McJesus
ordentlich ausweinen.
Dan fuhr auf seinen Parkplatz. Auf der anderen Straßenseite sah er Razor Boy und Charlie Freak und ihren unheilvoll aussehenden schwarzen Pick-up. Sie posierten vor dem Wagen mit ihren Tattoos, ihrem Malzbier, ihren Drohgebärden. Sie lachten, als Dan in ihre Richtung blickte, und der mit den Goldzähnen hob sein Hemd, um den verchromten Griff seines Revolvers zu zeigen, der in seinem Hosenbund steckte.
Dan kümmerte sich nicht um die Kerle. Er schloss den Bus ab und ging um die Ecke zum Hauseingang. Er hörte, dass sein Telefon schon wieder klingelte, aber er war immer noch nicht bereit, sich zu melden – und schon gar nicht jetzt. Er war mental in keiner guten Verfassung, und er fühlte, dass es noch schlimmer kommen würde. Als er seine Tür erreichte, übermannten ihn seine Gefühle. Und als er in die Wohnung kam – die Wohnung, die Michael gehört hatte –, konnte er nicht länger an sich halten. Dan begann zu weinen. Warum ich?, dachte er. Er fiel auf die Knie, von Schmerz überwältigt, der aber nichts mit Michael zu tun hatte. Man hatte ihn ausgeraubt. Keine Fujioka-Anlage, kein verstellbarer Lehnstuhl, nichts war mehr da. Die Wohnung war restlos ausgeplündert.
Wenn der Chef eines multinationalen Konzerns jedes Jahr etliche Millionen verdiente, dann war das für Schwester Peg eben Marktwirtschaft. Aber seit dem United-Way- Skandalfand sie die Gehälter jener Leute, die in den leitenden Positionen der großen Wohlfahrtsorganisationen und wohltätigen Stiftungen saßen, einfach empörend. Sie fand es grundsätzlich ungerecht, dass jemand, der in einer Armenküche sechzig Stunden pro Woche schwitzte, zwanzigtausend Dollar im Jahr verdiente, während jemand, der vielleicht zwanzig Stunden in der Woche arbeitete, um eine wohltätige Stiftung zu leiten, sechshunderttausend pro Jahr plus Kranken- und Altersvorsorge erhielt; und das traf tatsächlich auf viele von diesen Leuten zu. Schwester Peg fand es empörend und scheinheilig. In dieser Hinsicht war sie ein bisschen komisch.
Als Schwester Peg in der Zeitung las, dass die Leiter der größten wohltätigen Stiftungen für sich in Los Angeles ein Bankett veranstalten würden, um an verdiente Mitglieder Preise zu verleihen, beschloss sie, sich an jemanden zu wenden, der ihr noch einen Gefallen schuldete.
Das Beverly Eldorado war ein Fünf-Sterne-Hotel am Rodeo Drive im Herzen der teuren City. Eine elegante Architektur und große Räumlichkeiten spiegelten die enormen Geldsummen wider, die in die Schöpfung dieser von Berühmtheiten und Fürstlichkeiten besuchten Luxusherberge flossen. Es war eine Pracht, die sich in sechshundert Dollar pro Übernachtung niederschlug – für die billigeren Zimmer.
Der Türsteher war gerade an seinen Platz zurückgekehrt, nachdem er einen Lamborghini Diablo VT, ein Schmuckstück von einem Auto, in die Garage gefahren hatte. Selbst in Beverly Hills sah man ein solches Auto nur selten. Er schwelgte noch in dem Gefühl, am Steuer eines solchen Wagens gesessen zu haben, als der alte Suburban schwankend vor dem Hoteleingang hielt. Der Türsteher vermutete eine kaputte Aufhängung, weil der Wagen so tief lag. Doch als die Nonne die Türen öffnete und ein Dutzend Menschen aus der alten Karre stiegen, verstand er, warum das Chassis beinahe über den Asphalt schrammte. Was er nicht verstand, war, was diese heruntergekommenen Leute in seinem feinen Hotel wollten. Doch weil man ihm beigebracht hatte, Gäste nicht nach ihren Fahrzeugen zu beurteilen, überreichte er der Nonne einfach den Parkschein und wies auf die Eingangstür.
Drinnen war alles kühl und kostbar, goldschimmernd und leise. Die schönen Menschen in der Eingangshalle und an der Bar schienen im Flüsterton zu sprechen, und das gepflegte Klirren von Silberbesteck auf Porzellan, das aus dem Restaurant drang, wurde von schweren Portieren und dicken Teppichen gedämpft. Diese kostbare Ruhe wurde gestört, als Schwester Peg ihre Schützlinge in das marmorne Foyer führte. Sie wurde von einer Kamera-Crew und von den ängstlichen – und hungrigen – Bewohnern des Care Centers begleitet. Der große, unübersehbare blau-weiße Aufkleber an der Kamera zeugte von der Ernsthaftigkeit des Unternehmens. Auf dem Sticker stand CNN. Mit den Medien an ihrer Seite führte Schwester Peg ihre kleine Schar Habenichtse durch einen Gang mit unbezahlbaren Wandbehängen, Teppichen und Möbeln im Stil des 18. Jahrhunderts.
Pegs Truppe steuerte auf den
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