberin war eine undichte Stelle. Oder aber es war ein abgekartetes Spiel. Ich meine, der Mord war schon seit längerem für eine bestimmte Zeit an einem bestimmten Tag geplant. Kurz vor diesem Zeitpunkt fällt Orlow plötzlich der Mann wieder ein. Bevor die guten Jungs mitmischen können, ist der denunzierte Agent tot.«
    »Ich glaube nicht, daß wir in der CIA eine undichte Stelle haben«, sagte Roth trotzig, »und ich glaube nicht, daß Orlow eingeschleust ist.«
    »Warum sagt er dann nicht, was er weiß? Komm, gehen wir wieder zu ihm«, schlug Sam vor.
    Als sie zurückkamen, wirkte Orlow bedrückt. Die Nachricht, daß der britische Spion, den er verraten hatte, zu einem so günstigen Zeitpunkt liquidiert worden war, hatte ihn offenbar mitgenommen. McCready hatte seinen Tonfall geändert und gab sich jetzt ganz sanft.
    »Oberst Orlow, Sie sind ein Fremder in einem fremden Land. Sie machen sich Sorgen über Ihre Zukunft. Deswegen wollen Sie bestimmte Sachen noch für sich behalten. Gewissermaßen als Sicherheit. Das verstehen wir. Ich würde es genauso machen, wenn ich in Moskau wäre. Wir müssen uns alle absichern. Aber wie Joe mir sagt, ist man inzwischen in der CIA so von Ihnen überzeugt, daß solche Vorsicht überflüssig ist. Deshalb noch mal die Frage: Können Sie uns noch irgendwelche anderen echten Namen anbieten?«
    Es war mucksmäuschenstill in dem Raum. Endlich nickte Orlow. Alle atmeten erleichtert auf.
    »Peter«, sagte Roth eindringlich, »das ist jetzt wirklich der Zeitpunkt, sie uns zu nennen.«
    »Remjanz«, sagte Pjotr Orlow, »Gennadi Remjanz.«
    Roth war die Empörung ins Gesicht geschrieben.
    »Wir kennen Remjanz«, sagte er. Er sah McCready an. »Repräsentant von Aeroflot in Washington. Das ist seine Tarnung. Das FBI hat ihn vor zwei Jahren hochgenommen und umgedreht. Seitdem arbeitet er für uns.«
    »Nein«, sagte Orlow und schaute auf. »Da irren Sie sich. Remjanz ist kein Doppelagent. Seine Enttarnung wurde von Moskau arrangiert. Er sollte hochgenommen werden. Er ist nicht umgedreht worden. Alles, was er liefert, wird vorher in Moskau sorgfältig frisiert. Amerika wird eines

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