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McJesus

McJesus

Titel: McJesus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Fitzhugh
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konnte er Peg kaum übel nehmen, dass sie ihn an der Nase herumgeführt hatte. Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen. Er hatte sicherlich auch nichts gegen großherzige Nutten, aber es war doch ein komisches Gefühl, plötzlich zu entdecken, dass er sich in genau so eine verliebt hatte – und dies besonders angesichts der Tatsache, dass er geglaubt hatte, er sei in eine Nonne verliebt, was auch schon verrückt genug war, nur sozusagen auf die entgegengesetzte Weise.
    »Es würde sie umbringen, wenn das Care Center geschlossen würde«, sagte Josie.
    »Ich weiß.« Dan stand auf und ging zur Tür. »Machen Sie sich deswegen keine Sorgen. Ich werde nicht zulassen, dass sie uns hinauswerfen«, sagte er. »Ich weiß auch schon, wie.« Als er durch den Korridor zu den Aufzügen ging, dachte er plötzlich an Maria Magdalena. Er drückte den Abwärtsknopf. Ich weiß auch schon, wie!, dachte er. Dabei hatte er nicht den Schimmer einer Idee.
     
    Der internationale Flughafen von Los Angeles wird von Fluggesellschaften aus über vierzig Ländern angeflogen. Vierzehn Millionen ausländische Reisende passieren jährlich die Rauchglaskorridore des Bradley-Terminals. Der Satz » Mein Gepäck ist verloren gegangen « ist täglich in mindestens siebzig verschiedenen Sprachen zu hören. Dieser Terminal ist ein regelrechtes Babel.
    Als der Dritte-Welt-Mann im Bradley ankommt, trägt er immer noch den Anzug, den er einem Priester in Addis Abeba gestohlen hat. Ihm gefällt, wie die Menschen ihn in dieser Verkleidung behandeln. » Danke, Pater. « Der Zollbeamte winkt ihn mit seinem Gepäck durch.
    Hinter der Zollabfertigung wartet ein lässig gekleideter Mann auf seinen Freund aus der Dritten Welt. Dieser Mann stammt auch aus Afrika, aber jetzt lebt er in Los Angeles. Er sagt, er mache in Im- und Export.
    » Haben Sie den Priester gefunden? « , fragt der Dritte-Welt-Mann.
    Der Import-Export-Mann schüttelt den Kopf. » Aber ich weiß, wo wir ihn suchen können. «
    » Gut. « Die zwei Männer gehen schweigend hinüber zum Parkhaus. Dort steht das Auto des Import-Export-Mannes. Der Dritte-Welt-Mann steigt ein und sieht seinen Freund an, der auf das Handschuhfach deutet. Der Dritte-Welt-Mann öffnet das Fach und findet eine 45er. » Dann wollen wir mal « , sagt er.
     
    Während Peg im Krankenhaus lag, war Dan für das Care Center verantwortlich. Der Termin für die Zwangsräumung war in sechs Tagen, und überall im Haus standen Kartons herum, die gepackt werden sollten. Doch im Augenblick war Dan nicht mit Packen beschäftigt. Stattdessen hielt er den Kopf seiner Mutter auf Armeslänge von sich. »Mach den Mund auf«, sagte er, während er ihren Kopf leicht nach hinten bog. »Lass mich unter deine Zunge schauen.« Ruth versuchte, ihren Kopf wegzudrehen, aber Dan hatte ihn fest im Griff. »Ich will nur sehen, ob du deine Tablette geschluckt hast.« Er versuchte mit dem Zeigefinger, ihre fest geschlossenen Lippen zu öffnen.
    Ruth stieß seinen stochernden Finger weg und öffnete freiwillig den Mund. Sie streckte die Zunge nach oben und ließ sie wie einen Köderwurm hin und her zucken. »Priester zu sein reicht dir wohl nicht«, sagte sie. »Jetzt musst du auch noch so tun, als wärst du der Doktor.«
    »Nein. Ich tue so, als würde ich mich um dich kümmern«, sagte Dan mit gesenkter Stimme.
    »Sag doch nicht so was.« Ruth legte die Hände um Dans Kopf und hielt ihn genauso fest, wie er sie festhielt. »Ich weiß doch, dass du dich um mich kümmerst«, sagte sie. »Das hast du schon immer getan.«
    »Mom, lass meinen Kopf los.« Ruth gehorchte und setzte sich an den Küchentisch, wo sie angefangen hatte, Alissas Puppe zu flicken. »Danke, dass du deine Medizin genommen hast«, sagte Dan. Er setzte sich zu ihr an den Tisch und schraubte den Verschluss auf die Pillenflasche.
    Ruth machte einen kleinen Knoten mit dem Faden, biss den Faden ab und prüfte, ob der Puppenkopf fest saß. »Weißt du, was ich nicht verstehe«, sagte sie. »Warum ist Michael weggelaufen, um dem Rest der Welt zu helfen, anstatt seiner Familie zu helfen?«
    Dan wunderte sich, dass sie eher verwirrt als verärgert klang. »Vermutlich hat er gedacht, das könne ich tun. Aber abgesehen davon – er ist zurückgekommen, um für dich zu sorgen. Er hat nicht gewusst, dass er sterben würde.«
    Ruth zuckte die Achseln. »Vermutlich war es so.«
    Dan schüttelte die orangefarbene Pillenflasche und zählte den Inhalt. Acht Tabletten waren noch übrig. Er

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