McJesus
ist genau genommen keine Nonne.«
»Okay …« Dan blickte über die Schulter zu Peg. Dan sah er wieder Josie an. »Was, genau genommen, ist sie dann?«
Hier wich Josie seinem Blick aus. Sie inspizierte den Lack ihrer Fingernägel. »Na ja, sie war auf keiner Nonnenschule oder so etwas. Deshalb denke ich, es kommt einfach darauf an, was man von einer Nonne erwartet. Ich meine, wenn sie eine Frau ist, die eine Tracht anhat und anderen Menschen hilft, dann ist sie eben eine Nonne. Aber so hat sie nicht angefangen.«
Dan legte die Hände auf Josies Schultern, damit sie ihn ansah.
»Josie«, sagte er, »lassen Sie uns zum Wesentlichen kommen.«
Josie hoffte, Peg würde ihr verzeihen, aber sie musste es sagen. »Sie hat gearbeitet.«
Dan kniff verwirrt die Augen zusammen, während Josie darauf wartete, dass sich die Sache von selbst aufklärte. Aber Dans Gesicht blieb völlig ausdruckslos. Josie verdrehte ein bisschen die Augen. »Sie war eine Nutte.« Genauso gut hätte sie sagen können, Peg sei ein Klammeraffe gewesen.
»Eine Nutte«, sagte Dan beinahe tonlos. »Eine Nutte«, wiederholte er, während er langsam mit dem Kopf nickte. »Ich verstehe.« Obwohl er es nicht verstand – nicht verstehen konnte. Es war zu weit hergeholt. Andererseits erklärte es irgendwie das Tattoo. Josie begann, Pegs Geschichte zu erzählen – der Vater tot, ein Stiefvater, der sie belästigt, Hollywood, Geldprobleme und schließlich die Flucht in die Prostitution. Dan hörte geduldig zu. Als sie zu Ende war, hatte Dan das Gefühl, dass Josie einige relevante Details nicht erklärt hatte. »Tut mir Leid«, sagte er, »aber wie eine Nutte zur Nonne werden kann, verstehe ich noch immer nicht.«
»Ach das.« Josie bemerkte, dass ein Teil ihres T-Shirts aus der Hose gerutscht war; deshalb zog sie es ganz heraus. »Das war ungefähr vor fünf oder sechs Jahren. Ich war vielleicht sechzehn und ziemlich unerfahren. Ich hatte keine Ahnung, worauf ich mich eingelassen hatte. Jedenfalls war ich nachts auf der Straße, völlig deprimiert und dicht davor, mich umzubringen, da sehe ich diese Nonne daherkommen. Also, ich hatte von dem Care Center schon gehört, alle Mädchen hatten davon gehört, wissen Sie. Dort konnte man hin, wenn man von der Straße wegwollte und so. Also habe ich die Nonne gefragt, ob sie die Schwester vom Care Center ist. Sie hat nur gelacht und gesagt, sie habe einen Freier mit einem Nonnentick. Er würde drauf stehen, wenn sie sich so anzieht und ihn mit dem Lineal verkloppt, lauter so Sachen, Sie verstehen schon. Ich war jedenfalls nur noch ›ich kann nicht mehr, ich halt das nicht mehr aus‹. Ich hab geflennt und war völlig aufgelöst.«
Josie blickte an sich herunter. Die Art, wie das T-Shirt an ihr hing, gefiel ihr nicht. Sie stopfte es wieder in die Hose, während sie weitererzählte. »Zuerst dachte Peg, ich wolle sie mit meiner Heulerei täuschen, aber dann verstand sie, dass es mir wirklich schlecht ging. Sie wollte mich nach Hause bringen, aber Donnie hätte mich umgebracht, wenn ich in die Wohnung zurückgegangen wäre.« Josie blickte auf. »Donnie war mein Lude. Peg hat gewusst, wer Donnie war und dass er mich halb totschlagen würde, wenn ich nicht mehr arbeiten wollte. Und da hat sie mich zum Care Center gefahren. Es war schon ziemlich spät, aber die alte Nonne hat uns ins Haus gelassen.« Josie lächelte, als sie sich an diesen Teil der Geschichte erinnerte.
»Sie hatte so ein liebes Gesicht. Ich möchte wetten, dass sie gewusst hat, dass Peg keine richtige Nonne ist, aber sie hat nie etwas gesagt. Sie hat mich einfach ins Haus geführt und mir ein Zimmer gegeben, ohne etwas zu fragen. Peg hat mir Sachen für die nächsten Tage ins Care Center gebracht. Manchmal hat sie auch Lebensmittel gebracht oder sie hat in der Küche gearbeitet. Ein paar Wochen später ist die alte Nonne gestorben.
Peg wollte ein paar Tage bleiben, um auszuhelfen, bis eine andere Nonne oder sonst jemand kommen würde, aber es kam niemand. Plötzlich war das ganze Care Center von ihr abhängig. Also hat sie die Straße an den Nagel gehängt und ihre Kutte nicht mehr ausgezogen. Sehr bald hieß sie nur noch Schwester Peg.« Josie sah Dan sehr besorgt an. »Werden Sie sie anzeigen?«
»Nein. Ich bin Priester«, sagte er. »Ihre Beichte ist vertraulich.« Dan setzte sich auf die Bettkante und versuchte, sich über seine Gefühle nach dieser Enthüllung klar zu werden.
Nachdem er selbst vorgab, jemand zu sein, der er nicht war,
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