McJesus
prächtigen und im klassischen Stil gestalteten, fünfhundert Quadratmeter großen Ballsaal zu – ein idealer Raum für große gesellschaftliche Ereignisse. Das elegant gekleidete Publikum, das den Saal bevölkerte, trank Cocktails zu den dezenten Klängen eines Trios aus Klavier, Bass und Schlagzeug. Ein Mann im Smoking stand an der Tür, um verspätete Gäste zu begrüßen und unerwünschte draußen zu halten. Als er Schwester Peg und die Kamera-Crew um die Ecke biegen sah, ahnte er nichts Gutes.
Schwester Peg ging direkt auf den Mann zu und hielt ihm eine Stoppuhr vor die Nase. »Denken Sie schnell«, sagte sie. »Die Kamera läuft.« In panischem Schrecken griff der Mann zum Telefon. Doch Ruben legte, stumm wie immer, seine kräftige Hand auf den Apparat und schüttelte stirnrunzelnd den Kopf.
»Sehen Sie«, sagte Schwester Peg. »Wir haben sechs Wochen lang praktisch nur Käse gegessen, und wir sind es leid. Sie haben nun zwei Möglichkeiten. Die eine – und ich will gleich dazu sagen, dass es die bessere ist – besteht darin, dass Sie die Koordinatorin dieser Veranstaltung finden und ihr sagen, dass hier draußen eine Nonne mit einer Kamera-Crew von CNN und zwölf hungrigen Menschen ist. Raten Sie der Frau, uns herzlich zu empfangen und zu bewirten. Die Gegenleistung ist eine sehr vorteilhafte und menschlich ansprechende Story im nationalen Fernsehen.«
Der Mann im Smoking hörte aufmerksam zu. Er wusste nicht recht, was er von der terroristischen Nonne halten sollte.
»Die zweite Möglichkeit besteht darin«, fuhr Schwester Peg fort, »die Sicherheitskräfte zu rufen und uns hinauszuwerfen, was sich – da werden Sie mir zustimmen – im Fernsehen ebenfalls sehr gut machen würde. Haben Sie das verstanden?«
Der Mann blickte an Schwester Peg vorbei und sah hinter ihr die verängstigten Gesichter von alten Leuten und einem kleinen Kind. Sie standen dicht zusammengedrängt hinter ihrer Beschützerin. Sie vertrauten ihr, und das bedeutete, sie hatte ihr Vertrauen verdient und war nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.
Schwester Peg schnippte vor dem Gesicht des Mannes mit den Fingern. »Ich habe Sie gefragt, ob Sie das verstanden haben.«
»Ja, Schwester«, sagte der Mann.
»Ausgezeichnet.« Schwester Peg drückte auf die Stoppuhr. »Sie haben sechzig Sekunden. Wenn Sie danach nicht zurück sind, gehen wir ohne Sie hinein. Also los.« Die Uhr tickte.
Der Mann verschwand. Ruben hob den Kopf und schnupperte. Es roch nach gegrillten Filets und Hummer und flüssiger Butter. Er lächelte Schwester Peg zu, kreuzte die Arme vor der Brust und ballte die Fäuste. Dann öffnete und schloss er die Fäuste wie auf- und zuschnappende Klauen. Er liebte Hummer.
Schwester Peg nickte und zwinkerte ihm zu. Der Mann im Smoking kam zwölf Sekunden vor Ablauf des Ultimatums zurück mit einer gertenschlanken Dame im Schlepptau. Sie streckte Schwester Peg die Hand entgegen. »Hallooo«, sagte sie. »Ich heiße Eleanor Colvin, und wie ist Ihr Name?«
»Schwester Peg. Ich führe ein Heim …«
Eleanor hob sanft abwehrend die Hand. »Bitte, erzählen Sie mir das doch während des Essens.«
Schwester Peg war für einen Moment sprachlos. Sie hatte mit etwas Widerstand gerechnet, wenigstens mit ein paar verächtlichen Blicken und höhnischen Bemerkungen. Schließlich sagte sie. »Das ist sehr großzügig von Ihnen.«
»Ich bitte Sie«, entgegnete die Dame. »Ich sitze am erbärmlichsten Tisch in der Geschichte der Galaveranstaltungen und muss mir die Tiraden meines Tischnachbarn über das mangelnde Interesse Hollywoods an seinen Drehbüchern anhören. Ich kann Ihnen gar nicht genug für meine Rettung danken.« Damit führte Eleanor die Bewohner des Care Centers in den Ballsaal.
Obwohl einige der Anwesenden entsetzt waren, dass sie ihren Überfluss mit »diesen Leuten« teilen sollten, waren die meisten bereits genug alkoholisiert, um darüber hinwegzusehen.
Die Bedienung stellte rasch einen Tisch für die Care-Center-Leute auf. Alissa war völlig verzaubert von dem Glanz des Ballsaals. Sie sagte zu Ruth, sie fühle sich wie Aschenputtel.
Ruth, die den Cabernet genoss, riet Alissa, nach dem schönen Prinzen Ausschau zu halten. Ruben aß Hummer und legte nach jedem Bissen eine kurze Pause ein, um einem der älteren Heimbewohner das Fleisch klein zu schneiden. Während die Suppe serviert wurde, filmte die CNN-Crew und machte Interviews mit einigen der geladenen Berühmtheiten.
Eleanor Colvin sprach auf der
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